Erhebliche Kluft zwischen gefühlter Inflation und offiziellen Werten

Nicht wirklich objektiv Inflationsrate ist eine individuelle Erfahrung

Trotz der lockeren Zinspolitik der EZB liegt die Inflationsrate seit langem unterhalb der angestrebten Zwei-Prozent-Marke. Im August 2020 soll sie sogar bei Null gelegen haben. Verbraucher nehmen das anders wahr.

Als das Statistische Bundesamt kürzlich verkündete, dass die Inflationsrate im August bei 0 Prozent lag, dürften viele Menschen in unserem Land erstaunt reagiert haben. Möglicherweise horchten auch Sie auf, weil sich manche Dinge, die Sie für Ihren Lebensunterhalt benötigen, deutlich verteuerten. Dieser Widerspruch lässt sich erklären, wenn man sich etwas näher mit der Methode zur Berechnung der Inflationsrate beschäftigt.

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Die wichtigsten Fakten zum Thema Inflation:

  • Die EZB soll der Währungshüter sein und hat die Aufgabe, die Preise stabil zu halten.
  • Laut  Vereinbarung ist die Preisstabilität gegeben, wenn die durchschnittliche Inflationsrate bei etwa 2 Prozent liegt.
  • Um die Inflationsrate zu ermitteln, arbeiten die Zentralbanken mit Warenkörben. Diese enthalten Güter und Dienstleistungen. Ein  Warenkorb soll den Bedarf eines durchschnittlichen Haushalts widerspiegeln.

Erhebliche Kluft zwischen gefühlter Inflation und offiziellen Werten

Eine EU-Kommission führt regelmäßig Umfragen durch, um zu ermitteln, wie hoch Verbraucher die allgemeine Teuerung innerhalb eines Zeitraums einschätzen. Jahr für Jahr gibt es eine erhebliche Differenz zwischen den offiziellen Inflationswerten der EU-Statistikbehörde und den Umfragewerten. 2019 schätzen die Befragten, dass die Preise um 6 Prozent gestiegen wären, offiziell lag die Inflation bei 1 Prozent.

Warenkorb ist nicht repräsentativ

Schaut man sich die Zusammensetzung des Warenkorbes genauer an, wird schnell deutlich, dass der Einzelne die Inflation sehr unterschiedlich spürt. Steigen die Preise für Lebensmittel, Energie und Wohnraum, sind Einkommensschwächere deutlich stärker betroffen. Die offizielle Inflationsrate spiegelt das nicht wider.

2019 schätzen die Befragten, dass die Preise um 6 Prozent gestiegen wären, offiziell lag die Inflation bei 1 Prozent."

Qualitätsveränderungen verfälschen das Bild

Ein weiteres Problem bei der Berechnung ist die Berücksichtigung von Qualitätsstandards, wie folgendes Beispiel verdeutlicht: 1999 lag der Preis eines durchschnittlichen Neuwagens bei 18.500 Euro. 2019 waren es 34.000 Euro, was einer Preissteigerung von 84 Prozent entspricht. In der Statistik findet sich wegen der sogenannten Qualitätsanpassung jedoch nur eine Steigerungsrate von 22 Prozent.

Die Begründung für die Anpassung: Die Ausstattung ist deutlich besser geworden. Ob der Kunde die technischen Neuheiten wünscht oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Minderungen der Qualitätsstandards werden bei der Berechnung der Inflationsrate nicht berücksichtigt.

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