Jedes Jahr rückt der Weltfrauentag die Themen Gleichberechtigung, Frauenrechte und soziale Gerechtigkeit in den Fokus

Weltfrauentag Mütter oft benachteiligt

Jedes Jahr am 8. März rückt der Weltfrauentag die Themen Gleichberechtigung, Frauenrechte und soziale Gerechtigkeit in den Fokus. Besonders oft geht es dabei um die Einkommensungleichheit zwischen Frauen und Männern.

Die Aussage „Frauen verdienen weniger als Männer“ ist eine oft wiederholte, aber pauschale Behauptung, die in dieser Form nicht die ganze Wahrheit abbildet. Vielmehr zeigt sich, dass vor allem Mütter im Erwerbsleben benachteiligt sind. In kaum einem anderen Industrieland ist diese Ungleichheit so ausgeprägt wie in Deutschland. Während Frauen ohne Kinder oft nur geringe Einkommensunterschiede zu ihren männlichen Kollegen haben, öffnet sich mit der Mutterschaft eine immer größer werdende Lohnlücke – die sogenannte „Motherhood Penalty“.

Die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern: Eine differenzierte Betrachtung

Statistisch gesehen verdienen Frauen in Deutschland im Durchschnitt etwa 18 Prozent weniger als Männer – das ist der sogenannte unbereinigte Gender Pay Gap. Diese Zahl ergibt sich aus dem Durchschnittslohn aller erwerbstätigen Frauen im Vergleich zu allen erwerbstätigen Männern. Sie berücksichtigt allerdings nicht, dass Männer und Frauen oft in unterschiedlichen Berufen tätig sind, unterschiedliche Arbeitszeiten haben oder verschiedene Karriereschritte verfolgen.

Die bereinigte Lohnlücke, die diese Faktoren einbezieht, ist mit etwa sechs Prozent deutlich geringer. Doch auch hier gibt es eine gravierende Ausnahme: Mütter. Während kinderlose Frauen in vielen Berufen nahezu gleich viel verdienen wie ihre männlichen Kollegen, verlieren Frauen mit Kindern im Durchschnitt deutlich an Einkommen – und das nicht nur kurzfristig. Diese Einkommensverluste wirken sich oft über Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg aus.

Die „Motherhood Penalty“ – Warum Mütter so stark benachteiligt sind

Das Problem ist nicht nur, dass Frauen nach der Geburt eines Kindes oft beruflich zurückstecken. Vielmehr gibt es strukturelle und gesellschaftliche Mechanismen, die dazu führen, dass Mütter auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt werden.

  • Teilzeitarbeit und Karriereknick: In Deutschland arbeiten etwa zwei Drittel der Mütter in Teilzeit. Dies hat gravierende Folgen für ihre langfristige Einkommensentwicklung. Während Männer in Vollzeit weiter Karriere machen, stagnieren die Gehälter von Frauen oft über Jahre.
  • Traditionelle Rollenbilder: Obwohl sich das gesellschaftliche Bild von Familie und Erwerbstätigkeit in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat, bleibt Deutschland in vielen Bereichen konservativ. Frauen übernehmen nach wie vor den Großteil der Erziehungs- und Haushaltsarbeit, während Männer häufiger die finanzielle Verantwortung tragen.
  • Fehlende Betreuungsmöglichkeiten: Gerade für Kleinkinder sind die Betreuungsangebote in Deutschland oft unzureichend. Viele Mütter reduzieren ihre Arbeitszeit, weil sie keinen Kita-Platz finden oder weil die Betreuungszeiten nicht mit klassischen Arbeitszeiten kompatibel sind.
  • Diskriminierung und Vorurteile: Studien zeigen, dass Frauen mit Kindern seltener befördert werden als kinderlose Frauen oder Männer mit Kindern. Arbeitgeber befürchten oft unbewusst, dass Mütter weniger belastbar oder weniger flexibel sind – obwohl es dafür keine objektiven Belege gibt.

Deutschland: Ein Sonderfall in der Industrielandschaft

Es zeigt sich, dass es nicht ausreicht, nur über gleiche Löhne für gleiche Arbeit zu sprechen – vielmehr müssen strukturelle Hürden abgebaut werden, die Frauen nach der Geburt eines Kindes in finanzielle Abhängigkeit oder in schlecht bezahlte Teilzeitjobs drängen. Wenn sich daran nichts ändert, wird der Weltfrauentag auch in den kommenden Jahren weiterhin auf die Mutter aller Ungleichheiten hinweisen müssen."

Interessanterweise ist das Problem der „Motherhood Penalty“ in Deutschland besonders ausgeprägt. Während in skandinavischen Ländern oder Frankreich die Einkommensunterschiede zwischen Müttern und kinderlosen Frauen deutlich geringer sind, zeigen sich in Deutschland besonders starke Einkommensverluste nach der Geburt eines Kindes. Ein Grund dafür ist das Modell der „Retraditionalisierung“, das sich nach der Geburt eines Kindes häufig einstellt: Während Männer ihre Arbeitszeit erhöhen, reduzieren Frauen ihre Erwerbstätigkeit erheblich.

Auch das Ehegattensplitting, das Paare steuerlich begünstigt, wenn ein Partner deutlich weniger verdient als der andere, trägt dazu bei, dass viele Frauen nach der Geburt eines Kindes gar nicht erst in eine gut bezahlte Vollzeitbeschäftigung zurückkehren. Zudem spielt das deutsche Rentensystem eine Rolle: Wer in jungen Jahren weniger verdient, sammelt auch weniger Rentenansprüche – ein Problem, das viele Frauen erst im Alter voll zu spüren bekommen.

Lösungsansätze: Was sich ändern müsste

Um die Ungleichheit zwischen Müttern und Vätern auf dem Arbeitsmarkt zu reduzieren, braucht es tiefgreifende Veränderungen auf mehreren Ebenen.

  • Bessere Kinderbetreuung: Ein flächendeckender Ausbau von Kitas mit flexibleren Öffnungszeiten könnte Müttern helfen, schneller wieder in den Beruf zurückzukehren.
  • Elternzeit für Väter stärken: In Ländern wie Schweden nehmen Väter deutlich häufiger und länger Elternzeit – und das wirkt sich positiv auf die Gleichstellung am Arbeitsplatz aus. Eine Reform in Deutschland, die eine verpflichtende Väterzeit einführt, könnte langfristig helfen, alte Rollenbilder aufzubrechen.
  • Steuerliche Anreize reformieren: Das Ehegattensplitting und Minijobs begünstigen das traditionelle Modell „Ernährer-Mann, Teilzeit-Mutter“. Eine Reform dieser Steuerregelung könnte dazu beitragen, dass sich Frauen stärker am Arbeitsmarkt beteiligen.
  • Mehr Unternehmenskultur für Vereinbarkeit: Unternehmen könnten flexiblere Arbeitszeitmodelle, Homeoffice und Karrierewege mit Teilzeit stärker fördern, um es Müttern zu ermöglichen, beruflich am Ball zu bleiben.

Fazit

Der Gender Pay Gap ist ein komplexes Thema, das nicht auf eine einfache Formel „Frauen verdienen weniger als Männer“ reduziert werden kann. Während sich die Lohndifferenzen zwischen kinderlosen Frauen und Männern in vielen Bereichen angleichen, bleibt der Einkommensnachteil für Mütter gravierend. Deutschland ist dabei ein besonderes Beispiel für die starke Benachteiligung von Frauen mit Kindern.

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