Studieren wird zur finanziellen Zerreißprobe

Bildung wird zur Herausforderung Kosten des Studiums

Das Sommersemester beginnt – und mit ihm die finanzielle Realität für hunderttausende Studierende in Deutschland. Miete, Semesterbeitrag, Lernmittel, Lebensmittel, Nahverkehr, Versicherungen: Die Liste der monatlichen Ausgaben ist lang. Und sie ist in den vergangenen Jahren deutlich länger und teurer geworden.

Was lange als weitgehend „kostenfreie“ Bildungszeit galt, ist heute für viele junge Menschen eine enorme finanzielle Belastung. Die Lebenshaltungskosten sind gestiegen, die Mieten in Hochschulstädten explodiert, und auch Alltagsausgaben treffen Studierende besonders hart – gerade weil sie in der Regel nur über ein sehr begrenztes Einkommen verfügen. Das Studium, so zeigt sich immer klarer, ist keine Nebensache mehr – es ist ein Investment, das sich viele kaum noch leisten können.


Die Realität: Studieren wird zur finanziellen Zerreißprobe

Die aktuellen Erhebungen, unter anderem vom Deutschen Studentenwerk und dem Statistischen Bundesamt, belegen es schwarz auf weiß: Die monatlichen Ausgaben von Studierenden haben ein historisches Hoch erreicht.

Durchschnittlich müssen Studierende mit rund 940 bis 1.100 Euro pro Monat kalkulieren – je nach Studienort, Fachrichtung und Lebenssituation sogar deutlich mehr.

Die größten Kostenblöcke:

  • Miete inklusive Nebenkosten: In vielen Städten wie München, Frankfurt oder Hamburg liegt sie bei über 500 Euro – und damit mehr als die Hälfte des gesamten Budgets.
  • Essen und Trinken: Die gestiegenen Lebensmittelpreise machen sich auch im Studi-Alltag bemerkbar.
  • Mobilität: Zwar gibt es Semestertickets oder Deutschlandtickets, doch sie müssen trotzdem mitfinanziert werden.
  • Lernmaterialien, Technik, Internet: Pflichtausgaben, die mit dem digitalen Lernen sogar noch gestiegen sind.
  • Krankenversicherung und Vorsorge: Auch das gehört zur Realität – insbesondere für ältere oder nicht familienversicherte Studierende.

Ein Vollzeitstudium lässt wenig Raum für Nebenjobs in großem Umfang. Viele kommen daher ohne familiäre Unterstützung oder staatliche Förderung kaum über die Runden.


BAföG reicht längst nicht mehr – und erreicht immer weniger

Einst als zentrales Förderinstrument konzipiert, verliert das BAföG zunehmend an Reichweite. Nur noch etwa 11 Prozent aller Studierenden erhalten überhaupt eine Förderung – ein historischer Tiefstand. Die Gründe sind vielfältig: zu niedrige Freibeträge, hohe Bürokratiehürden, veraltete Bemessungsgrenzen und die Furcht vor Verschuldung.

Zudem zeigt sich: Selbst bei Bewilligung reicht das Geld oft nicht aus, um alle Kosten zu decken. Der maximale Förderbetrag liegt bei rund 934 Euro monatlich – eine Summe, die vielerorts gerade einmal die Grundbedürfnisse abdeckt. Die Folge: Viele Studierende müssen zusätzliche Einkommensquellen erschließen, was das Studium verzögern oder erschweren kann.


Jobben, Schulden, Eltern – wie Studierende überleben

Langfristig stellt sich die Frage, ob Deutschland sich einen solchen Zustand leisten kann – oder ob es nicht endlich an der Zeit ist, in echte Bildungsgerechtigkeit zu investieren. Denn die jungen Menschen von heute sind nicht nur Studierende – sie sind die Fachkräfte, Steuerzahler und Innovationsträger von morgen. Und die sollten sich nicht fragen müssen, ob sie sich Bildung leisten können."

Die Mehrheit der Studierenden ist auf eine Mischfinanzierung angewiesen, um Studium und Lebenshaltung zu stemmen. Typische Quellen sind:

  • Elterliche Unterstützung, sofern möglich.
  • Nebenjobs, meist in Gastronomie, Einzelhandel oder Tutorenstellen.
  • Studienkredite, etwa von KfW oder privaten Banken.
  • Stipendien, die allerdings nur eine Minderheit erreicht.
  • Sparrücklagen, sofern vorhanden.

Besonders problematisch: Die steigenden Kosten führen dazu, dass immer mehr Studierende verschuldet ins Berufsleben starten – sei es durch Studienkredite oder durch verzögerte Abschlüsse aufgrund überlanger Studiendauer durch Arbeitsbelastung.

Wer nicht auf familiäre Rückendeckung zählen kann, hat es besonders schwer. Gerade Erstakademiker oder Studierende aus einkommensschwachen Haushalten brechen ihr Studium überdurchschnittlich häufig ab – nicht aus Leistungsgründen, sondern aus finanzieller Überforderung.


Strukturelle Probleme und politische Versäumnisse

Die Kostenexplosion im Studium ist kein Naturgesetz – sie ist auch Folge politischer Versäumnisse. In vielen Bereichen fehlt es an:

  • Bezahlbarem Wohnraum für Studierende – die Wartezeiten für Wohnheimplätze liegen oft bei mehreren Semestern,
  • zielgerichteter Studienfinanzierung, die nicht nur auf Durchschnittshaushalte zugeschnitten ist,
  • einer Reform des BAföG, die realitätsnahe Bedarfssätze und Zugangskriterien bietet,
  • niedrigschwelligen Notfallhilfen, um kurzfristige Finanzlücken zu überbrücken.

Die Politik steht vor der Aufgabe, das Studium wieder zu dem zu machen, was es sein sollte: ein chancengerechter Bildungsweg, unabhängig vom sozialen oder finanziellen Hintergrund.


Fazit: Bildung darf kein Luxus sein

Das Studium ist in Deutschland so teuer wie nie – und dieser Trend wird sich ohne Kurskorrektur fortsetzen. Für viele junge Menschen wird der Bildungsweg zur finanziellen Gratwanderung, mit realen Risiken für ihren Studienverlauf, ihre Gesundheit und ihre spätere Vermögenssituation.

Wer heute studiert, braucht mehr als Motivation und Begabung – er braucht auch eine strategisch durchdachte Finanzplanung, oft die Unterstützung der Familie, und nicht selten eine Portion Glück.

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