Insgesamt hatte man rund 20.000 Polizisten bundesweit zusammengezogen

Serie Zur Person: Gruppenführer der Berliner Polizei berichtet Ein Polizist im G20-Einsatz

Gut drei Wochen nach dem G20-Gipfel in Hamburg haben sich die Wogen um die heftigen Ausschreitungen während der Veranstaltung etwas geglättet und die Hansestadt ist weitgehend zur Normalität zurückgekehrt. Doch die dramatischen Ereignisse des ersten Juli-Wochenendes wirken bei vielen immer noch nach - zum Beispiel bei den beteiligten Polizisten im Einsatz.

Moritz K. ist einer von ihnen. Der 27-Jährige ist Gruppenführer bei der Berliner Polizei und gehörte zu einer Einheit, die zur "Aushilfe" beim G20-Gipfel in Hamburg abkommandiert war. Insgesamt hatte man rund 20.000 Polizisten bundesweit zusammengezogen. Dies sollte nicht ausreichen, wie sich herausstellte. In der Zeitung "Welt" hat Moritz K. jetzt von seinen Eindrücken und Empfindungen beim Hamburg-Einsatz berichtet.

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Als Berliner Polizist einiges gewohnt

Als Mitglied der Berliner Polizei ist er einiges gewohnt. Die Krawalle zum 1. Mai in Kreuzberg gehören dort bereits sei 30 Jahren zur "Normalität" und auch sonst hat Deutschlands Hauptstadt einiges zu bieten, wenn es um Protest"kultur" und Auseinandersetzungen mit Kriminellen geht. Doch auch für Moritz K. war der Einsatz in Hamburg etwas Außergewöhnliches. Dabei hatte er sich gut vorbereitet. Bereits zwei Wochen vor dem Ereignis traf er sich mit Kollegen, um sich auf den Gipfel-Einsatz einzustellen. Gewalttätige Proteste hatte man erwartet, man besprach, wie am besten vorzugehen sei. Die Polizisten waren sich einig, die Straße nicht den Gewalttätern überlassen zu wollen. 

Es kam zum Teil anders. In Hamburg befanden sich Moritz K. und seine Kollegen im Dauer-Einsatz, der bis an die Grenzen der Erschöpfung ging. Fehlender Schlaf, erlittene Verletzungen und die Anspannung aller körperlichen Kräfte forderten ihren Tribut. Manches merkte er erst nach dem Einsatz.

Die Polizisten waren sich einig, die Straße nicht den Gewalttätern überlassen zu wollen." 

Die Bilder von fliegenden Pflastersteinen, Tränengasbomben und verletzten Kollegen verfolgen ihn bis heute, ebenso das Gefühl der Ohnmacht angesichts brennender Barrikaden, Plünderungen und hemmungsloser Gewaltausbrüche im Schanzenviertel. Für ihn sind einige der Gewalttäter schlicht Terroristen - wer mit Präzisionswillen Stahlkugeln abschieße, Molotowcocktails und Gehwegplatten auf Menschen werfe, sei bereit zu töten. Was sei das anderes als Terrorismus?

Nur Verachtung für die Gewalttäter

Körperlich fühlt sich der Berliner Polizist heute wieder vollkommen fit. Aber es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis Moritz K. seinen Hamburg-Einsatz auch innerlich verarbeitet hat. Immerhin kann er Hamburg neben vielen Negativ-Erlebnissen auch Positives abgewinnen. Die Bürger hätten verstanden, wie wichtig die Polizei für ihren Schutz sei und über die gezeigte Sympathie hat er sich gefreut. Für die Gewalttäter hat er dagegen nur Verachtung übrig, ihr Verhalten sei nicht nur kriminell, sondern auch feige.

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