Monte dei Paschi Hauptsitz in Siena, Italien

Das dicke Ende kommt noch Italiens Bankenkrise

Die Bank Monte dei Paschi di Siena - kurz MPS - gilt als ältestes noch geschäftlich aktives Geldinstitut der Welt. Bereits 1472 nahm es seine Arbeit auf. Heute steht der Name der Bank allerdings nicht für lange Finanztradition, sondern für Italiens Bankenkrise. Und auch bei anderen Banken ist die Lage kritisch.

Bei MPS brannte es zuletzt lichterloh. Dass Handlungsbedarf besteht, war schon länger bekannt. Doch als vermeldet wurde, dass das Institut nur noch für vier Monate über Liquidität verfügt, war staatliches Eingreifen unvermeidlich geworden. Zuvor waren Bemühungen gescheitert, notwendiges frisches Geld über private Investoren aufzubringen.

Ohne Staatshilfe keine MPS-Rettung

Benötigt wurden insgesamt fünf Mrd. Euro. Zwar hatten sich ausreichend Kleinanleger bereit gefunden, ihre nachrangigen Anleihen in Bankaktien umzutauschen. Dadurch konnten etwa zwei Mrd. Euro dargestellt werden. Die restlichen drei Mrd. Euro sollten durch Großinvestoren aufgebracht werden. Seit Monaten war eine Beteiligung in Höhe von einer Mrd. Euro durch den Staatsfonds von Katar im Gespräch, der andere Investoren nach sich ziehen sollte. Doch diese Hoffnungen haben sich mittlerweile zerschlagen. Weder der Staatsfonds von Katar noch andere Großinvestoren wollen sich beteiligen. 

Dabei geht es bei dem Institut um keine "kleine Nummer". Mit 25.000 Angestellten und rund 5 Mio. Kunden gilt MPS als das drittgrößte italienische Geldhaus. Jetzt springt der Staat mit Hilfen ein. Kurz vor Weihnachten hatte sich die neue italienische Regierung einen 20 Mrd. Euro umfassenden Rettungsfonds vom Parlament absegnen lassen, mit dem MPS und auch anderen Instituten unter die Arme gegriffen werden soll. 

Italiens Bankenkrise - mindestens acht weitere Banken akut gefährdet

Die Probleme des Traditionshauses aus Siena sind keineswegs singulär. Italiens Banken stöhnen unter faulen Krediten. Rund 360 Mrd. Euro an notleidenden Darlehen soll es im Bestand geben, davon sind wohl rund 200 Mrd. Euro akut ausfallgefährdet. Dieser Berg hat sich über Jahre aufgebaut, weil grundlegende Sanierungen und Bereinigungen lange verschleppt wurden. Von der Finanzkrise sah man sich wenig betroffen, da die Geldhäuser im Derivatehandel wenig aktiv gewesen waren - und die übrigen Probleme glaubte man aussitzen zu können. 

Jetzt springt der Staat mit Hilfen ein."

Das rächt sich jetzt und Italiens Bankenkrise spitzt sich gefährlich zu. Bereits im vergangenen Jahr mussten je zwei Sparkassen und Volksbanken abgewickelt werden. Ein Fall von MPS würde womöglich das ganze Bankensystem ins Wanken bringen. Dabei ist es nicht einmal die einzige Notlage. Mindestens acht weitere Institute gelten als akut gefährdet. Die nächsten Wochen und Monate dürften spannend werden, zumal bei MPS inzwischen verlautet, dass deutlich mehr als fünf Mrd. Euro fehlen könnten.

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