Faktorbasiertes Investieren mit ETFs

Neue Begrifflichkeit Faktorbasiertes Investieren

Die klassische Lehre des wissenschaftlichen Investierens ist, Risiken möglichst breit zu streuen und "den Markt" zu kaufen, statt auf einzelne Aktien zu setzen. Denn der Markt führt eine risikoadäquate Bewertung durch, bei der alle verfügbaren Informationen bereits berücksichtigt sind.

Diese Investment-Empfehlung beruht maßgeblich auf der sogenannten Markteffizienzhypothese des US-Ökonomen und Wirtschaftsnobelpreisträgers Eugene F. Fama. Ihr Kern liegt in der Aussage, dass es auf Dauer nicht möglich sei, durch gezielte Aktienauswahl den "Markt zu schlagen". Allerdings hat der Erfinder der Effizienzhypothese dies selbst modifiziert und damit zugleich die Grundlage für faktorbasiertes Investieren geschaffen.

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Drei-Faktorenmodell als erste Grundlage

Fama konnte gemeinsam mit seinem Kollegen Kenneth French statistisch nachweisen, dass es neben dem allgemeinen Marktrisiko noch zwei weitere Faktoren gibt, die Aktienrenditen beeinflussen: die Unternehmensgröße und die Bewertung - "der Value". Das Fama-French-Dreifaktorenmodell war geboren. Kleinere börsennotierte Unternehmen und niedrig bewertete Unternehmen weisen demnach ein systematisches "Rendite-Plus" auf. Diese Erkenntnis steht nicht unbedingt im Widerspruch zur Markteffizienz. Die Überrenditen können als marktkonforme Entschädigung für ein größeres systematisches Risiko interpretiert werden.

Seit der Arbeit von Fama/French wurde intensiv nach weiteren Faktoren geforscht, die Überrenditen versprechen. Inzwischen wurden hunderte Faktoren identifiziert, die Einfluss auf Aktienrenditen haben sollen. Im Kern sind es vor allem fünf Faktoren, die als relevant angesehen werden: neben Size (geringe Unternehmensgröße) und Value (niedrige Bewertung) auch Quality (Substanzwerte mit niedriger Verschuldung und stabilen Erträgen), Momentum (positive Kursdynamik) und Low Volatility (geringe Kursschwankungen). Außer dem Risiko als Erklärung für Überrenditen werden auch andere Erklärungsansätze für Überrenditen geliefert, zum Beispiel das Verhalten der Marktteilnehmer oder strukturelle Hürden.

Es gibt zwei Faktoren, die Aktienrenditen beeinflussen: die Unternehmensgröße und die Bewertung."

Faktorbasiertes Investieren mit ETFs

Faktorbasiertes Investieren versucht durch gezieltes Filtern von Aktien nach Faktor-Kriterien aus dem Gesamtmarkt zu einem besseren Ergebnis zu kommen als im Marktschnitt. Die Umsetzung erfolgt bevorzugt mit ETFs. Dabei findet man sowohl ETFs, die sich auf einzelne Faktoren - zum Beispiel Value - konzentrieren als auch sogenannte Multifaktor-ETFs, die in ihrer Portfoliozusammensetzung mehrere Faktoren berücksichtigen.

Auch wenn versucht wird, Überrendite zu erzielen, ist faktorbasiertes Investieren kein Gegensatz zum passiven Investieren, denn das Rendite-Plus lässt sich vom Markt her erklären. Da die Wirksamkeit von Faktoren im Zeitablauf schwanken kann, sollten Anleger nur mit Beratung durch spezialiserte Experten nach dieser Strategie investieren.

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