Vermögensverwalter Mischfonds verlieren an Attraktivität
Im letzten Jahr hatten Mischfonds einen schweren Stand. Der Ukraine-Krieg und Zinsängste schickten Aktien auf Talfahrt, gleichzeitig bewirkten steigende Zinsen einen Kursverfall bei Anleihen. Minusrenditen waren die Folge bei Fonds, die beide Anlageklassen umfassen.
Inzwischen wollen einige Experten ein Licht am Ende des Tunnels erkennen und prophezeien Mischfonds eine Renaissance. Nicht so Benjamin Bente, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Vates Invest: er ist überzeugt, dass Mischfonds auf längere Sicht an Attraktivität verlieren. Der Grund: sie bewegen sich in einem ungünstigen Umfeld. Belastende Faktoren seien nicht nur vorübergehender Natur.
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Strukturelle Inflation schafft schwierige Bedingungen für Mischfonds
Bente weist darauf hin, dass Mischfonds in Zeiten von Null- und Negativzinsen vor allem Ersatzprodukt für verzinsliche Anlagen gewesen seien. Die Politik des billigen Geldes der Notenbanken bescherte Aktien eine jahrelange Hausse. Sinkende Zinsen sorgten parallel dazu für steigende Kurse bei Anleihen im Bestand. So konnten Mischfonds ansehnliche Renditen erzielen. Deshalb erfreuten sie sich auch einer regen Nachfrage.
Mit der im Jahr 2022 begonnenen Zinswende hat sich das Bild völlig verändert. Die Geldpolitik hat auf restriktiv umgeschaltet, um die Inflation zu bekämpfen. Für Bente deutet alles darauf hin, dass die Inflation kein vorübergehendes Phänomen ist, sondern als strukturelles Problem erhalten bleibt. Die trotz deutlich höherer Leitzinsen nur langsam zurückgehenden Inflationsraten scheinen diese Ansicht zu bestätigen.
Als Ersatzprodukte nicht mehr benötigt - Chancen für taktische Mischfonds
Die historische Erfahrung zeigt laut Bente, dass sich in Phasen struktureller Inflation Aktien- und Rentenmärkte oft im Gleichklang bewegten. Das Mischfonds-Konzept funktioniere aber in einer solchen Konstellation nicht mehr. Dessen Grundgedanke ist: bei boomenden Aktienbörsen von steigenden Aktienkursen zu profitieren und in schwächeren Börsenzeiten mit Anleihen sichere Erträge zu erzielen. Angesichts inzwischen wieder gut verzinster Anleihen würden Mischfonds auch nicht mehr als Ersatzprodukte für verzinsliche Anlagen benötigt.
Die Inflation ist kein vorübergehendes Phänomen."
Bente rechnet wegen der weiterhin hohen Inflation nicht mit einem schnellen Ende des Zinsanstiegs. Mit der nächsten Zinswelle seien bei Unternehmensanleihen mit guter Bonität Renditen von sechs bis sieben Prozent durchaus möglich. In einem solchen Umfeld hätten es diejenigen Mischfonds schwer, die der klassischen Strategie folgten.
Chancen räumt der Vermögensverwalter Mischfonds ein, die taktisch agierten und sich von den Kurstrends an Aktien- und Renten-Bärenmärkten entkoppeln könnten.
Autor: Reiner Braun, Braun Finanzberatung GmbH & Co. KG Bamberg, www.braun-finanzberatung.de