Der Höhepunkt der Burnout-Diagnosen war 2011, seither sind die Zahlen rückläufig

Liegt das am kapitalistischen System? Konjunktur der Burnout-Diagnose

Früher hatte man einen Nervenzusammenbruch, heute leidet man an Burnout - das ist eine vielleicht zu einfache Einschätzung des Phänomens sich häufender Burnout-Diagnosen. Doch ist wirklich alles, was als Burnout bezeichnet wird, ein solcher? Und woran liegt es, dass sich immer mehr Menschen "ausgebrannt" fühlen?

Fakt ist, dass sich die moderne Arbeitswelt gravierend von der unserer Eltern und Großeltern unterscheidet. Dominierte früher die körperliche Belastung, wirken in unserer Zeit vor allem psychische Faktoren auf die Arbeitskraft. Leistungs- und Ergebnisdruck, Konkurrenzkampf, ständig neue Herausforderungen in einer Welt dynamischen Wandels - heute ist dies ausgeprägt. Die harte körperliche Arbeit wird dagegen mittlerweile von Maschinen und Robotern erledigt.

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Arbeiten einst und jetzt - mehr als ein Unterschied

Tatsächlich hat der Beruf viel von den geordneten Bahnen der Vergangenheit verloren. Dass man sein gesamtes Arbeitsleben bei einem Arbeitgeber in gesicherter Stellung verbringt, war einmal durchaus häufig. Heute ist das die große Ausnahme, zumindest bei qualifizierter Tätigkeit. Stattdessen sind in hohem Maße Flexibilität, Mobilität und lebenslanges Lernen gefragt. Und das Rad scheint sich immer schneller zu drehen.

Weitere Faktoren, die belasten, sind zunehmende Arbeitsverdichtung und die Verwischung der Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit. Wir arbeiten zeitlich weniger als vor hundert Jahren, was nicht heißt, dass wir weniger leisten müssen. Die Anforderung permanenter Erreichbarkeit und die Verlagerung von Arbeit in die Freizeit tun ein Übriges, um das Gefühl der Überforderung aufkommen zu lassen. Bei den Ursachen für Berufsunfähigkeit haben inzwischen psychische Erkrankungen mit einem Anteil von nahezu einem Drittel Rücken- und Skelett-Krankheiten auf Platz 2 verdrängt. Bei psychischen Problemen ist die Diagnose Burnout fast Standard.

Zunehmende Arbeitsverdichtung und die Verwischung der Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit prägen die moderne Arbeitswelt."

Es muss nicht immer Burnout sein

Dabei gibt es interessante Schwankungen. Der Höhepunkt der Burnout-Diagnosen war 2011 - vielleicht nicht zufällig im Umfeld der Finanz- und Eurokrise -, seither sind die Zahlen rückläufig, wenn auch immer noch hoch.

Das liegt sicher nicht (nur) daran, dass die Arbeitsbedingungen zwischenzeitlich leichter geworden sind oder Burnout erfolgreicher vorgebeugt wird. Vielleicht wurde einfach zu großzügig mit dem Begriff umgegangen.

Es mag einfacher sein, die relativ unspezifische Diagnose Burnout zu stellen, als nach den tieferen Ursachen in der Person des Betroffenen zu suchen. Das wäre aber notwendig, um wirklich zu helfen.

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