Veraltete Denkmodelle und Statistiken Exportweltmeister Deutschland in der Kritik
Im vergangenen Jahr hat Deutschland einen Leistungsbilanzüberschuss von 296,4 Mrd. Dollar erzielt. Das ist Weltrekord. Kein anderes Land auf dem Globus kann einen vergleichbaren Wert vorweisen. Der Rekordüberschuss ist vor allem den starken Exporten zu verdanken.
Was viele hierzulande als Ausweis deutscher Wirtschaftskraft positiv werten, wird woanders eher mit Sorgenfalten gesehen. US-Präsident Donald Trump ist keineswegs der einzige, der gegen die deutschen Überschüsse wettert. Der IWF hat kürzlich eine kritische Analyse des Exportwunders vorgelegt - wenn auch nicht so laut und polternd wie Trump.
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Es kommt auf die Sichtweise an
Betrachtet man die reinen Zahlen, so fällt Deutschland tatsächlich "aus dem Rahmen". Absolut gesehen folgt Japan beim Leistungsbilanzüberschuss mit 196,1 Mrd. Dollar erst mit weitem Abstand auf Platz 2, danach die Volksrepublik China mit 164,9 Mrd. Dollar. Allerdings relativiert sich das Bild etwas, wenn man die einzelnen Volkswirtschaften ins Verhältnis setzt. Der deutsche Überschuss entspricht 8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, das ist ein ordentlicher Wert, aber nicht Spitze. Hier führt der Stadtstaat Singapur mit 18,8 Prozent (absolut gesehen auf Rang 7). Mehr zu bieten haben auch Taiwan (14,4 Prozent), Thailand (10,6 Prozent), die Niederlande (10,2 Prozent) und die Schweiz (9,8 Prozent) - alles Export-Schwergewichte.
Schon hier zeigt sich: es kommt auf die Sichtweise an. Der IWF analysiert die Lage nach der klassischen Lehre der Außenwirtschaftstheorie. Danach ist - grob gesprochen - der deutsche Überschuss vor allem der Tatsache zu verdanken, dass die Deutschen "unter ihren Verhältnissen" leben. Sie sparen zu viel, investieren und konsumieren dagegen zu wenig. Folgerichtig empfiehlt der IWF, die Staatsausgaben zu steigern - zum Beispiel, um Infrastruktur-Investitionen zu finanzieren -, Löhne und Gehälter für mehr Konsum zu erhöhen und das Rentenalter anzuheben, weil dann weniger fürs Alter gespart wird.
Im vergangenen Jahr hat Deutschland einen Leistungsbilanzüberschuss von 296,4 Mrd. Dollar erzielt. Das ist Weltrekord."
Ein Relikt aus alten Zeiten
Abgesehen davon, dass der deutsche Überschuss relativ nicht so dramatisch ausfällt, gibt es Zweifel, ob die nationale Betrachtung von Volkswirtschaften im Zeitalter der Globalisierung überhaupt noch Sinn macht.
Die statistische Größe "Leistungsbilanzüberschuss" wäre demnach ein Relikt aus alten Zeiten.
Eins ist unbestritten: Deutschland profitiert bei Exporten vom schwachen Euro. Dessen künstliche Verbilligung durch die EZB ist ein Grund, warum wir Exportweltmeister sind.
Ich glaube, dass Menschen, die sich ihrer Ziele und Werte bewusst werden, sorgenfreier leben.
