Finanzlexikon Finanzberatung gegen Provisionen
Finanzberatung gegen Provisionen, auch „provisionsbasierte Beratung“ genannt, ist ein weit verbreitetes Modell im Finanzsektor, bei dem Berater für die Vermittlung und den Verkauf von Finanzprodukten Provisionen von den jeweiligen Produktanbietern erhalten.
Diese Art der Beratung ist besonders in der Versicherungs- und Anlagebranche populär und gilt als ein wichtiges Standbein der Einkommensstruktur vieler Finanzberatungsunternehmen. Doch sie bringt neben Vorteilen auch Herausforderungen mit sich, da potenzielle Interessenkonflikte die Transparenz und Objektivität der Beratung beeinträchtigen können. Ein umfassender Einblick in diese Beratungsform ist für Verbraucher entscheidend, um eine informierte Entscheidung zu treffen.
Was bedeutet provisionsbasierte Finanzberatung?
Bei der provisionsbasierten Beratung agiert der Finanzberater in einer Art Vermittlerrolle und stellt für Kunden eine Reihe von Finanzprodukten vor, die ihre individuellen Ziele und Bedürfnisse erfüllen sollen. Im Gegensatz zur Honorarberatung, bei der der Kunde eine direkte Gebühr für die Beratungsdienstleistung zahlt, sind bei der Provisionsberatung die Einkünfte des Beraters an die erfolgreiche Vermittlung eines Produktes gebunden.
Die Höhe der Provision variiert in der Regel je nach Produkt, Anbieter und Komplexität des vermittelten Finanzprodukts. Typische Produkte in der provisionsbasierten Beratung umfassen Versicherungen, Investmentfonds, Bausparverträge und Immobilienfinanzierungen. Die Provisionen können hierbei in zwei Formen auftreten:
- Abschlussprovisionen: Einmalige Zahlungen, die der Berater beim Vertragsabschluss erhält.
- Bestandsprovisionen: Laufende Zahlungen, die über die gesamte Vertragslaufzeit hinweg fließen, oft bei Produkten wie Fonds oder Versicherungen.
Vorteile der provisionsbasierten Beratung
Box
Die provisionsbasierte Finanzberatung hat einige bedeutende Vorteile, die sie insbesondere für eine breite Zielgruppe zugänglich machen:
- Kostenfreiheit für den Kunden: In den meisten Fällen zahlt der Kunde bei der provisionsbasierten Beratung direkt keine Gebühr für die Beratungsgespräche. Die Provision wird stattdessen von den Anbietern der Finanzprodukte gezahlt, was die Hürde für Kunden senkt, Beratungen in Anspruch zu nehmen.
- Flexibilität und Produktvielfalt: Da viele Berater ein breites Portfolio an Produkten verschiedener Anbieter anbieten, können sie auf eine Vielzahl von Finanzlösungen zugreifen und Kunden unterschiedlichste Optionen zur Verfügung stellen.
- Weitreichende Verfügbarkeit: Da Berater durch den Produktverkauf selbst Einkommen generieren, haben sie in der Regel einen Anreiz, möglichst viele Kunden zu bedienen. Dies sorgt dafür, dass Finanzberatung für eine große Gruppe von Menschen zugänglich bleibt, insbesondere für jene, die keine hohe Einmalgebühr für eine Honorarberatung zahlen möchten.
Herausforderungen und Risiken der provisionsbasierten Beratung
Die provisionsbasierte Finanzberatung steht häufig in der Kritik, da sie potenzielle Interessenkonflikte mit sich bringt. Die Vergütung des Beraters ist an den Produktverkauf gebunden, was theoretisch dazu führen könnte, dass Produkte empfohlen werden, die für den Berater profitabler sind, aber nicht unbedingt optimal zum Kunden passen.
Einige zentrale Herausforderungen sind:
- Interessenkonflikte: Provisionen könnten dazu verleiten, Produkte zu empfehlen, die hohe Provisionen generieren, statt Produkte, die die besten Konditionen oder das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Diese potenzielle Verzerrung ist besonders problematisch, wenn Kunden über die Provisionen oder die Art der Vergütung nicht transparent informiert werden.
- Geringe Transparenz: In der provisionsbasierten Beratung sind die gezahlten Provisionen nicht immer offen ersichtlich. Kunden haben dadurch unter Umständen keinen klaren Überblick über die tatsächlichen Kosten und die potenziellen finanziellen Anreize für den Berater.
- Kostenintensive Produkte: Provisionsprodukte können für den Kunden teurer sein als Produkte ohne Provisionen, da die Provisionskosten oft in die Gesamtkosten des Produktes eingerechnet werden. Auf lange Sicht, etwa bei Kapitallebensversicherungen oder Investmentfonds, können solche Kosten die Rendite erheblich beeinflussen.
- Geringere Produktunabhängigkeit: Viele provisionsbasierte Berater haben Kooperationen oder Verträge mit bestimmten Produktanbietern, was die Unabhängigkeit der Beratung einschränken kann. Kunden könnten daher nicht immer die beste Produktlösung für ihre Bedürfnisse erhalten.
Schutzmechanismen und regulatorische Maßnahmen
Gerade für umfangreichere und langfristige finanzielle Entscheidungen sollten Kunden abwägen, ob provisionsfreie Beratungsmodelle oder unabhängige Finanzberater nicht eine transparentere und auf langfristige Interessen ausgerichtete Alternative bieten."
Um die Transparenz und Objektivität der Finanzberatung gegen Provisionen zu erhöhen, haben viele Länder Regelungen und Richtlinien implementiert. In Deutschland beispielsweise wird die Finanzberatung durch das Gesetz über das Kreditwesen (KWG) und das Versicherungsvertragsgesetz (VVG) geregelt. Zudem bestehen spezielle Anforderungen an Berater, wie die Registrierung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) und das Absolvieren bestimmter Qualifikationen und Fortbildungen.
Wichtige Schutzmechanismen und Regelungen umfassen:
- Offenlegungspflicht: Berater müssen ihre Vergütungsstruktur und erhaltene Provisionen offenlegen. Kunden sollen dadurch nachvollziehen können, ob und in welcher Höhe der Berater Provisionen erhält.
- Produktunabhängige Beratungsmöglichkeiten: In Deutschland und der EU wird zunehmend auf produktunabhängige Beratungsmöglichkeiten gesetzt. Kunden können in bestimmten Fällen zwischen Honorar- und Provisionsberatung wählen, sodass sie eine finanzielle Beratung auf Basis einer einmaligen Gebühr ohne Provisionsinteresse erhalten können.
- Regelungen durch die EU-Richtlinie MiFID II: Die MiFID II-Richtlinie verlangt von Finanzdienstleistern, ihren Kunden gegenüber alle Vergütungen offenzulegen und im besten Interesse des Kunden zu handeln. Die Anforderungen an Berater und Anbieter werden hierdurch strenger und die Qualität der Beratung soll sich erhöhen.
Wann ist eine provisionsbasierte Beratung sinnvoll?
Eine Beratung gegen Provisionen kann für Kunden sinnvoll sein, die eine erste Orientierung suchen und sich nicht für komplexere Beratungsmodelle wie die Honorarberatung entscheiden möchten. Besonders für Alltagsprodukte, etwa Haftpflichtversicherungen, einfache Anlageprodukte oder Standard-Immobilienfinanzierungen, kann die provisionsbasierte Beratung eine einfache und schnell zugängliche Lösung sein.
Allerdings sollten Kunden, die größere Investitionen tätigen oder langfristige, komplexe Finanzentscheidungen treffen möchten, genau abwägen und die Beratungskosten im Verhältnis zu den angebotenen Produkten kritisch prüfen. Insbesondere bei langfristigen Anlageprodukten kann es sinnvoll sein, provisionsfreie Alternativen wie ETFs oder kostengünstigere Direktinvestitionen in Betracht zu ziehen.
Fazit
Die provisionsbasierte Finanzberatung, anders als die Honorarberatung, stellt eine attraktive Möglichkeit dar, Finanzdienstleistungen ohne sofortige Kosten in Anspruch zu nehmen und Zugang zu einer Vielzahl von Produkten zu erhalten. Doch sollte sich der Kunde der potenziellen Interessenkonflikte und Intransparenz bewusst sein, die in diesem Modell enthalten sind. Eine sorgfältige Prüfung der Produkte und eine Nachfrage nach der Höhe der Provisionen können dazu beitragen, die Entscheidung objektiv zu fällen.
Ich glaube, dass die Zusammenarbeit mit motivierten Menschen auf beiden Seiten zusätzliche Energie freisetzt