VW als erschreckendes Beispiel Manager verlieren die Bodenhaftung
VW-Abgasskandal, drohende Milliardenzahlungen wegen Entschädigungsklagen und Strafen, Absatzeinbrüche bei der Kernmarke Volkswagen in Europa und den USA - die Top-Manager des Wolfsburger Autokonzerns ficht das nicht an. Wenn es um die eigenen Boni geht, zeigen sich die VW-Vorstände widerspenstig gegen Forderungen auf Verzicht.
Auch sieben Monate nach dem Auffliegen der Abgasmanipulationen bei den Dieselfahrzeugen tun sich die Aufklärer bei VW schwer, die Hintergründe und Abläufe der Affäre ans Licht zu bringen. Verantwortliche gar ließen sich bislang nicht identifizieren. Bei den Verhandlungen mit den US-Umweltbehörden steht eine Einigung nach wie vor aus. Ein Hindernis dabei ist offenbar das selbstgerechte Auftreten der VW-Repräsentanten. Gleichzeitig häufen sich die Klagen gegen den deutschen Autobauer. Die Prozessrisiken sind milliardenschwer.
Autorenbox (bitte nicht verändern)
Die Ertragslage des Konzerns wird dadurch nachhaltig belastet - ein Anlass für die Unternehmensführung Mitarbeiter und Aktionäre darauf einzustimmen, den Gürtel enger zu schnallen. Erstmals seit Langem drohen sogar Stellenstreichungen bei VW.
Verheerende Signale vom VW-Vorstand
Nur wenn es sich um die eigenen Bonuszahlungen handelt, tut sich das VW-Top-Management schwer, Gewohntes aufzugeben. Seit Wochen schwelt ein Streit zwischen Vorstand und Aufsichtsrat um die Boni. Die Rechtslage ist dabei zunächst auf Seiten der Manager. Wenn die in den Verträgen genannten Voraussetzungen erfüllt sind, besteht ein Anspruch auf die Bonuszahlungen. Darauf haben einige Vorstände wohl gepocht, als es jetzt um die Bonusfrage ging.
Doch die Signalwirkung dieser Hartnäckigkeit nach innen und außen ist verheerend. Besitzstände wahren als oberste Priorität in einer für den Konzern existenziell bedrohlichen Situation, das ist die Signalwirkung, die von dem Bonusstreit ausgeht. Verantwortliches Führungsverhalten sieht anders aus.
Unter dem Druck der Öffentlichkeit haben sich Aufsichtsrat und Vorstand nach zähem Ringen auf einen unbefriedigenden Kompromiss geeinigt. Peinlich."
Unter dem Druck der Öffentlichkeit - und nicht zuletzt des wichtigen Anteilseigners Niedersachsen - haben sich Aufsichtsrat und Vorstand nach zähem Ringen auf einen Kompromiss geeinigt. Es wird wohl auf eine Kürzung, aber nicht auf eine Streichung der Boni hinauslaufen. Im Gespräch ist ein 30 Prozent-Abschlag. Trotz des sich jetzt doch abzeichnenden Teilverzichts - die erzwungene Einsicht dürfte kaum als Zeichen für Aufbruch und Neuausrichtung taugen. Dabei würde auch eine vollständige Bonusstreichung die Betroffenen wohl kaum ins Elend stürzen. Denn alleine von dem fixen Grundgehalt können die meisten Arbeitnehmer nur träumen.
Es fehlt an Weitsicht
Das Verhalten der Top-Manager bei den Boni wirft manche Fragen auf. Es weckt erhebliche Zweifel, ob die VW-Lenker tatsächlich in der Lage sein werden, das Ruder in Wolfsburg herumzureißen.
Wer so offenkundig seine Bodenhaftung verloren hat und nur noch das unmittelbare Eigeninteresse im Blick hat, dem fehlt es angesichts solch verengter Perspektiven offenkundig an vorausschauender Weitsicht.
fair, ehrlich, authentisch - die Grundlage für das Wohl aller Beteiligten