Daimler legt Sparprogramm auf E-Autos kosten Konzernrendite
Elektromotoren bestehen aus deutlich weniger Teilen, Elektroautos versprechen weniger Gewinn. Daimler verordnet sich selbst ein Sparprogramm - dem Vorstandschef Zetsche reicht dies jedoch nicht aus.
Bei allen Widersprüchlichkeiten in puncto Nachhaltigkeit dominieren Elektrofahrzeuge die Unternehmenspolitik von Daimler. Allerdings schrumpft damit auch die Rendite, wie der Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche den Daimler-Investoren in drastischen Zahlen eröffnete - empfindlicher Kursrutsch an der Börse inklusive.
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Gute Quartalszahlen für Daimler - ein Blick in die Vergangenheit?
Die rund 600.000 verkauften Autos aus dem zweiten Quartal dieses Jahres brachten unter dem Strich eine Umsatzrendite von knapp über zehn Prozent - Ziel erreicht? Bei Weitem nicht, Dieter Zetsche bereitete seine Investoren auf harte Zeiten vor: Ein Sparprogramm soll in den kommenden Jahren rund vier Milliarden Euro einspielen, indem bei Material- und Produktionskosten gekürzt wird und die Markteinführung beschleunigt wird.
Auf der anderen Seite wird der Smart ab 2020 ausschließlich elektrisch angetrieben werden. Dieser Trend macht aber auch vor den mehr als 50 Mercedes-Modellen nicht Halt: Im Jahr 2022 sollen diese entweder mit reinem Elektro- oder Hybrid-Antrieben angeboten werden. Das große Ziel: Ein Viertel der abgesetzten Fahrzeuge fährt 2025 elektrisch. Dabei spekuliert Zetsche darauf, dass bis dahin die Batteriekosten drastisch gesunken sind, sodass sich auch die heute im Vergleich zum Verbrennungsmotor höheren Kosten wieder auf ein normales Niveau einpendeln - und natürlich die Gewinnspanne.
Elektroautos schmälern Gewinnspanne - Renditeziel gesenkt
Es liegt jedoch auf der Hand, dass insbesondere zu Beginn der Umstellung auf Elektromotoren hohe Kosten zu erwarten sind. Die Investoren sollten sich also darauf vorbereiten, dass das Daimler-Renditeziel von zehn Prozent für eine gewisse Zeit nicht erreicht werden dürfte. Zetsche erwartet einen Korridor zwischen acht und zehn Prozent, auch wenn der Konzern noch so lang wie möglich an den konventionellen Antrieben festhalten will.
Es liegt jedoch auf der Hand, dass insbesondere zu Beginn der Umstellung auf Elektromotoren hohe Kosten zu erwarten sind."
Gleichzeitig müssen jedoch die Investitionen erhöht werden: von 4,6 Prozent bezogen auf den Umsatz im Jahr 2016 auf 5,0 in 2017 und 6,0 Prozent im kommenden Jahr. Forschung und Entwicklung sollen von 6,4 Prozent des Umsatzes auf 7,0 Prozent pro Jahr gesteigert werden.
Neben der Absenkung dieser Quote ab 2020 wird sich der größte Teil des Sparprogramms jedoch aus den Optimierungen in der Produktion generieren. Die Senkung des Wertschöpfungsanteils soll sich demnach aus der Umstellung auf Elektroantriebe ergeben, die weniger arbeitsintensiv als Verbrennungsmotoren sind. Aktuelle Schätzungen bezeichnen den Wertschöpfungsanteil "Motor" auf ca. 30%. Bei zukünftigen Elektrofahrzeugen übernimmt die Batterie eine dominierende Stellung. Diese wird aber nicht durch die Automobiliproduzenten hergestellt, sondern muß zugekauft werden!
Daraus folgt jedoch auch, dass die Anzahl der Beschäftigten bei Mercedes nur zu halten ist, wenn deutlich mehr Fahrzeuge abgesetzt werden können - die Investoren scheinen skeptisch zu sein, wie die Aktienkurse belegen.
Was dabei aber auch komplett übersehen wird, ist dass bei den ganzen Zielvorgaben und Gewinnplanungen der Automobilfirmen auch die Käufer mitspielen müssen. Nur wenn von Seiten der Verbraucher auch die Fahrzeuge zukünftig gekauft werden und dies tun sie nur, wenn der Gebrauch der Fahrzeuge gleich einfach zu handhaben ist, wie bei den bisherigen Verbrennungsmotoren. Das heißt auch, dass das Aufladen und die Reichweite eines Fahrzeugs, sowie der Preis zukünftig ein entscheidendes Kaufkriterium darstellt. Aktuell gibt es in ganz Deutschland nur 10.700 Ladepunkte (inkl. Ladesäulen d. Energieunternehmen, Parkplätze und Parkhäuser). Dies könnte sich noch zu einem Nadelöhr entwickeln. Selbst die vorbildlichen Norweger haben mit diesem Problem zu kämpfen. Es gibt nämlich nicht genügend Ladestationen in Oslo und die neu zu installierenden Ladestationen kommen mit den neu gekauften E-Autos nicht hinterher. Aktuell rät sogar die Elektrowagenvereinigung (Norsk Elbilforening) Autofahrern in Oslo vor einem Kauf ab. Die größte Herausforderung für die Automobilherstellern wird sein, dass eine funktionierende Infrastruktur hierfür so schnell als möglich aufgebaut wird.