Die Wirtschaftsweisen erwarten Engpässe - und das vor allem beim Personal

Personalmangel immer deutlicher Knappheiten führen zu steigenden Preisen

Das aktuelle Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen attestiert der deutschen Wirtschaft erhebliche Personalprobleme, die sich in den nächsten Jahren drastisch verstärken könnten - Preissteigerungen wären die Folge.

Die deutsche Wirtschaft brummt, mit zwei Prozent fällt das Wachstum 2017 höher als erwartet aus und soll im kommenden Jahr nochmals steigen - so der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, dessen Mitglieder kurz als Wirtschaftsweise bezeichnet werden, im aktuellen Gutachten. Von Überauslastung ist die Rede, da das Produktionspotenzial bereits jetzt um 0,6 Prozent überschritten sei.

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Steigende Investitionen verschärfen das Problem

Die gute Nachricht zum anhaltenden Wirtschaftsboom in Deutschland hat demnach auch eine andere Seite: Unternehmen investieren nach einer langen Durststrecke wieder stärker in Maschinen und Personal, die Voraussetzungen sind so günstig wie nie. Allerdings lassen sich derartige Kapazitäten nicht kurzfristig aus dem Boden stampfen. Die Wirtschaftsweisen erwarten daher Engpässe - und das vor allem beim Personal. Auftragsstaus und längere Lieferzeiten dürften in der Folge jedoch auch die Preise drastisch steigen lassen, warnen die Wissenschaftler.

Allerdings ist die Messung der tatsächlichen Auslastung einer Volkswirtschaft eine komplexe Angelegenheit. Die EU-Kommission ermittelte nämlich beispielsweise eine leichte Unterauslastung, die OECD eine starke Überauslastung. Fakt ist jedoch, dass Unternehmen in einigen Branchen und Wirtschaftszweigen die bereits ausgedehnten maschinellen und Mitarbeiter-Kapazitätsgrenzen erreicht haben. Offene Stellen können immer schwerer besetzt werden, insbesondere qualifizierte Fachkräfte sind stark nachgefragt.

Frauen sollten länger arbeiten; dazu wären politische Maßnahmen notwendig, damit sich Beruf und Familie besser vereinbaren lassen."

Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit auf dem Höchststand

Im Oktober stieg der sogenannte Stellenindex, mit dem die Bundesagentur für Arbeit die Stärke der Personalnachfrage ausweist, auf den höchsten Wert, der seit Einführung im Jahr 2005 überhaupt je gemessen wurde. Vor allem die Breite der Nachfrage ist beeindruckend, da kaum eine Branche aus dem Rahmen fällt. Besondere Spitzen sind in der Baubranche zu verzeichnen, wo mittlerweile fast 20 Prozent der Unternehmen Probleme haben. Diese Situation dürfte sich noch verschärfen, wenn der demografische Wandel sich in absehbarer Zeit auswirkt.

Die Wirtschaftsweisen formulieren aber auch Empfehlungen: Frauen sollten länger arbeiten; dazu wären politische Maßnahmen notwendig, damit sich Beruf und Familie besser vereinbaren lassen - die OECD fordert dies bereits seit geraumer Zeit. Auch das geforderte Einwanderungsgesetz, um mit gezielt ins Land geholten Fachkräften die offenen Stellen besetzen zu können, ist kein Novum. 

Nur Betonung und Zeitpunkt dieser Forderung fallen im Zusammenhang mit den Koalitionsverhandlungen auf. Unter dem Strich würden jedoch auch die heute sprudelnden Steuerquellen austrocknen, wenn die Erwerbsquote perspektivisch wegen der fehlenden Arbeitskräfte sinkt. Schon aus diesem Grund dürfte der Fiskus daran interessiert sein, belastbare Strategien zu entwickeln.

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