Mehr Unabhängigkeit, Transparenz und Kundenorientierung Initiativen in der Honorarberatung
Die Honorarberatung gilt als eine der transparentesten und kundenzentriertesten Formen der Finanzberatung. Ihr zentrales Merkmal ist die vollständige Unabhängigkeit von Produktprovisionen: Der Berater wird ausschließlich vom Kunden bezahlt und steht somit allein dessen Interessen verpflichtet.
Um dies zu ändern, sind in den letzten Jahren auf europäischer und nationaler Ebene verschiedene Initiativen zur Stärkung der Honorarberatung ins Leben gerufen worden. Sie verfolgen das Ziel, die strukturellen Hürden abzubauen und die Qualität sowie Verbreitung dieser Beratungsform nachhaltig zu fördern.
Der Status quo: Wenig Verbreitung trotz großem Potenzial
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Obwohl viele Verbraucher laut Umfragen Wert auf unabhängige Beratung legen, bleibt die tatsächliche Nachfrage nach Honorarberatung bisher verhalten. Gründe dafür sind unter anderem:
- geringe Bekanntheit dieser Beratungsform bei Endkunden
- fehlende Bereitschaft, für Beratung direkt zu bezahlen
- regulatorische Komplexität für Berater
- starke Marktpräsenz provisionsgetriebener Strukturen
In Deutschland gibt es derzeit nur wenige Hundert Berater mit einer Zulassung nach § 34h Gewerbeordnung, der gesetzlichen Grundlage für echte Honorar-Finanzanlagenberater.
Ihr Marktanteil liegt im Promillebereich.
Das steht im Kontrast zu Ländern wie Großbritannien oder den Niederlanden, in denen regulatorische Eingriffe zu einer flächendeckenderen Etablierung der Honorarberatung geführt haben.
EU-Ebene: Provisionsverbot als Impulsgeber
Die bedeutendste Initiative auf europäischer Ebene stammt von der Europäischen Kommission im Rahmen des „Retail Investment Strategy“-Pakets. Darin wird diskutiert, ein generelles Verbot provisionsbasierter Anlageberatung einzuführen – zumindest für bestimmte Produktkategorien oder Vertriebskanäle.
Ziel dieser Maßnahme wäre es, die Unabhängigkeit der Beratung zu fördern und den Interessenkonflikt zwischen Verkaufsanreiz und Kundenwohl zu reduzieren. Zwar wurde ein vollständiges Provisionsverbot zunächst vertagt, doch die Diskussion allein hat Dynamik erzeugt: Nationale Aufsichtsbehörden, Verbände und Verbraucherschutzorganisationen fordern vermehrt strukturpolitische Maßnahmen, um die Honorarberatung als gleichwertige Alternative zu etablieren.
Nationale Förderinitiativen und Gesetzesvorschläge
Die Honorarberatung steht im Zentrum einer grundlegenden Debatte über Transparenz, Interessenkonflikte und Kundenschutz im Finanzbereich. Initiativen auf EU- und nationaler Ebene, flankiert von Branchenentwicklungen und wachsender Verbraucheraufklärung, setzen wichtige Impulse für ihre Verbreitung."
Auch in Deutschland gibt es konkrete Bestrebungen, die Honorarberatung zu stärken. Dazu zählen unter anderem:
- Diskussionen über ein Wahlrecht für Verbraucher: Kunden könnten bei jeder Finanzberatung entscheiden, ob sie ein provisionsbasiertes oder honorarpflichtiges Modell wünschen – inklusive Pflicht zur Aufklärung über Unterschiede.
- Vereinfachung der Zulassungsverfahren für § 34h-Berater: Ziel ist es, unnötige Bürokratie abzubauen und mehr qualifizierten Beratern den Einstieg zu erleichtern.
- Förderung von Aufklärungsinitiativen, etwa durch Verbraucherzentralen, Stiftung Warentest oder staatlich unterstützte Informationsplattformen.
- Steuerliche Anreize zur Absetzbarkeit von Honoraren, um die Hürde für Verbraucher zu senken.
Diese Maßnahmen zielen auf eine Normalisierung der Honorarberatung im Gesamtmarkt ab – nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zum bestehenden Provisionssystem, jedoch mit gleichwertigen Wettbewerbschancen.
Brancheninterne Entwicklungen
Auch innerhalb der Branche selbst regt sich zunehmend Bewegung. Immer mehr Finanzberater stellen ihr Geschäftsmodell teilweise oder vollständig auf Honorar um. Beratungsnetzwerke und spezialisierte Plattformen bieten Unterstützung bei Lizenzierung, Kundenakquise und Abrechnung.
Zudem entstehen digitale Geschäftsmodelle, die Honorarberatung effizient und skalierbar machen sollen – etwa durch standardisierte Online-Finanzplanungsangebote, Honorarrechner oder hybride Modelle, bei denen digitale Erstberatung mit persönlicher Tiefenberatung kombiniert wird.
Diese technologische Unterstützung senkt Einstiegshürden für Berater und macht die Preisgestaltung für Kunden nachvollziehbarer.
Verbraucherperspektive: Bildung und Transparenz als Schlüssel
Damit Initiativen zur Stärkung der Honorarberatung Wirkung entfalten, braucht es auch auf Kundenseite ein wachsendes Verständnis für Beratungsqualität und Vergütungslogik. Viele Verbraucher sind sich nicht bewusst, dass vermeintlich kostenlose Beratung in Wahrheit durch Produktprovisionen quersubventioniert wird – oft auf Kosten der Objektivität.
Aufklärungskampagnen, neutrale Informationsportale und öffentlich geförderte Finanzbildung könnten dazu beitragen, die Vorteile einer unabhängigen Beratung sichtbarer zu machen – und so die Bereitschaft erhöhen, diese Beratungsform bewusst zu wählen und direkt zu bezahlen.
Fazit
Die Honorarberatung steht im Zentrum einer grundlegenden Debatte über Transparenz, Interessenkonflikte und Kundenschutz im Finanzbereich. Initiativen auf EU- und nationaler Ebene, flankiert von Branchenentwicklungen und wachsender Verbraucheraufklärung, setzen wichtige Impulse für ihre Verbreitung.
Doch der Weg zur echten Gleichstellung mit der Provisionsberatung bleibt steinig. Es braucht regulatorische Klarheit, einfache Zugangswege, finanzielle Anreize und ein verändertes Beratungsverständnis – bei Anbietern wie bei Kunden. Nur wenn diese Elemente zusammenwirken, kann die Honorarberatung ihr Potenzial als glaubwürdige, nachhaltige und kundenorientierte Alternative voll entfalten.

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