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Finanzlexikon Eine Anleihenorder

Anleihen sind ein zentrales Instrument des Kapitalmarkts. Als verzinsliche Schuldverschreibungen bieten sie eine planbare Ertragskomponente und stellen für Emittenten wie Staaten, Banken oder Unternehmen eine wichtige Finanzierungsquelle dar.

Für Anleger sind Anleihen interessant, weil sie zwischen Sicherheit und Rendite eine ausgewogene Balance bieten können – abhängig von Emittent, Laufzeit und Bonität. Doch wie funktioniert eigentlich eine Anleihenorder in der Praxis? Welche Informationen sind nötig, wie läuft der Kauf oder Verkauf ab, und welche Kosten entstehen dabei?

Benötigte Informationen für eine Anleihenorder

Im Gegensatz zu Aktien oder Fonds, bei denen das Produktangebot oft übersichtlich gestaltet ist, sind Anleihen ein heterogeneres Anlageinstrument. Es existieren unzählige Varianten, Laufzeiten, Zinsmodelle und Emittenten – was eine sorgfältige Auswahl und präzise Orderangaben erforderlich macht.

Zu den zentralen Informationen für eine Anleihenorder zählen:

  • ISIN oder WKN der Anleihe: Diese Nummer identifiziert die genaue Schuldverschreibung und vermeidet Verwechslungen mit ähnlich klingenden Emissionen desselben Emittenten.
  • Nominalbetrag oder Stückzahl: Meist wird der Nennwert in Euro angegeben, also beispielsweise 1.000 €, 5.000 € oder mehr. Manche Anleihen sind in Mindeststückelungen handelbar.
  • Kauf oder Verkauf: Es muss klar sein, ob die Anleihe neu ins Depot aufgenommen oder veräußert werden soll.
  • Orderart: Die häufigsten Varianten sind Market-Order (zum nächstmöglichen Kurs) oder Limit-Order (nur bei Erreichen eines bestimmten Preises).
  • Handelsplatz: Die Order kann über regulierte Börsen (wie die Börse Frankfurt oder Xetra) oder außerbörslich (OTC, z. B. im Direkthandel mit Emittenten oder Banken) abgewickelt werden.
  • Laufzeitbewusstsein: Anleger müssen sich bewusst sein, dass sie eine Anleihe mit einem fixen Fälligkeitsdatum erwerben – vorzeitige Verkäufe sind zwar möglich, aber kursabhängig.

Da Anleihen auch mit speziellen Bedingungen wie Kündigungsrechten, Nachrangklauseln oder variabler Verzinsung ausgestattet sein können, ist es ratsam, sich vor der Order intensiv mit den Emissionsbedingungen (den sogenannten Anleihebedingungen oder Termsheets) vertraut zu machen.

Der Ablauf einer Anleihenorder

Ist die Entscheidung für eine bestimmte Anleihe gefallen, verläuft die Order technisch ähnlich wie bei anderen Wertpapieren – mit einigen Besonderheiten im Timing und in der Preisstellung.

  1. Orderaufgabe: Die Order wird über das Depot bei einer Bank oder einem Broker erteilt. Der Anleger gibt die ISIN ein, bestimmt den Nominalwert und legt die Orderart fest. Bei Limit-Orders sollte auch ein konkreter Höchst- oder Mindestpreis angegeben werden.
  2. Orderweiterleitung: Die Bank leitet die Order an den gewählten Handelsplatz weiter. Bei börsengehandelten Anleihen erfolgt dies über regulierte Plattformen, bei außerbörslichem Handel über Handelsplätze wie Tradegate oder direkt über Handelspartner der Bank.
  3. Preisfindung und Ausführung: Im Gegensatz zu Aktien werden Anleihen nicht kontinuierlich gehandelt. Die Preisstellung erfolgt oft nur mehrmals täglich oder auf Anfrage. Deshalb kann es bei geringer Liquidität zu Verzögerungen oder Teilausführungen kommen.
  4. Abrechnung und Verbuchung: Nach Ausführung der Order erhält der Anleger eine Kaufabrechnung. Die Anleihe wird im Depot verbucht, der Kaufbetrag (inklusive Stückzinsen und Gebühren) dem Referenzkonto belastet.
  5. Zinszahlung und Laufzeitüberwachung: Je nach Emissionsbedingungen zahlt die Anleihe während der Laufzeit regelmäßig Zinsen (Kupons), die dem Konto gutgeschrieben werden. Am Ende der Laufzeit erfolgt die Rückzahlung des Nennbetrags – sofern der Emittent zahlungsfähig bleibt.

Anfallende Kosten bei einer Anleihenorder

Eine Anleihenorder erfordert etwas mehr Aufmerksamkeit und Sachkenntnis als eine Aktienorder, ist jedoch mit den richtigen Informationen gut handhabbar. Die Auswahl der passenden Anleihe, die Wahl des Handelsplatzes und das Verständnis für Preisbildung und Stückzinsen sind dabei entscheidende Faktoren."

Der Erwerb oder Verkauf einer Anleihe ist mit spezifischen Kosten verbunden, die sich sowohl aus der Orderabwicklung als auch aus den Marktgegebenheiten ergeben. Wichtig ist, dass einige dieser Kosten nicht unmittelbar als Gebühr sichtbar, aber dennoch relevant für die Rendite sind.

Zu beachten sind insbesondere:

  • Orderprovision der Bank: Diese kann pauschal (z. B. 5 € je Order) oder volumenabhängig (z. B. 0,25 % des Ordervolumens) berechnet werden – abhängig vom Anbieter.
  • Börsengebühren bzw. Spesen: Beim Börsenhandel fallen zusätzliche Gebühren des Handelsplatzes an, insbesondere bei internationalen Anleiheplätzen.
  • Stückzinsen: Wer eine Anleihe im laufenden Zinsjahr kauft, zahlt dem Verkäufer die bis dahin aufgelaufenen Zinsen anteilig mit. Diese Stückzinsen werden bei der Abrechnung separat ausgewiesen und sind ein regulärer Bestandteil der Transaktion.
  • Spread (Geld-Brief-Spanne): Besonders im außerbörslichen Handel kann der Spread – also die Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufskurs – hoch sein. Er stellt eine indirekte Kostenkomponente dar, die durch mangelnde Marktliquidität oder hohe Nachfrage zustande kommen kann.

Transparente Broker und Banken weisen die Gesamtkosten der Order im Orderticket aus, bevor die Transaktion endgültig freigegeben wird.

Fazit

Eine Anleihenorder erfordert etwas mehr Aufmerksamkeit und Sachkenntnis als eine Aktienorder, ist jedoch mit den richtigen Informationen gut handhabbar. Die Auswahl der passenden Anleihe, die Wahl des Handelsplatzes und das Verständnis für Preisbildung und Stückzinsen sind dabei entscheidende Faktoren. Wer sich zudem mit der Kostenstruktur vertraut macht, kann gezielter investieren und besser einschätzen, welche Nettoerträge zu erwarten sind.

In einem Umfeld, in dem Zinsen wieder eine größere Rolle spielen, sind Anleihen für viele Anleger ein wiederentdecktes Instrument. Eine sorgfältige Orderabwicklung ist dabei der erste Schritt zu einem ausgewogenen Portfolio mit festen Ertragskomponenten.

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