Für chinesische Aktien gelten andere Regeln

Experte Politische Börsen dauern unterschiedlich lange

"Politische Börsen haben kurze Beine", so lautet eine alte Börsenweisheit. Gemeint ist, dass politische Ereignisse zwar kurzfristig erheblichen Einfluss auf das Börsengeschehen haben können, ihre Auswirkungen langfristig aber eher überschaubar sind.

Betrachtet man sich die Börsenentwicklung in den letzten zwei bis drei Jahren, scheint sich dieser Eindruck zu bestätigen. Als Ende Februar 2022 der Ukraine-Krieg ausbrach und in der Folge die Rohstoffpreise explodierten, reagierte zum Beispiel der DAX zunächst mit einem tiefen Einbruch. Schon ein Jahr später war das Vorkriegsniveau wieder erreicht.

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Beispiele Ukraine-Krieg und Nahost-Konflikt

Nicht ganz so ausgeprägt fand der Hamas-Terrorangriff auf Israel im vergangenen Jahr seinen Kursniederschlag. Hier dauerte es nur wenige Wochen, bis die Kursdelle ausgebügelt war. Obwohl beide Konflikte weiterhin unvermindert andauern, hat sich die Börsenentwicklung inzwischen davon vollständig abgekoppelt. Die Kurse eilen - getrieben von Zinssenkungserwartungen - von Rekord zu Rekord. Auf die Dauer prägen wohl doch eher ökonomische Faktoren die Kursentwicklung.

So sehr die eingangs zitierte Börsenweisheit also wahr zu sein scheint, Ausnahmen bestätigen die Regel! Das sieht man Börsenexperte David Wehner zufolge am Beispiel China. Seit etwa drei Jahren befinden sich die chinesischen Aktienmärkte auf Talfahrt. Mittlerweile ist das "Tal der Tränen" zwar durchschritten und es deutet sich eine langsame Erholung an. Unbestritten ist aber, dass die chinesische Aktienmisere ganz wesentlich politische Ursachen hat.

Für chinesische Aktien gelten andere Regeln

Der Niedergang begann 2021 mit einer Kehrtwende in der chinesischen Wirtschaftspolitik, als auf strengere Regulierung und stärkere Abschottung vor ausländischen Einflüssen gesetzt wurde. Dann machte Xi Jinpings strikte Null-Covid-Politik den Aktienkursen das Leben schwer. Als diese abrupt aufgegeben wurde, verhinderten Chinas schwache Konjunktur und eine hausgemachte Immobilienkrise den Aktienaufschwung.

Die Erkenntnis daraus: chinesische Börsen bleiben politische Börsen."

Die Probleme sind zum großen Teil Folge einer verfehlten Wirtschaftspolitik und in Chinas Wirtschaft ist der Staat immer noch ein wichtiger Akteur. Über allem schweben wie ein Damoklesschwert der Taiwankonflikt und der Machtkampf mit den USA um die Weltgeltung.

Dieser "politische Faktor" in China ist nicht mit den anderen ereignisgetriebenen politischen Börsendämpfern zu vergleichen. Hier beeinflussen langfristig wirkende politische Maßnahmen die Börsenentwicklung. Jetzt will Xi Jinping den chinesischen Aktienmärkten wohl mehr Aufmerksamkeit schenken und weiterem Kursverfall vorbeugen. Die Erkenntnis daraus: chinesische Börsen bleiben politische Börsen.

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