Noch hat der Verbrennungsmotor die Nase vorn Fragen und Herausforderungen der E-Mobilität
E-Mobilität wird heute von vielen Seiten propagiert. Die Verabschiedung vom klassischen Verbrennungsmotor steht längst nicht mehr nur auf der Agenda der Grünen, auch andere Parteien haben das Thema Elektroauto für sich entdeckt. Und noch die alte Bundesregierung hat als Ziel "eine Million E-Fahrzeuge auf deutschen Straßen" bis 2020 formuliert.
Die Realität sieht ganz anders aus. Anfang vergangenen Jahres waren hierzulande gerade einmal gut 25.000 Elektroautos unterwegs. Vom angestrebten Millionenziel ist man damit noch zu 97,5 Prozent entfernt. Doch nicht erst seit Dieselgate und der Feinstaub-Problematik wird der Verbrennungsmotor infrage gestellt. Angesichts des Klimawandels und begrenzter fossiler Brennstoffe droht der herkömmliche Antrieb mehr und mehr zum Auslaufmodell zu werden.
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Noch hat der Verbrennungsmotor die Nase vorn
Die deutsche Automobilindustrie hat diese Herausforderung, die zweifelsohne einen Umbruch für die gesamte Branche einschließlich Zulieferern mit sich bringt, bisher nur sehr zögerlich angenommen. Zwar ist in Konzepten und Strategiepapieren viel von E-Mobilität die Rede und auf Messen werden entsprechende Show Cars vorgeführt. Doch bei der realen Produktion sind andere Hersteller weiter.
Bisher hat man davon profitiert, dass Elektroautos immer noch deutlich teurer sind als herkömmliche Fahrzeuge und keine ausgebaute Lade-Infrastruktur existiert. Beim Autokauf schauen die meisten Verbraucher immer noch zuerst auf den Preis und die Kosten und erst dann auf die Umweltverträglichkeit. Die Unannehmlichkeiten des Infrastruktur-Defizits will auch niemand gerne in Kauf nehmen. Und so hat der Verbrennungsmotor einstweilen noch die Nase vorn. Doch dies dürfte kein Dauerzustand sein.
Eine weitere Hürde für mehr E-Autos sind die teuren und umweltbelastenden Batterien mit ihrer begrenzten Leistung. Auch das muss nicht so bleiben. Wenn mehr in Forschung und Entwicklung der Batterien investiert wird, kann davon ausgegangen werden, dass die Probleme nach und nach gelöst werden und die Leistungsfähigkeit der Batterien steigt. Auch die Preise dürften sinken. Andere technische Entwicklungen haben es vorgemacht. Es gibt also keinen Anlass, sich auf den Mängeln der Batterien auszuruhen. Der Wettbewerb schläft nicht. Leider findet man deutsche oder europäische Namen eher unter ferner liefen bei der Batterie-Forschung - keine gute Ausgangsposition.
Bei E-Mobilität werden viele Fertigungskapazitäten nicht mehr benötigt oder müssen ganz anders aussehen als heute. E-Mobilität - ein dramatischer Umbruch droht."
Sollte in den nächsten Jahren tatsächlich der große Durchbruch für die E-Mobilität kommen, wären die Folgen für die deutsche Wirtschaft dramatisch, nicht nur für die Automobilindustrie. Die Automobilproduktion würde praktisch auf den Kopf gestellt. Für ein E-Auto werden nur einige Dutzend bis etwa 250 Teile benötigt.
Bei herkömmlichen Fahrzeugen sind es dagegen rund zehnmal so viele. In der Konsequenz werden bei E-Mobilität viele Fertigungskapazitäten nicht mehr benötigt oder müssen ganz anders aussehen als heute. Dies trifft nicht nur die Produzenten, sondern auch die Zulieferer und alle nachgelagerten Stufen.
Hunderttausende an Arbeitsplätzen wären bedroht. Noch ist dies hierzulande wenigen bewusst.
Im Gegenteil - es besteht die Gefahr, dass die aktuell gute Wirtschaftslage zu einer gewissen Schläfrigkeit führt. Die Zukunft verschlafen nach dem Motto "weiter so" war aber noch nie ein guter Rat. Gerade Investoren wissen, dass der Wert eines Investments nicht von Gegenwart oder Vergangenheit, sondern von der Zukunft abhängt. Das gilt auch für Automobilaktien. Sind deutsche Automobilwerte vor diesem Hintergrund ein gutes Investment? Es gibt Zweifel daran.