London Interbank Offered Rate Die Auswirkungen des steigenden Libors
Die Finanzmärkte schauen bereits seit Monaten nervös auf die Zinsentwicklung. Es wird wieder mit steigenden Zinsen gerechnet, seit die US-Notenbank den Einstieg in den Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik begonnen hat. Auch wenn die Fed-Zinsschritte bisher eher moderat waren, die Auswirkungen sind spürbar - zum Beispiel beim Libor.
Das Kürzel Libor steht für London Interbank Offered Rate und bezeichnet den Zinssatz, zu dem sich wichtige internationale Banken untereinander Geld leihen. Über diese Funktion hinaus hat der Libor Signalwirkung für die Zinsentwicklung insgesamt. Das liegt auch daran, dass weltweit zahlreiche Finanzprodukte an den Libor gekoppelt sind. Wenn er sich ändert, sind diese unmittelbar betroffen.
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350 Billionen Dollar Kredite an den Libor gekoppelt
Es geht um keine kleinen Summen. Rund um den Globus beziehen sich Schätzungen zufolge Kredite von 350 Billionen Dollar auf den Libor. Genau genommen besteht die London Interbank Offered Rate nicht aus einem einzigen Zinssatz, sondern aus einem Bündel von Zinssätzen. Der Libor wird auf Basis von fünf Währungen (CHF, Euro, GBP, YEN und USD) und fünf kurz- bis kürzerfristigen Fälligkeiten ermittelt. Die größten Volumina stehen dabei hinter den Libor-Sätzen auf Dollar-Basis.
Diese Sätze sind zuletzt deutlich gestiegen. Ende März lag der "Libor USD 3 Monate" bei 2,3118 Prozent, ins neue Jahr war er noch mit 1,6969% gestartet. Vor Jahresfrist war er nicht mal halb so hoch wie jetzt. Damit hat der Dollar-Libor nicht nur die Fed-Zinsschritte mitvollzogen, er war sogar "überschüssig". Diese relativ starken Zinsänderungen innerhalb kurzer Zeit bereiten manchen Experten Sorgen.
Ungute Erinnerungen an den Beginn der Finanzkrise
Bestehende Kredite mit variabler Verzinsung werden dadurch nämlich plötzlich teurer. Das kann nicht nur unschöne Spuren in Bankbilanzen hinterlassen, auch für private Kreditnehmer bedeutet das unter Umständen erhebliche finanzielle Zusatzbelastungen. Besonders betroffen sind Hausbesitzer mit laufenden Immobilienfinanzierungen.
Vor Jahresfrist war der Libor nicht mal halb so hoch wie jetzt."
Der Zinssatz für variabel verzinste US-Hypotheken ist seit dem Tiefpunkt Ende Mai 2017 bereits um 60 Basispunkte auf jetzt 3,67 Prozent gestiegen.
Da kommen ungute Erinnerungen an die Finanzkrise 2007/2008 auf.
Damals sorgte ein plötzlicher Zinsanstieg im Zuge einer abrupten Straffung der US-Geldpolitik dafür, dass viele Kreditnehmer von Immobiliendarlehen in Schieflage gerieten. Die Folgen sind bekannt. Wiederholt sich Geschichte?