Die Warnungen der Bafin zeigen einen strukturellen Wandel

Bafin warnt KI-Verflechtungen gefährden Banken

KI bringt Effizienz, schafft aber zugleich Abhängigkeiten, die schwerer zu überblicken sind.

Die Finanzaufsicht beobachtet neue Risiken, die aus der technischen Vernetzung im Bankensektor entstehen. Banken nutzen KI-Modelle, beziehen Rechenleistung aus der Cloud und greifen auf spezialisierte Chips weniger Hersteller zurück. Dadurch wachsen Abhängigkeiten, die kaum sichtbar sind, aber große Wirkung entfalten können. Die Bafin sieht ein Konzentrationsrisiko, das sich entlang der gesamten digitalen Wertschöpfungskette bildet.

Neue Abhängigkeiten, neues Risiko

Viele Banken entwickeln ihre KI-Anwendungen nicht selbst. Sie nutzen vortrainierte Modelle externer Anbieter, die über APIs (Programmierschnittstellen für den Datenaustausch) eingebunden werden. Die Modelle benötigen hohe Rechenleistung und große Datenmengen. Diese Infrastruktur liegt oft in der Cloud. Damit hängt ein zentraler Teil der Bankprozesse von wenigen Technologieunternehmen ab.

Hinzu kommt der Markt für KI-Chips. Nur wenige Hersteller dominieren diese spezialisierte Hardware. Wenn Produktionsengpässe auftreten oder politische Maßnahmen greifen, kann es zu Verzögerungen kommen. Das Risiko entsteht also nicht erst im Bankensystem selbst, sondern bereits weit davor – in globalen Lieferketten und technischen Abhängigkeiten.

Übertragungswege in das Finanzsystem

Störungen können auf mehreren Ebenen wirken. Technische Ausfälle führen zu verzögerten Transaktionen, blockierten Zugängen oder fehlerhaften Daten.

Fehler in externen KI-Modellen wirken sich direkt auf Kreditentscheidungen oder Risikobewertungen aus.

Wenn viele Institute dieselben Modelle nutzen, ähneln sich ihre Reaktionen stärker – ein Effekt, der Marktbewegungen verstärken kann.

Besonders kritisch ist die Intransparenz vieler Modelle. Banken wissen oft nicht genau, mit welchen Daten ein System trainiert wurde oder welche Änderungen ein Anbieter im Hintergrund vornimmt.

Das erschwert die Kontrolle und erhöht das Risiko unerwarteter Fehlentwicklungen.

Hinzu kommen geopolitische Faktoren.

Cloud-Rechenzentren und Chip-Produktion liegen weltweit verteilt.

Exportkontrollen, Naturkatastrophen oder politische Spannungen können die Verfügbarkeit zentraler Komponenten beeinträchtigen.

Dadurch entsteht ein Risiko, das weit über klassische IT-Probleme hinausgeht.

Zentrale Risikofaktoren der KI-Verflechtungen:

  • Hohe Konzentration bei Cloud-Anbietern und KI-Hardware
  • Gemeinsame Nutzung identischer Modelle durch viele Institute
  • Geringe Transparenz über Trainingsdaten und Modelländerungen
  • Globale Lieferkettenabhängigkeiten mit politischen Risiken

Aufsichtliche Reaktionen

Die Bafin beobachtet diese Entwicklungen nicht allein. Das Baseler Komitee analysiert derzeit Abhängigkeiten von Drittanbietern in KI-Prozessen. Die europäische Aufsicht arbeitet an Regeln für „critical third-party dependencies“, also für besonders wichtige externe Dienstleister. Ziel ist mehr Transparenz, bessere Ausfallkonzepte und klare Anforderungen an die Widerstandsfähigkeit.

Ein Kernproblem bleibt jedoch: Die kritischen Technologieunternehmen sind selbst nicht Teil der Bankenregulierung. Sie sind jedoch für viele Bankprozesse unverzichtbar. Deshalb prüfen Regulierer, ob neue Berichts- und Sicherheitsstandards nötig sind, die über Branchen hinweg gelten könnten.

Was Banken tun müssen

Technische Verflechtungen werden zu einem zentralen Stabilitätsfaktor des Finanzsystems."

Banken sollen künftig klarer dokumentieren, wie stark sie von einzelnen Technologieanbietern abhängen. Dazu gehören detaillierte Übersichten über Infrastruktur, Datenflüsse und Modellnutzung. Die Aufsicht erwartet zudem, dass Institute alternative Anbieter prüfen, Notfallpfade entwickeln und ihre Systeme so gestalten, dass Ausfälle begrenzt bleiben.

Handlungsfelder für Banken:

  • Erfassung und Bewertung aller technischen Abhängigkeiten
  • Nutzung mehrerer Anbieter, um Klumpenrisiken zu verringern
  • Stärkere Kontrolle externer Modelle, einschließlich Datenqualität
  • Aufbau belastbarer Notfallkonzepte und regelmäßiger Tests

Fazit

Die Warnungen der Bafin zeigen einen strukturellen Wandel. Technische Verflechtungen werden zu einem zentralen Stabilitätsfaktor des Finanzsystems. KI bringt Effizienz, schafft aber zugleich Abhängigkeiten, die schwerer zu überblicken sind. Entscheidend wird, ob Banken ihre Systeme robuster gestalten und ob Regulierung und Technologiepolitik enger zusammenrücken. Nur dann lassen sich die neuen Risiken wirksam begrenzen.

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