Wissenswertes zu Finanzthemen

Finanzlexikon Möglichkeiten der Altersvorsorge

Angesichts steigender Lebenserwartung, sinkender gesetzlicher Renten und unvorhersehbarer wirtschaftlicher Entwicklungen wird die private Altersvorsorge immer wichtiger. Eine gute Vorsorge erfordert eine durchdachte Strategie, die verschiedene Ansätze kombiniert.

Altersvorsorge ist ein zentrales Thema in der persönlichen Finanzplanung und eine wichtige Absicherung für den Lebensabend. In Deutschland sprechen wir seit 2005 vom sogenannten 3-Schichten-Modell. Danach wird die Altersvorsorge in die gesetzliche Basisvorsorge, die staatlich geförderte Zusatzvorsorge und die private Altersvorsorge eingeteilt. Innerhalb dieser 3 Schichten gibt es vor allem Unterschiede hinsichtlich der Flexibilität (Vorteile in Schicht 3), staatlicher Förderung (Vorteile in Schicht 1 u. 2), steuerlicher Behandlung, Vererbbarkeit, Beleihbarkeit, usw.

1. Schicht 1 – Basisvorsorge

Zur Basisvorsorge werden die gesetzliche Rentenversicherung, die berufsständischen Versorgungswerke und die landwirtschaftliche Alterskasse gezählt. Auch die Basisrente fällt hier hinein. Beiträge zu diesen Systemen sind steuerlich abzugsfähig, und die späteren Renten werden voll besteuert.

1.1. Gesetzliche Rente

Die gesetzliche Rentenversicherung bildet in vielen Ländern, insbesondere in Deutschland, die Grundlage der Altersvorsorge. Sie basiert auf einem umlagefinanzierten System, bei dem die heute Erwerbstätigen die Renten der aktuellen Rentner finanzieren. Dies wird durch monatliche Beiträge gewährleistet, die vom Bruttoeinkommen abgeführt werden.

Merkmale:

  • Pflichtversicherung: Arbeitnehmer und Selbstständige in bestimmten Berufsgruppen sind gesetzlich verpflichtet, in die Rentenversicherung einzuzahlen.
  • Rentenniveau: Das Rentenniveau sinkt seit Jahren, was bedeutet, dass die gesetzliche Rente allein oft nicht ausreicht, um den Lebensstandard im Alter aufrechtzuerhalten.
  • Renteneintrittsalter: In Deutschland liegt das reguläre Renteneintrittsalter derzeit bei 67 Jahren, es gibt jedoch flexible Regelungen für Frühverrentung mit Abschlägen oder einen späteren Renteneintritt mit Zuschlägen.

Vorteile:

  • Planbare Grundversorgung: Die gesetzliche Rente bietet eine Grundabsicherung im Alter und schützt vor Altersarmut.
  • Hinterbliebenen- und Erwerbsminderungsrente: Sie bietet auch Absicherung für Hinterbliebene oder bei vorzeitiger Erwerbsminderung.

Nachteile:

  • Sinkendes Rentenniveau: Aufgrund demografischer Entwicklungen wird die Rente für kommende Generationen voraussichtlich nicht mehr ausreichen, um den gewohnten Lebensstandard zu halten.
  • Beitragsabhängigkeit: Die Höhe der Rente hängt direkt von den über das Erwerbsleben eingezahlten Beiträgen ab. Längere Phasen der Arbeitslosigkeit oder Teilzeitbeschäftigung wirken sich negativ auf die Rentenhöhe aus.

1.2 Rürup-Rente (Basisrente)

Die Rürup-Rente, auch Basisrente genannt, ist eine steuerlich geförderte Altersvorsorge für Selbstständige und Freiberufler, die keinen Zugang zur Riester-Rente haben.

Merkmale:

  • Steuerliche Absetzbarkeit: Beiträge zur Rürup-Rente sind steuerlich absetzbar, was insbesondere für Gutverdiener attraktiv ist.
  • Lebenslange Rentenzahlung: Im Rentenalter wird eine lebenslange Rente ausgezahlt, jedoch keine einmalige Kapitalauszahlung.
  • Unpfändbarkeit: Das in die Rürup-Rente eingezahlte Kapital ist insolvenzgeschützt und kann im Falle einer Privatinsolvenz nicht gepfändet werden.

Vorteile:

  • Attraktive Steuerersparnis: Besonders für Selbstständige bietet die Rürup-Rente steuerliche Vorteile.
  • Flexibel in der Beitragsgestaltung: Beiträge können flexibel gestaltet und auch für hohe Einmalzahlungen genutzt werden.
  • Insolvenzsicherheit: Die angesparte Rente ist im Insolvenzfall geschützt.

Nachteile:

  • Keine Kapitalauszahlung: Im Gegensatz zur Riester-Rente gibt es keine Möglichkeit, das Kapital vor Rentenbeginn zu entnehmen.
  • Versteuerung im Alter: Die Rentenzahlungen im Alter unterliegen der Einkommenssteuer.
  • Nicht vererbbar: Im Todesfall kann das Vertragsvermögen nicht vererbt werden (der Einschluss von Rentengarantiezeit und Hinterbliebenenabsicherung in engem Rahmen ist in der Regel möglich).
  • Nicht beleihbar.

2. Schicht 2 - staatlich geförderten Zusatzvorsorge

Dieser Schicht werden die betriebliche Altersversorgung und die Riester-Rente zugeordnet. Beiträge können bis zu bestimmten Höchstbeträgen steuerlich geltend gemacht werden, im Gegenzug unterliegen die späteren Leistungen der nachgelagerten Besteuerung.

2.1 Betriebliche Altersvorsorge (bAV)

Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) ist eine vom Arbeitgeber finanzierte oder mitfinanzierte Altersvorsorge, die zusätzlich zur gesetzlichen Rente gewährt wird. Sie wird immer häufiger als Ergänzung zur gesetzlichen Rente genutzt.

Merkmale:

  • Arbeitgeberfinanziert oder Gehaltsumwandlung: Der Arbeitgeber kann entweder eigene Beiträge zur Altersvorsorge leisten oder der Arbeitnehmer kann einen Teil seines Bruttogehalts (bis zu einer bestimmten Höchstgrenze) steuer- und sozialabgabenfrei in die bAV einzahlen.
  • Durchführungswege: Es gibt fünf verschiedene Durchführungswege der bAV: Direktversicherung, Pensionskasse, Pensionsfonds, Unterstützungskasse und Direktzusage.
  • Steuerliche Vorteile: Beiträge zur bAV sind oft steuerlich begünstigt, und die spätere Rente wird teilweise oder vollständig versteuert.

Vorteile:

  • Zusätzliche Absicherung: Die bAV bietet eine weitere Einkommensquelle im Alter und entlastet so die gesetzliche Rente.
  • Steuer- und sozialabgabenfrei: Beiträge zur bAV sind bis zu einer festgelegten Höchstgrenze steuer- und sozialversicherungsfrei, was die Sparleistung erhöht.
  • Arbeitgeberzuschüsse: Oft beteiligt sich der Arbeitgeber an der bAV, entweder durch direkte Beiträge oder durch Zuschüsse zur Gehaltsumwandlung.

Nachteile:

  • Versteuerung im Rentenalter: Die spätere Betriebsrente muss versteuert werden, was die tatsächliche Auszahlung schmälert.
  • Unflexibilität: Wechsel des Arbeitgebers oder der Verlust des Arbeitsplatzes können die bAV komplizierter machen, da es keine automatische Mitnahme der Ansprüche gibt.

2.2 Riester-Rente

Die Riester-Rente ist eine staatlich geförderte Altersvorsorgeform, die vor allem für Arbeitnehmer, Beamte und bestimmte Selbstständige geeignet ist. Sie kombiniert private Vorsorge mit staatlichen Zulagen und Steuervergünstigungen.

Merkmale:

  • Staatliche Zulagen: Die Riester-Rente bietet direkte Zulagen vom Staat (Grundzulage und Kinderzulage) sowie Steuervorteile durch die Absetzbarkeit der Beiträge in der Einkommenssteuererklärung.
  • Kapitalgarantie: Zum Rentenbeginn wird garantiert, dass mindestens die eingezahlten Beiträge plus staatliche Zulagen zur Verfügung stehen.
  • Unterschiedliche Produkte: Es gibt verschiedene Varianten wie Riester-Fondssparpläne, Riester-Banksparpläne oder Riester-Rentenversicherungen.

Vorteile:

  • Attraktive Förderung: Besonders für Familien mit Kindern lohnen sich die Zulagen.
  • Kapitalgarantie: Es besteht kein Risiko, dass das eingezahlte Kapital verloren geht.
  • Steuervorteile: Beiträge können bis zu einem gewissen Betrag steuerlich geltend gemacht werden.

Nachteile:

  • Versteuerung im Alter: Die Riester-Rente muss bei der Auszahlung im Rentenalter voll versteuert werden.
  • Geringe Flexibilität: Vorzeitige Auszahlungen oder Wechsel zwischen den Riester-Produkten sind oft mit Verlusten oder Nachteilen verbunden.

3. Schicht 3 - Private Altersvorsorge

Die private Altersvorsorge ist die dritte und oftmals entscheidende Säule der Altersvorsorge. Sie kann in verschiedenen Formen - wie private Rentenversicherungen und Kapitalanlagen - erfolgen und bietet eine hohe Flexibilität, um die eigene Rente nach den individuellen Bedürfnissen zu ergänzen. Die steuerliche Behandlung hängt von der konkreten Gestaltung der Vorsorgeprodukte ab.

3.1 Private Rentenversicherung

Die private Rentenversicherung ist ein flexibles Instrument der Altersvorsorge, bei dem der Versicherte regelmäßig Beiträge einzahlt und im Rentenalter eine lebenslange Rente erhält. Sie kann klassisch mit der Einzahlung der Beiträge in den Anlagestock der Versicherungsgesellschaft erfolgen oder auch fondsgebunden ausgestaltet sein. Auch besondere Formen sind möglich, die helfen das Thema Vererben & Verschenken zu gestalten.

Merkmale:

  • Lebenslange Rente: Die private Rentenversicherung garantiert eine lebenslange Auszahlung im Alter.
  • Kapitalauszahlung: Auch eine (Teil)-auszahlung des angesparten Kapitals ist jederzeit möglich.
  • Flexibilität: Es gibt verschiedene Modelle, von aufgeschobenen Rentenversicherungen bis hin zu Sofortrenten, die sofortige Zahlungen im Alter ermöglichen.

Vorteile:

  • Lebenslange Absicherung: Eine private Rentenversicherung sichert bis zum Lebensende regelmäßige Zahlungen.
  • Flexible Zu- und Auszahlung: Je nach Vertrag können auch Zuzahlungen und Auszahlungen oder eine Kombination aus Rente und Kapitalerhalt vereinbart werden.
  • Steuerliche Vorteile bei Auszahlung: Es greift das Halbeinkünfteverfahren, wenn die Auszahlung nach wenigstens 12 Jahren Vertragsdauer und ab 62 erfolgt. Auf den Gewinn fällt dann nur der hälftige individuelle Steuersatz an. Bei den meisten Konstellationen stellt das einen Vorteil dar.
  • Kann beliehen und verpfändet werden.
  • Umfangreiche Hinterbliebenenabsicherung möglich.

Nachteile:

  • Hohe Kosten: Private Rentenversicherungen sind oft mit hohen Abschluss- und Verwaltungskosten verbunden. Zumindest kann das für den breiten Markt zutreffen. Mit sogenannten Nettotarifen wird dieser Nachteil schnell aufgelöst.
  • Niedrige Rendite: Durch die aktuell niedrigen Zinsen sind die Renditeaussichten bei vielen privaten Rentenversicherungen eher begrenzt. Das trifft nur auf die klassischen Tarife zu. Bei fondsgebundener Ausgestaltung können die kompletten Marktchancen genutzt werden.
  • Beiträge sind nicht steuerlich absetzbar
  • Verträge sind nicht Pfändungs- und Harz IV sicher.

3.2 Investmentfonds  

Am Ende steht die Erkenntnis, dass eine diversifizierte und langfristige Planung der Schlüssel zu einer sicheren Altersvorsorge ist. Wer früh genug beginnt und die verschiedenen Möglichkeiten klug nutzt, kann sorgenfrei in den Ruhestand gehen und finanzielle Unabhängigkeit genießen."

Eine weitere Möglichkeit der Altersvorsorge besteht darin, Kapital in Fonds zu investieren. Diese Option ist vor allem für diejenigen interessant, die bereit sind, ein gewisses Risiko einzugehen, dafür aber von potenziell höheren Renditen profitieren möchten.

Eine Aktienanlage oder die Investition in Investmentfonds (Aktienfonds, Mischfonds, ETF) kann langfristig hohe Renditen abwerfen und ist eine gängige Form der Altersvorsorge.

Vorteile:

  • Hohe Renditechancen: Langfristig gesehen bieten Aktien und Fonds in der Regel höhere Renditen als klassische Versicherungsprodukte.
  • Flexibilität: Der Anleger hat die volle Kontrolle über seine Investitionen und kann bei Bedarf auf das Kapital zugreifen.

Nachteile:

  • Kursschwankungen: Aktien und Fonds sind mit einem höheren Risiko verbunden, insbesondere bei kurzfristigen Kursschwankungen.
  • Erfahrungsbedarf: Erfolgreiche Kapitalanlage erfordert viel Geduld.

Beteiligungen, Immobilien, Edelmetalle, Diamanten, Oldtimer und alle sonstigen nicht geförderten Anlagen werden der 3. Schicht zugeordnet, sollen aber hier nicht tiefer behandelt werden.

Fazit

Eine gut durchdachte Altersvorsorge ist entscheidend, um im Alter finanziell abgesichert zu sein und den Lebensstandard halten zu können. Dabei gibt es keine "Einheitslösung", da jede Form der Altersvorsorge - sei es die gesetzliche Rente, betriebliche Altersvorsorge, private Vorsorge oder kapitalmarktbasierte Anlageformen - Vor- und Nachteile hat.

Die gesetzliche Rente bildet zwar eine Grundabsicherung, wird jedoch künftig allein oft nicht ausreichen, um die finanziellen Bedürfnisse im Ruhestand zu decken. Daher ist es ratsam, ergänzende Maßnahmen zu ergreifen, wie beispielsweise die betriebliche Altersvorsorge und/oder die private Altersvorsorge. Hier bieten sich verschiedene Modelle wie die Riester- oder Rürup-Rente, private Rentenversicherungen oder die Investition in Aktien und Fonds an. Letztere sind besonders für risikobereite Anleger interessant, da sie langfristig höhere Renditen versprechen.

Wichtig ist, frühzeitig mit der Vorsorge zu beginnen, um die Vorteile des Zinseszinseffekts und der staatlichen Förderung bestmöglich auszuschöpfen. Außerdem sollte jeder individuell prüfen, welche Strategien am besten zur persönlichen Lebenssituation, zum Einkommen und zur Risikobereitschaft passen. In vielen Fällen empfiehlt es sich, verschiedene Vorsorgeformen zu kombinieren, um eine breite Absicherung zu gewährleisten und von unterschiedlichen Vorteilen zu profitieren.

Kontakt zu mir

Hallo!
Schön, dass Sie mich kennenlernen möchten.