Der Markt für Staatsanleihen bereitet Sorgen Eher Mitmach- als Euphorieblase
Die Märkte für Staatsanleihen in Europa sind wie leergefegt, die Kurse bewegen sich auf Rekordniveau - typische Anzeichen einer Blase? Normalerweise ist Blasenbildung euphoriegetrieben. Investoren springen in Hoffnung auf Gewinne auf einen fahrenden Zug auf und treiben die Kurse nach oben, bis die Stimmung kippt und die Blase platzt. Doch von einer Euphorieblase kann an den Rentenmärkten keine Rede sein.
Zur Jahresmitte hin sank die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen erstmals unter die Nulllinie, was gleichbedeutend ist mit Höchstständen bei den Kursen. Bei kürzerlaufenden Papieren gehören Negativrenditen schon länger zum "Normalzustand". Bei Staatsanleihen anderer europäischer Länder sieht es nicht viel anders aus. Die Renditen liegen - in Abhängigkeit von der Emittenten-Bonität - zwar im Schnitt etwas höher, aber auch hier gibt es den Trend zu sinkenden Renditen bzw. steigenden Kursen.
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EZB sorgt für künstlichen Nachfrageschub
Diese Entwicklung hat einen einfachen Grund - die EZB. Mit ihrem Anleiheaufkaufprogramm ist sie zum Hauptakteur an den Rentenmärkten geworden. Monat für Monat kauft sie Papiere im Umfang von 80 Milliarden Euro vom Markt und sorgt so für eine künstliche Verknappung, die die Kurse treibt. Gleichzeitig bewirkt ihre fortgesetzte Niedrigszinspolitik, dass Investoren die Anlagealternativen fehlen. Deshalb sind derzeit sogar Papiere gefragt, die unter normalen Umständen keine Käufer finden würden.
Gerade institutionellen Investoren, wie Versicherern, bleibt vielfach nichts anderes übrig, als sich am Rentenmarkt zu engagieren, auch wenn die Rahmenbedingungen ungünstig sind. Sie sind schon alleine aufgrund der bestehenden Anlagevorschriften dazu gezwungen. Die Kurs-"Hausse" ist also keine Euphorieblase, eher ließe sich von einer Mitmachblase sprechen. Auf kurze Sicht deutet wenig darauf hin, dass sich etwas an der Situation ändert. Doch was ist, wenn das nicht mehr gilt?
Das Kurshoch an den Rentenmärkten birgt große Risiken in sich."
Gefährlich wäre ein plötzlicher Zinsanstieg
Dann könnte es zu einem gefährlichen "Platzen" der Blase kommen, die manche Euphorieblase in den Schatten stellt. Die EZB kann ihr Anleiheaufkaufprogramm nicht unbegrenzt fortsetzen, sie hat jetzt schon Papiere im Umfang von mehr als einer Billion Euro in ihrem Bestand. Ihr "Nachfrageschub" wird also nicht ewig anhalten. Darüber hinaus gibt es viele Unwägbarkeiten. Wie sieht die Zinsentwicklung weltweit - insbesondere in den USA - aus, können die Zentralbanken weiter auf das Vertrauen der Märkte bauen, wie entwickelt sich die Konjunktur? Auch davon hängt die Zins- und Kursentwicklung an den Rentenmärkten ab.
Schlimm wäre ein plötzlicher Zinsanstieg, er würde die Kurse rasch purzeln lassen und massive Schäden in den Bilanzen vieler Investoren hinterlassen - mit möglichen dramatischen Folgen über die betroffenen Unternehmen hinaus. Das Kurshoch an den Rentenmärkten birgt große Risiken in sich.