Impact Investing – der Begriff ist in aller Munde, doch seine Bedeutung bleibt für viele Anleger nebulös

Anleger rätseln über den Begriff Impact Investments?

Impact Investing – der Begriff ist in aller Munde, doch seine Bedeutung bleibt für viele Anleger nebulös. Eine aktuelle Umfrage unter privaten und institutionellen Investoren zeigt ein aufschlussreiches Bild: Während das Interesse an nachhaltigen Geldanlagen mit messbarem gesellschaftlichem oder ökologischem Nutzen hoch ist, fehlt es offenbar an Wissen über konkrete Angebote, Definitionen und Abgrenzungen.

Viele Befragte geben an, Impact Investments „prinzipiell gut“ zu finden – doch kaum jemand kann exakt benennen, worum es sich dabei handelt. Ein weiteres Beispiel für die Kluft zwischen wohlwollender Haltung und praktischer Umsetzung.

Dabei trifft das Thema den Nerv der Zeit. Klimawandel, soziale Ungleichheit, Ressourcenknappheit – immer mehr Menschen wollen nicht nur Rendite erzielen, sondern auch etwas bewirken. Doch wer sich als Anlegerin oder Anleger auf die Suche nach einem solchen „Doppelziel“ macht, trifft auf ein unübersichtliches Feld aus Begriffen, Strategien und Produktversprechen. Die Grenze zwischen nachhaltigem Investieren, ESG-Kriterien und Impact ist in der Praxis oft unscharf – ein Umstand, der sowohl Privatanleger als auch Profis irritiert.

Was bedeutet „Impact“ überhaupt?

Das zentrale Problem beginnt mit der Begriffsklärung. Während „nachhaltige Geldanlage“ als Oberbegriff für vielfältige Strategien dient – vom Ausschluss schädlicher Branchen bis hin zur Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien –, meint Impact Investing im engeren Sinne eine Investition mit direkter, nachweisbarer Wirkung. Es geht nicht nur um die Vermeidung von Schaden, sondern um die aktive Erzeugung eines positiven Effekts.

Typische Beispiele sind Investments in:

Ein entscheidendes Kriterium dabei ist die Messbarkeit der Wirkung: Wer Impact verspricht, muss belegen können, dass ein konkretes, zusätzliches Ergebnis erzielt wurde – und nicht nur in einem ohnehin wachsenden Sektor investiert wurde. Genau an dieser Stelle beginnt die praktische Herausforderung.

Mangel an Transparenz und Standardisierung

Viele Anleger beklagen in der Umfrage, dass es ihnen schwerfalle, die tatsächliche Wirkung eines Investments zu verstehen oder zu überprüfen. Die Anbieter hingegen verweisen auf komplexe Datenmodelle, qualitative Indikatoren und langfristige Wirkungsziele – ein Vokabular, das für Außenstehende kaum zu entschlüsseln ist. Während ESG-Ratings sich inzwischen etabliert haben, fehlt es im Impact-Bereich an einheitlichen Standards, Messverfahren und Labeln.

Zwar gibt es Initiativen wie die GIIN (Global Impact Investing Network), die Prinzipien und Rahmenwerke vorschlagen. Doch der Markt ist fragmentiert. Nationale Regulierungen, unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe und fehlende Offenlegungspflichten führen dazu, dass Anleger letztlich auf Vertrauen setzen müssen – oder auf die Reputation einzelner Anbieter. Das ist gerade in einem Bereich, der sich durch messbare Wirkung definieren will, ein strukturelles Problem.

Wunsch nach Orientierung – und Sicherheit

Impact Investments stehen hoch im Kurs – zumindest in der Theorie. Die Umfrage zeigt: Das Interesse ist da, das Verständnis aber lückenhaft. Was fehlt, ist eine klare Sprache, eine nachvollziehbare Struktur und ein verbindliches Regelwerk. Erst wenn Anleger erkennen können, worin sich echte Wirkung von bloßem Marketing unterscheidet, kann das Segment sein Potenzial voll entfalten."

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen ein klares Bild: Anleger wünschen sich konkrete Leitplanken. Sie wollen wissen, wie sie Impact Investments erkennen können, worauf sie achten müssen, und wie sich diese von anderen nachhaltigen Strategien unterscheiden. Gleichzeitig spielen auch klassische Motive wie Sicherheit, Rendite und Liquidität eine Rolle. Impact allein reicht nicht – das Investment muss auch wirtschaftlich sinnvoll sein.

Die folgenden Punkte wurden besonders häufig genannt:

  • Klare Produktkennzeichnung, um Impact-Angebote von ESG-Produkten zu unterscheiden.
  • Transparente Berichterstattung, etwa über erreichte Wirkung, eingesetzte Mittel und Evaluierungsprozesse.
  • Regulatorische Unterstützung, etwa durch EU-Taxonomie oder nationale Richtlinien.

Viele Umfrageteilnehmer gaben an, dass sie zwar „offen für Impact-Investments“ seien, bislang aber „keinen echten Zugang“ gefunden hätten. Das ist ein Alarmsignal für Anbieter, aber auch für politische Entscheidungsträger: Das Interesse ist da – doch es fehlt an Vermittlung.

Die Rolle der Anbieter: Zwischen Verantwortung und Verkaufsstrategie

Für Banken, Fondsgesellschaften und Vermögensverwalter stellt sich die Frage, wie sie dem gestiegenen Informationsbedarf gerecht werden können. Viele Häuser bieten bereits Impact-Produkte an, oft in Kooperation mit spezialisierten Partnern oder im Rahmen thematischer Fonds. Doch zu häufig bleibt unklar, wie sich diese Produkte konkret von herkömmlichen nachhaltigen Fonds unterscheiden. Marketingformeln wie „positiver Beitrag zur Zukunft“ oder „Investieren mit Sinn“ ersetzen keine belastbare Wirkungsbilanz.

Dabei liegt gerade hier ein enormes Potenzial – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in der Positionierung gegenüber einer neuen Investorengeneration. Wer Impact glaubwürdig kommuniziert und überprüfbar macht, kann Vertrauen gewinnen – und sich von einem Markt abheben, in dem Greenwashing und Etikettenschwindel längst keine Randphänomene mehr sind.

Fazit: Impact Investing braucht mehr als gute Absichten

Impact Investments stehen hoch im Kurs – zumindest in der Theorie. Die Umfrage zeigt: Das Interesse ist da, das Verständnis aber lückenhaft. Was fehlt, ist eine klare Sprache, eine nachvollziehbare Struktur und ein verbindliches Regelwerk. Erst wenn Anleger erkennen können, worin sich echte Wirkung von bloßem Marketing unterscheidet, kann das Segment sein Potenzial voll entfalten.

In einer Zeit, in der Kapital eine immer wichtigere Rolle bei der Lösung globaler Herausforderungen spielt, ist das mehr als nur ein technisches Detail. Es ist eine Frage der Glaubwürdigkeit – und letztlich der Wirksamkeit einer ganzen Anlagephilosophie.

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