Die Immobilienpreise in Schweden sind in den letzten Jahren explodiert

Das Ende der skandinavischen Wohlfühlökonomie Musterland Schweden wackelt

"Lagom" ist ein schwedisches Wort, für das es kein deutsches Pendant gibt. Übersetzt wird es mit "genau richtig", "passt" oder "alles im Lot". Lange war "lagom" eine gute Zustandsbeschreibung für Schwedens Wirtschaft und Gesellschaft. Doch das Wohlgefühl ist angeknackst.

Das zeigte sich bereits bei den letzten Reichstagswahlen, als die rechtspopulistischen Schwedendemokraten mit 18 Prozent der Stimmen drittstärkste Kraft wurden. Der Aufstieg der Partei ist Zeichen wachsender Unzufriedenheit - offensichtlich haben viele Schweden kein "Lagom"-Gefühl mehr.

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Immer noch ein glückliches Land

Dennoch wäre es verfehlt, von Krise zu sprechen. Im globalen Glücksreport des amerikanischen Gallup-Instituts liegt das skandinavische Land immer noch ganz weit vorne. Viele Länder wären mehr als zufrieden, wenn sie die Wirtschaftsdaten Schwedens vorweisen könnten. Hohes Wohlstandsniveau, geringe Arbeitslosigkeit, niedrige Staatsverschuldung, gute Bildung, vergleichsweise gleichmäßige Verteilung des Wohlstands - das gilt nach wie vor im europäischen Norden.

Doch das schöne Bild zeigt Risse und ist anfälliger für Beschädigungen geworden. Schwedens Wirtschaft ist ähnlich wie die deutsche extrem von Export und Import abhängig. Das Außenhandelsvolumen erreicht 90 Prozent der Wirtschaftsleistung. Wenn die Weltwirtschaft rund läuft, profitiert das Land vom internationalen Handel. Entsprechend schlagen Verwerfungen unmittelbar auf die schwedische Konjunktur durch. Wenn Donald Trump mal wieder tobt oder Chinas Konjunktur schwächelt, merkt man das jenseits des Kattegat.

Auch innere "Missbefindlichkeiten"

Es gibt aber auch "häusliche" Probleme. Die Immobilienpreise sind in den letzten Jahren explodiert. Wer sich in Schweden den Traum vom Eigenheim erfüllen will, muss tief in die Tasche greifen. Viele private Haushalte sind hoch verschuldet. Und Immobiliendarlehen machen fast die Hälfte der Kredite in schwedischen Bankbilanzen aus. Ein Risiko, wenn es mal zu Schwierigkeiten bei der Tilgung kommen sollte.

Für soziale Spannungen und Unsicherheit hat auch die Flüchtlingskrise gesorgt. Seit 2015 hat Schweden mehr als 163.000 Asylsuchende aufgenommen - das sind pro Kopf mehr als Deutschland. Nicht jedem Schweden gefällt diese Offenheit und die Flüchtlinge sind ein Grund für den Erfolg der Schwedendemokraten.

Im globalen Glücksreport des amerikanischen Gallup-Instituts liegt Schweden immer noch ganz weit vorne."

Stillstand bedeutet Rückschritt

Überhaupt möchten viele Bürger, dass sich möglichst nichts ändert. Die Reformbereitschaft ist nicht besonders ausgeprägt. Das ist wohl das größte Risiko für Schweden als Musterland.

Denn in einer sich dynamisch entwickelnden Welt bedeutet Stillstand Rückschritt.

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