Im Alltag akzeptieren viele Menschen digitale Unterstützung, doch in der Anlageberatung bleibt Vertrauen der zentrale Faktor

Umfrage KI soll keine Anlageberatung machen

Viele Anleger akzeptieren digitale Unterstützung im Alltag, aber nicht bei langfristigen, finanziell relevanten Entscheidungen.

Künstliche Intelligenz hat in Banken viele Aufgaben übernommen – von der Kontoauskunft bis zur Analyse von Transaktionen. Doch wenn es um Vermögensentscheidungen geht, bleibt der Abstand groß. Eine aktuelle Umfrage der Postbank zeigt, dass die Mehrheit der Deutschen KI in der Anlageberatung skeptisch gegenübersteht. Viele akzeptieren digitale Unterstützung im Alltag, aber nicht bei langfristigen, finanziell relevanten Entscheidungen. Die Ergebnisse geben Einblick in das Spannungsfeld zwischen technologischer Entwicklung und Vertrauen.

Wo digitale Hilfe akzeptiert wird – und wo nicht

Im täglichen Bankgeschäft sind digitale Lösungen längst etabliert. Kontoanfragen per Chatbot, einfache Serviceanliegen oder automatische Kategorisierungen im Onlinebanking werden breit genutzt.

Hier zählen Geschwindigkeit und Verfügbarkeit. KI fügt sich gut in diesen Rahmen ein, weil sie standardisierte Abläufe strukturiert, ohne komplexe Entscheidungen zu treffen.

Ganz anders sieht es bei der Anlageberatung aus. Die Postbank-Studie zeigt:
77 Prozent der Befragten vertrauen KI weniger als einem Berater aus Fleisch und Blut.

Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass Menschen gerade bei finanziellen Zukunftsentscheidungen stabile, persönliche und verantwortliche Ansprechpartner suchen.

Warum diese Trennlinie besteht, lässt sich aus der Struktur des Themas erklären. Vermögensaufbau ist langfristig. Er hängt von individuellen Lebenssituationen, Unsicherheiten und Erwartungen ab.

Viele Menschen möchten in solchen Situationen nicht nur Informationen erhalten, sondern auch ein Gespräch, das ihre persönlichen Prioritäten berücksichtigt.

Der Kern der Skepsis: Verantwortung, Empathie und Unsicherheit

Die Umfrage zeigt nicht primär Zweifel an der technischen Fähigkeit von KI. Sie zeigt vielmehr eine Distanz zu mechanischen Empfehlungen in persönlichen Fragen. Drei Faktoren spielen dabei eine zentrale Rolle:

  • Verantwortung: Menschen erwarten, dass jemand für eine Empfehlung einsteht.
  • Einordnung: Es geht nicht nur um Daten, sondern um Einschätzung.
  • Komplexität: Lebensentscheidungen passen nicht immer in klare Kategorien.

KI-gestützte Systeme können Muster erkennen, Risiken berechnen und Szenarien vergleichen. Doch viele Menschen vermissen in digitalen Empfehlungen die Fähigkeit zur menschlichen Empathie – das Gefühl, dass jemand die eigene Situation versteht.

Wo KI bereits heute einen realen Mehrwert bietet

Im Alltag akzeptieren viele Menschen digitale Unterstützung, doch in der Anlageberatung bleibt Vertrauen der zentrale Faktor – und dieses Vertrauen richten sie weiterhin an Menschen, nicht an KI."

Trotz Zurückhaltung hat KI im Hintergrund vieler Banken schon lange Bedeutung. Sie unterstützt Analyseprozesse und verbessert die Qualität der Informationen, die Berater nutzen. Wenn sie richtig eingesetzt wird, stärkt sie das menschliche Beratungsgespräch, statt es zu ersetzen.

Drei Bereiche sind besonders relevant:

  • Datenanalyse: KI erkennt Trends und Risiken schneller als manuelle Verfahren.
  • Portfolioüberwachung: Automatische Systeme identifizieren Abweichungen und Auffälligkeiten früh.
  • Serviceautomatisierung: Standardanfragen werden schneller bearbeitet, Berater gewinnen Zeit für komplexe Fälle.

Diese Formen der Integration sind heute verbreitet. Sie verändern nicht das Beratungsmodell, sondern dessen Effizienz.

Warum Vertrauen eine strukturelle Größe bleibt

Finanzentscheidungen sind Vertrauensentscheidungen. Sie beruhen nicht nur auf Fakten, sondern auf der Einschätzung, wie stabil ein Rat ist und wie gut der Gegenüber die eigene Lage versteht. Vertrauen entsteht durch Transparenz, Erfahrung und persönliche Interaktion.

Für KI-Systeme ist Vertrauen schwieriger aufzubauen, weil sie abstrakt bleiben und ihre Entscheidungen selten erklärbar wirken. Diese Intransparenz verstärkt Skepsis – selbst dann, wenn die technischen Modelle präzise sind. Menschen neigen dazu, Kalkulationen besser zu akzeptieren, wenn sie nachvollziehbar und persönlich vermittelt werden.

Wie sich Beratung künftig entwickeln könnte

Die Ergebnisse der Umfrage deuten nicht darauf hin, dass KI keine Rolle spielen wird. Sie zeigen vielmehr, dass Menschen hybride Lösungen bevorzugen: automatisierte Unterstützung im Hintergrund und menschliche Beratung im Vordergrund.

Die Zukunft der Anlageberatung könnte sich entlang folgender Linien entwickeln:

  • Menschliche Verantwortung, digitale Präzision: KI liefert Analysen, Berater interpretieren sie.
  • Bessere Personalisierung durch Datenmodelle, ohne die persönliche Kommunikation zu ersetzen.
  • Transparente Systeme, die erklärbar machen, wie digitale Empfehlungen zustande kommen.

Diese Modelle verbinden die Stärken beider Welten, ohne die Erwartungen der Kunden zu übergehen.

Fazit

Die Postbank-Studie zeigt ein klares Bild: Im Alltag akzeptieren viele Menschen digitale Unterstützung, doch in der Anlageberatung bleibt Vertrauen der zentrale Faktor – und dieses Vertrauen richten sie weiterhin an Menschen, nicht an KI. Technische Systeme können Analysen verbessern und Abläufe beschleunigen, aber sie ersetzen kein Beratungsgespräch. Die Zukunft liegt daher wahrscheinlich nicht im Entweder-oder, sondern in einer strukturierten Kombination von digitaler Unterstützung und persönlicher Verantwortung.

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