1.000 neue ETFs in nur sechs Monaten ETF-Branche mit neuen Produkten
Weltweiter Rekord bei ETF-Neuauflagen – was hinter dem Boom steckt und was Anleger daraus ableiten können.
Noch nie wurden in einem Halbjahr weltweit so viele neue börsengehandelte Fonds (ETFs) auf den Markt gebracht wie in den ersten sechs Monaten dieses Jahres. Mit über 1.000 neuen Produkten – netto, also abzüglich eingestellter Fonds – erlebt die Branche einen historischen Höchststand. Gleichzeitig ist auch das weltweit in ETFs verwaltete Vermögen auf ein neues Allzeithoch geklettert. Der Boom scheint ungebrochen – sowohl bei institutionellen als auch bei privaten Investoren.
Diese Entwicklung ist mehr als nur ein Zufall. Sie zeigt, wie dynamisch sich der ETF-Markt entwickelt und welche zentrale Rolle Indexprodukte heute für die Kapitalanlage spielen. Doch sie wirft auch Fragen auf: Braucht der Markt wirklich so viele neue Fonds? Woher kommt die Innovationsflut – und wohin könnte sie führen?
Treiber des Wachstums: Nachfrage, Regulierung und Wettbewerb
Hinter der Flut neuer Produkte stehen mehrere Faktoren. Zunächst ist da die ungebrochene Nachfrage nach kostengünstigen, transparenten und breit gestreuten Investments. Gerade in einem Umfeld schwankender Märkte und geopolitischer Unsicherheiten suchen Anleger nach Produkten, die planbar, liquide und nachvollziehbar sind – Eigenschaften, die ETFs im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds besonders stark auszeichnen.
Hinzu kommt ein zunehmend harter Wettbewerb unter Anbietern. Die großen ETF-Gesellschaften – allen voran BlackRock (iShares), Vanguard, Amundi, DWS oder State Street – versuchen, ihre Marktanteile zu sichern oder auszubauen. Dabei reicht es nicht mehr, einfach nur den DAX oder den MSCI World abzubilden. Gefragt sind differenziertere Produkte, die Nischen besetzen, neue Themen aufgreifen oder gezielt regulatorische Vorteile bieten.
Thematisierung und Spezialisierung als Innovationstreiber
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Ein besonders auffälliger Trend ist die Zunahme sogenannter Themen-ETFs.
Ob künstliche Intelligenz, nachhaltige Infrastruktur, Wasserstoffwirtschaft, Raumfahrt oder Cybersecurity – fast jedes gesellschaftlich oder technologisch relevante Thema lässt sich heute mit einem ETF abbilden.
Diese Produkte sprechen oft gezielt Privatanleger an, die nicht nur breit streuen, sondern gezielt auf Zukunftstrends setzen wollen.
Daneben entstehen auch immer mehr ETFs mit alternativen Gewichtungsmethoden, ESG-Filtern oder Faktoren wie Value, Growth oder Momentum.
Selbst im Anleihebereich wächst das Angebot – etwa durch ETFs auf Unternehmensanleihen, Green Bonds oder inflationsgeschützte Staatsanleihen.
Allerdings gilt: Je spezialisierter ein ETF, desto weniger breit ist oft die tatsächliche Streuung.
Themen-ETFs etwa können stark konzentriert sein und in Einzelbranchen hohe Risiken mit sich bringen – auch wenn sie äußerlich wie ein breit gestreutes Produkt wirken.
Rekordvolumen bei verwaltetem Vermögen – ein Zeichen institutioneller Reife
Der Rekord bei ETF-Neuauflagen ist Ausdruck eines lebendigen, wettbewerbsgetriebenen und zunehmend differenzierten Marktes. Für Anleger ist das grundsätzlich positiv: Mehr Auswahl bedeutet mehr Gestaltungsspielraum. Doch es erfordert auch mehr Kompetenz, Unterscheidungsvermögen und Disziplin bei der Produktauswahl."
Parallel zur Produktvielfalt wächst auch das in ETFs angelegte Kapital. Das weltweit verwaltete Vermögen hat zuletzt ein neues Rekordhoch erreicht – getrieben nicht nur durch steigende Kurse, sondern auch durch kontinuierliche Mittelzuflüsse. Dabei fällt auf: Institutionelle Investoren setzen verstärkt auf ETFs, etwa für taktische Allokationen, Cash-Management oder als Baustein in Overlay-Strategien.
Für viele Großanleger ist die Handelbarkeit in Echtzeit, die Transparenz der Zusammensetzung und die Kosteneffizienz eines ETFs inzwischen unverzichtbar. Damit ist das Produkt, das einst als Alternative für Kleinanleger gedacht war, längst in der Mitte des institutionellen Portfoliomanagements angekommen.
Chancen und Risiken für Privatanleger
Die wachsende Zahl an ETFs eröffnet Anlegern einerseits neue Möglichkeiten: Sie können Portfolios individueller gestalten, gezielter steuern und auch mit kleinen Beträgen in komplexe Themen investieren. Doch der Boom birgt auch Risiken.
Nicht jeder neue ETF ist sinnvoll. Manche Produkte wirken konstruiert, kurzfristig gedacht oder dienen eher dem Marketing als der langfristigen Wertentwicklung. Anleger sollten daher prüfen:
- Wie breit ist der ETF tatsächlich gestreut?
- Wie liquide sind die zugrunde liegenden Märkte?
- Ist das Thema langfristig tragfähig oder eher spekulativ?
- Entspricht die Gewichtung der eigenen Risikoneigung?
Ein übervolles Angebot macht Auswahl schwieriger – nicht leichter. Qualität und Passung zur persönlichen Strategie bleiben entscheidend.
Fazit: Der ETF-Markt wächst – aber nicht blind
Der Rekord bei ETF-Neuauflagen ist Ausdruck eines lebendigen, wettbewerbsgetriebenen und zunehmend differenzierten Marktes. Für Anleger ist das grundsätzlich positiv: Mehr Auswahl bedeutet mehr Gestaltungsspielraum. Doch es erfordert auch mehr Kompetenz, Unterscheidungsvermögen und Disziplin bei der Produktauswahl.
ETFs bleiben ein zentrales Element moderner Vermögensbildung – doch der Trend zur Spezialisierung macht sie komplexer. Wer ihre Vorteile nutzen will, muss den Blick fürs Wesentliche behalten: einfache Strukturen, klare Indizes, langfristige Perspektive. Denn auch wenn der Markt vor lauter Innovationen zu explodieren scheint – nicht jeder neue Fonds ist auch ein sinnvoller Baustein für die Geldanlage.

Ich glaube, dass die Zusammenarbeit mit motivierten Menschen auf beiden Seiten zusätzliche Energie freisetzt