Die Innenstädte müssen lebendig bleiben

Fluch oder Segen durch Interneteinkäufe Innenstädte ohne Einzelhandel?

Das Internet hat das Einkaufsverhalten revolutioniert. Immer mehr Käufe finden heute Online statt. Das Nachsehen hat der stationäre Einzelhandel; er könnte stark an Bedeutung verlieren - mit Folgen für die Innenstädte.

Die Erfolgsgeschichte von E-Commerce hat sich parallel zum Internet entwickelt. Beliefen sich die Umsätze im Online-Handel um die Jahrtausendwende mal gerade auf etwas mehr als zwei Milliarden Euro, waren es im vergangenen Jahr bereits 42 Milliarden Euro. Der E-Commerce-Boom ist ungebrochen und weist zweistellige Wachstumsraten auf, auch wenn manche Startup-Blume schon mal schnell verwelkt. Der stationäre Einzelhandel hat dagegen Schwierigkeiten, sich gegen die Internetkonkurrenz zu behaupten. Selbst die großen Warenhäuser mit ihrem umfassenden Angebot sind inzwischen "out". 

Einzelhandel - nicht nur das Internet ist schuld 

Tatsächlich hat sich das Bild der Innenstädte in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert. Dort wo früher Fachgeschäfte das Bild prägten - nicht selten Traditionshäuser, die über Generationen betrieben wurden - haben zunehmend Billigketten, Outlet-Stores, Fast Food-Anbieter und Handy-Läden deren Platz eingenommen. Das Angebot wurde dadurch nicht unbedingt attraktiver, aber auf jeden Fall austauschbarer - ebenso wie das Antlitz der Fußgängerzonen. Ob Hamburg, Stuttgart oder München - überall bieten die Innenstädte einen nahezu identisches Angebot und Aussehen.

In kleineren Städten und Dörfern hingegen blickt man auf leere Schaufenster-Reihen. Metzger, Bäcker, Zeitschriftenladen - alles weg. Bestenfalls werden die Flächen von staatlich bezahlten Schulungsunternehmen gemietet, was das Ortsbild aber nicht schöner macht.

Es wäre allerdings verfehlt, diese "Verödung durch Austauschbarkeit" alleine dem Internet-Boom zuzuschreiben. Tatsächlich hatte der Wandel schon früher eingesetzt. Mit großflächigen Einkaufszentren an den Stadträndern, der wachsenden Marktmacht großer Handelsketten, der Durchsetzung des SB-Prinzips und der Fokussierung vieler Verbraucher auf das billigste Angebot hatten Einzelhandels-Fachgeschäfte schon länger zu kämpfen. E-Commerce hat diesen Trend nur verstärkt und beschleunigt. Ein wirkliches Gegenrezept ist dem Einzelhandel bisher nicht eingefallen. Und so dürfte das Sterben des klassischen Fachgeschäftes erst einmal weitergehen. 

Ein wirkliches Gegenrezept ist dem Einzelhandel bisher nicht eingefallen."

Alternativen: Mini-Stores oder Showroom?

Nicht jeder Verbraucher schätzt zum Beispiel bei Kleidern oder Schuhen den virtuellen Einkauf. Und immer noch sind die Haptik und unmittelbare Verfügbarkeit ein Plus des stationären Handels, den E-Commerce nicht bieten kann. Warum nicht beides Verbinden? Meine (nicht ausgereifte) Idee hierzu wäre ein "reales Onlinekaufhaus". Der Kunde könnte rein gehen, die Produkte betrachten, aus- und anprobieren. Gekauft wird dann per App oder Touchscreen. Die Lieferung erfolgt dann wie bei einer normalen Internetbestellung per Post oder Kurier. Das Kaufhaus bekommt entweder eine Provision pro Kauf oder lebt von einer Platzmiete im Showroom. 

Eine andere Alternative könnten Mini-Stores sein. Gerade in anderen Ländern sieht man, dass die Städte trotz Internet immer noch voll sind mit kleinen Geschäften. Ein gutes Beispiel ist London. Zwar sind auch viele von diesen Stores inzwischen auch große Ketten, sie belegen aber die vielen kleinen Flächen. 

Das Bild US-amerikanischer Downtowns, in denen Büropaläste dominieren und die außerhalb der Arbeitszeiten wie ausgestorben sind, schätzt wohl niemand. Dann vielleicht doch lieber eine quirlige Fußgängerzone mit bunten Billigläden.

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