Droht ein Crash? Geht der Boom langsam zu Ende?
Zu Jahresbeginn herrschte in der deutschen Wirtschaft allenthalben Optimismus. Gut gefüllte Auftragsbücher, eine sich positiv entwickelnde Weltkonjunktur, sprudelnde Gewinne - 2018 schien ein verheißungsvolles Jahr zu werden. Heute, fast zehn Monate später, ist die Zuversicht einer zunehmenden Skepsis gewichen.
Die Verzagtheit lässt sich auch durch Wirtschaftsdaten begründen. Wurde noch im Frühjahr mit 2,2 Prozent Wirtschaftswachstum für 2018 gerechnet, haben Deutschlands führende Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Wachstumsprognose inzwischen auf 1,7 Prozent zurückgenommen. Vor allem in den Sommermonaten entwickelte sich die Wirtschaft schlechter als gedacht.
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US-Strafzölle, Italien, Brexit - was auf die Stimmung schlägt
Es sind verschiedene Faktoren, die auf die Stimmung geschlagen sind. Den Reigen der "Stimmungstöter" hat Donald Trump mit seiner rigiden Strafzoll-Politik eröffnet. Seit der US-Präsident im Februar damit begonnen hat, seine protektionistischen Ankündigungen in die Tat umzusetzen, ist die Verunsicherung gewachsen. Zölle und Handelsbeschränkungen sind Gift für einen "Exportweltmeister".
Auch die Entwicklung in Italien bereitet Sorgen. Nach den Wahlen kam Anfang Juni ein ungewöhnliches Bündnis aus Rechts- und Linkspopulisten an die Macht, das einen europakritischen Kurs verfolgt und sich offenbar wenig um Euro-Stabilitätsauflagen schert. Die Zukunft der Gemeinschaftswährung erscheint wieder unsicherer, das gewaltig verschuldete Italien entwickelt sich zu einem schwer kalkulierbaren Risiko.
In der EU steht mit dem Brexit das Ausscheiden der zweitgrößten Volkswirtschaft vor der Tür, ohne dass die Modalitäten abschließend geklärt sind. Nach wie vor erscheint ein ungeordneter Brexit möglich, das bewirkt Verunsicherung. Auf Zukunftskonzepte, wie es mit Europa weitergehen soll, wartet man überdies vergebens. Stattdessen herrscht Stillstand - was nicht zuletzt für Deutschland selbst gilt. Nach einer quälenden Regierungsbildung hat die wiederaufgelegte "GroKo" bisher nicht Tritt gefasst - im Gegenteil, ein baldiges Ende ist nicht ausgeschlossen.
Die Wahrscheinlichkeit einer Flaute nach einem langjährigen Aufschwung ist größer geworden."
Flaute ist wahrscheinlicher geworden
Zusammengefasst kann die deutsche Wirtschaft aktuell nicht auf positive Impulse von außen hoffen. Stimmungen schlagen sich früher oder später in realen Wirtschaftsdaten nieder. Von daher verwundert das gedämpfte Wachstum nicht.
Das muss noch kein Ende der guten Konjunktur bedeuten. Aber die Wahrscheinlichkeit einer Flaute nach einem langjährigen Aufschwung ist größer geworden. Die gute Nachricht ist: eine Flaute ist noch keine Rezession und für einen Crash-Schock wie bei der Finanzkrise gibt es derzeit wenig Anzeichen.
Der Konjunkturhimmel hat sich jedoch eingetrübt.