Das gebundene Vermögen ist sonsr unbeweglich Immobilie verkaufen, ohne auszuziehen
Wie Immobilienverrentung Kapital freisetzt, ohne das Zuhause aufzugeben.
Viele ältere Immobilieneigentümer stehen vor demselben Dilemma: Das Eigenheim ist abbezahlt, hat an Wert gewonnen – doch das darin gebundene Vermögen bleibt unbeweglich. Gleichzeitig steigen die Lebenshaltungskosten, die Renten wachsen langsamer als die Preise, und größere Anschaffungen oder Pflegekosten lassen sich nur schwer finanzieren.
Die Lösung scheint auf den ersten Blick paradox: verkaufen, aber wohnen bleiben. Genau das ermöglicht die sogenannte Immobilienverrentung – ein Modell, das in Deutschland zwar noch vergleichsweise jung, aber zunehmend gefragt ist. Es verbindet die finanzielle Entlastung eines Verkaufs mit dem emotionalen Wert des eigenen Zuhauses.
Das Prinzip der Immobilienverrentung
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Bei der Immobilienverrentung wird die Immobilie verkauft, während der bisherige Eigentümer ein lebenslanges Wohnrecht behält. Je nach Modell erhält der Verkäufer den Gegenwert in Form einer einmaligen Summe, einer monatlichen Rente oder einer Kombination aus beidem.
Es gibt verschiedene Ausprägungen, die sich in ihren rechtlichen und steuerlichen Details unterscheiden:
- Leibrente: Der Käufer zahlt eine lebenslange monatliche Rente, das Wohnrecht bleibt bestehen.
- Teilverkauf: Nur ein Teil (z. B. 50 %) der Immobilie wird verkauft; der Eigentümer bleibt Hauptnutzer und zahlt eine Nutzungsgebühr.
- Umkehrhypothek: Eine Bank gewährt ein Darlehen auf Basis des Immobilienwerts, das erst beim Auszug oder Tod fällig wird.
Gemeinsam ist allen Modellen: Der Verkäufer wandelt sein gebundenes Vermögen in liquide Mittel um, ohne seine Wohnsituation aufgeben zu müssen.
Warum das Modell an Bedeutung gewinnt
Die demografische Entwicklung spielt der Immobilienverrentung in die Hände.
Immer mehr Menschen erreichen das Rentenalter mit abbezahlten Immobilien, aber ohne große laufende Einkünfte. Gleichzeitig steigen die Immobilienpreise in vielen Regionen weiter, wodurch erhebliche stille Reserven entstehen.
Für diese Generation kann die Verrentung mehrere Vorteile bieten:
- Finanzielle Freiheit im Alter, ohne auf die vertraute Umgebung zu verzichten.
- Flexibilität, etwa für Umbauten, Reisen oder Unterstützung von Angehörigen.
- Entlastung, wenn Instandhaltung und Nebenkosten zunehmend zur Belastung werden.
Zudem rückt die Immobilienverrentung stärker ins Bewusstsein, weil Banken und Versicherungen niedrigere Zinsen und höhere Lebensdauern berücksichtigen müssen – klassische Sparformen werfen schlicht zu wenig ab.
Emotionale und rechtliche Aspekte
Trotz der ökonomischen Logik ist der Schritt zum Teil- oder Komplettverkauf emotional anspruchsvoll.
Das eigene Haus ist mehr als ein Vermögenswert – es steht für Lebensleistung, Sicherheit, Identität.
Viele Eigentümer empfinden den Verkauf, selbst bei lebenslangem Wohnrecht, als Verlust von Kontrolle.
Deshalb sind Transparenz und rechtliche Absicherung entscheidend:
Der Nießbrauch oder das Wohnrecht müssen notariell im Grundbuch eingetragen werden, um lebenslangen Bestand zu haben. Zudem sollte der Vertrag klare Regelungen zu Instandhaltung, Kostenverteilung und eventuellen Rückkaufsrechten enthalten.
Eine unabhängige Beratung durch Notar, Anwalt oder Verbraucherzentrale ist unverzichtbar – auch, um unseriöse Anbieter zu vermeiden, die mit überzogenen Gebühren oder intransparenten Berechnungen arbeiten.
Steuerliche Behandlung
Wie bei jeder Anlageform gilt: Der Schlüssel liegt in seriöser Beratung, klaren Verträgen und einem realistischen Blick auf Bedürfnisse und Ziele. Wer das beherzigt, kann mit dem eigenen Haus doppelt gewinnen – als Ort des Lebens und als Quelle neuer Freiheit."
Die steuerliche Seite hängt stark von der gewählten Verrentungsform ab.
Bei der Leibrente sind Teile der Zahlungen steuerpflichtig, weil sie als Einkünfte gelten – der steuerpflichtige Anteil sinkt jedoch mit steigendem Alter. Beim Teilverkauf fällt Einkommensteuer in der Regel nur an, wenn die Immobilie nicht selbst bewohnt wurde. Erbschafts- und schenkungsrechtliche Fragen sollten frühzeitig geklärt werden, insbesondere wenn Nachkommen beteiligt sind oder sein sollen.
Für wen sich die Verrentung eignet
Das Modell ist besonders interessant für Eigentümer, die
- über ein wertvolles, aber nicht liquidierbares Vermögen verfügen,
- im Ruhestand zusätzliche Mittel benötigen,
- und keine Erben haben oder diesen kein Hausvermögen hinterlassen möchten.
Aber auch für Eigentümer mit Erben kann eine Verrentung sinnvoll sein – etwa, um Pflegekosten zu decken oder das Haus schrittweise zu übertragen, ohne sofort alle Rechte abzugeben.
Der Markt im Wandel
In den letzten Jahren ist ein wachsender Markt professioneller Anbieter entstanden – von spezialisierten Verrentungsgesellschaften bis zu Banken und Versicherungen. Die Modelle werden flexibler, digitaler und transparenter. Gleichzeitig wächst das regulatorische Interesse: Verbraucherzentralen und Aufsichtsbehörden prüfen, wie der Schutz älterer Kunden verbessert werden kann.
Langfristig könnte sich die Immobilienverrentung zu einem zentralen Baustein der Altersfinanzierung entwickeln – ähnlich wie Lebensversicherungen in früheren Generationen.
Fazit
Die Immobilienverrentung ist kein Notausgang, sondern ein Instrument für finanzielle Souveränität im Alter. Sie erlaubt es, den Wert des Eigenheims nutzbar zu machen, ohne die eigene Lebensqualität aufzugeben.
Wie bei jeder Anlageform gilt: Der Schlüssel liegt in seriöser Beratung, klaren Verträgen und einem realistischen Blick auf Bedürfnisse und Ziele. Wer das beherzigt, kann mit dem eigenen Haus doppelt gewinnen – als Ort des Lebens und als Quelle neuer Freiheit.
Erst der Mensch, dann das Geschäft











