Untersuchung des Map-Reports Lebensversicherer mit Problemen
Die deutsche Lebensversicherungsbranche steht aktuell unter erheblichem Druck, denn zahlreiche Anbieter verzeichnen rückläufige Beitragseinnahmen. Eine Untersuchung des Map-Reports zeigt, dass 64 von 78 Lebensversicherungsanbietern in Deutschland sinkende Prämieneinnahmen melden.
Das ist ein klares Anzeichen für die Herausforderungen, denen die Branche derzeit gegenübersteht, die unter anderem durch Niedrigzinsen, steigende Regulierungsanforderungen und veränderte Kundenbedürfnisse ausgelöst werden.
Ursachen für die sinkenden Beitragseinnahmen
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- Niedrigzinsumfeld: Eine der zentralen Herausforderungen für Lebensversicherer ist das anhaltende Niedrigzinsumfeld. Seit über einem Jahrzehnt sind die Kapitalmarktzinsen in Europa historisch niedrig, was die Kapitalerträge der Versicherer stark beeinflusst. Lebensversicherungen haben traditionell eine Garantieverzinsung, die an die Kunden ausgezahlt wird. Bei niedrigen Zinssätzen ist es jedoch für die Versicherer schwierig, diese Garantien aufrechtzuerhalten und trotzdem die geforderte Verzinsung zu erwirtschaften.
- Veränderungen im Kundenverhalten: Die Nachfrage nach klassischen Lebensversicherungen, insbesondere solchen mit festen Garantien, ist rückläufig. Kunden sind zunehmend skeptisch gegenüber traditionellen Lebensversicherungen und ziehen es vor, flexiblere und renditestärkere Anlagen zu wählen. Fondsgebundene Produkte und andere alternative Vorsorgeprodukte werden stärker nachgefragt.
- Steigende regulatorische Anforderungen: Die regulatorischen Anforderungen sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Vorschriften wie Solvency II erfordern von den Versicherern höhere Eigenkapitalquoten und ein besseres Risikomanagement. Diese Anforderungen erhöhen den Aufwand und die Kosten, was die Margen der Anbieter zusätzlich belastet.
- Veränderungen in der Altersvorsorge: Die Altersvorsorge und das Vorsorgebewusstsein haben sich gewandelt. Immer mehr Kunden setzen auf alternative Anlageprodukte, um für das Alter vorzusorgen, darunter Investmentfonds und ETFs. Lebensversicherungen erscheinen vielen zu starr und teuer, insbesondere in einem Marktumfeld, das niedrige Renditen abwirft.
- Pandemiebedingte Unsicherheit: Die COVID-19-Pandemie hat ebenfalls zu einer Unsicherheit beigetragen, die auch die Lebensversicherer trifft. Während die Lebensversicherungen in den letzten Jahren als stabile Anlageform galten, führte die Pandemie zu wirtschaftlichen Unsicherheiten, die viele Verbraucher zu Vorsicht und weniger langfristigen Finanzprodukten bewegen.
Strategien der Versicherer gegen die sinkenden Prämien
Insgesamt wird die Branche sich weiterhin verändern müssen, um konkurrenzfähig und nachhaltig zu bleiben. Anpassungen an die Marktdynamiken und technologische Innovationen werden entscheidend sein, um Kunden zu gewinnen und zu halten. Die zunehmende Bedeutung von fondsgebundenen Versicherungsprodukten und digitalen Services könnte Lebensversicherern helfen, ihre Einnahmen zu stabilisieren und den Trend sinkender Beitragseinnahmen umzukehren."
Lebensversicherer sind zunehmend gezwungen, ihre Geschäftsmodelle zu überprüfen und anzupassen, um der sinkenden Nachfrage und den Herausforderungen des Niedrigzinsumfelds entgegenzuwirken. Einige der wichtigsten Strategien umfassen:
- Fokussierung auf fondsgebundene Produkte: Da klassische Lebensversicherungen mit garantierter Verzinsung immer weniger gefragt sind, setzen viele Anbieter auf fondsgebundene Lebensversicherungen. Diese Produkte bieten den Kunden die Chance auf höhere Renditen, da die Beiträge in Investmentfonds investiert werden und nicht an eine Garantie gebunden sind. Dadurch können Versicherer auch die durch die niedrigen Zinsen verursachten Margenverluste teilweise ausgleichen.
- Kostenmanagement und Digitalisierung: Versicherer versuchen, ihre Kostenstrukturen zu optimieren, um wettbewerbsfähiger zu werden. Hierbei spielt die Digitalisierung eine wesentliche Rolle. Durch digitale Prozesse, Automatisierung und Online-Dienste können sie ihre Verwaltungskosten senken und die Kundenkommunikation verbessern. Der Einsatz digitaler Lösungen ermöglicht eine schlankere und effizientere Abwicklung von Verträgen, was sich positiv auf die Wirtschaftlichkeit auswirken kann.
- Erweiterung des Angebotsportfolios: Viele Lebensversicherer haben ihr Produktportfolio diversifiziert und bieten mittlerweile auch Anlageprodukte ohne Lebensversicherungskomponente an, wie etwa Fondsprodukte, die unabhängig vom Versicherungsgeschäft funktionieren. Dies entspricht der steigenden Nachfrage nach flexiblen und renditestarken Anlagen.
- Flexibilisierung der Produkte: Lebensversicherer reagieren auf die veränderten Bedürfnisse ihrer Kunden, indem sie flexiblere Produkte anbieten. Dazu gehören hybride Versicherungsprodukte, bei denen ein Teil des Kapitals garantiert ist, während der andere Teil in renditestärkere, risikoaffinere Anlagen fließt. Solche Produkte können Kunden ansprechen, die einerseits eine gewisse Sicherheit suchen, gleichzeitig aber an höheren Renditechancen interessiert sind.
- Vorsorge- und Risikoaufklärung: Einige Versicherer setzen verstärkt auf Beratungsleistungen, um Kunden umfassend über ihre Vorsorgeoptionen und Altersrisiken aufzuklären. Die Unsicherheiten der Bevölkerung hinsichtlich einer langfristigen Finanzplanung könnten durch gezielte Informationen und Beratung reduziert werden.
Die Zukunft der Lebensversicherungsbranche in Deutschland
Die Zukunft der Lebensversicherer in Deutschland bleibt anspruchsvoll, und die nächsten Jahre werden zeigen, wie gut die Unternehmen auf die anhaltenden Herausforderungen vorbereitet sind. Da der demografische Wandel zu einer steigenden Nachfrage nach Altersvorsorgeprodukten führen könnte, gibt es langfristig eine solide Basis für die Versicherungswirtschaft. Allerdings wird der Trend zu flexibleren und anpassungsfähigeren Produkten voraussichtlich anhalten, da sich die Kundenerwartungen und Bedürfnisse weiter ändern.
Für die Kunden bedeutet dies, dass klassische Lebensversicherungsprodukte zunehmend durch neue, flexible und fondsgestützte Produkte ersetzt werden, die sich an das Niedrigzinsumfeld und die veränderten Marktanforderungen anpassen. Die Rolle der Lebensversicherungen als zentraler Bestandteil der Altersvorsorge wird somit weiter hinterfragt, und die Anbieter stehen vor der Aufgabe, neue und attraktive Produkte zu schaffen, die den Bedürfnissen der heutigen und zukünftigen Generationen entsprechen.
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