Rüstung als langfristiger strategischen Sektor im Portfolio

Amundi und BlackRock setzen auf Verteidigung Riesen mit neuen Rüstungs-ETFs

In einem sich wandelnden geopolitischen Umfeld stoßen Rüstung und Verteidigung zunehmend auch auf dem Kapitalmarkt auf strategisches Interesse. Was über Jahrzehnte als ethisch heikler und politisch umstrittener Sektor galt, wird nun von führenden Vermögensverwaltern offensiv als investierbares Thema positioniert.

Mitten in diese Entwicklung hinein bringen zwei der größten Akteure der Branche – Amundi und BlackRocknahezu zeitgleich neue börsengehandelte Fonds (ETFs) auf den Markt, die gezielt auf Rüstung und Verteidigung ausgerichtet sind. Der Schritt markiert eine Verschiebung in der Wahrnehmung eines Sektors, der bislang von ESG-Investoren weitgehend gemieden wurde.

Zeitenwende auch in der Fondsindustrie

Die weltpolitischen Verwerfungen der vergangenen Jahre – allen voran der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine – haben in vielen Ländern zu einem sicherheitspolitischen Umdenken geführt. Verteidigungsausgaben steigen, Aufrüstung wird nicht nur akzeptiert, sondern politisch gefordert. In Europa wurden milliardenschwere Sonderhaushalte aufgelegt, die NATO-Mitgliedstaaten haben ihre Investitionsziele angehoben, und weltweit verzeichnen Unternehmen der Rüstungsindustrie steigende Auftragsvolumina.

Diese Entwicklungen bleiben auch der Fondsindustrie nicht verborgen. Was lange als ethisch unvermittelbar galt, wird nun zunehmend als strategische Zukunftsbranche gesehen – zumindest in Teilen der Kapitalmärkte. ETFs mit Fokus auf Verteidigung treffen daher auf eine neue Nachfrage: institutionelle Investoren, die geopolitische Risiken absichern wollen; private Anleger, die auf strukturelles Wachstum setzen; und Portfoliomanager, die in einem inflationären Umfeld nach nichtzyklischen Ertragsquellen suchen.

Zwei Anbieter, ein Thema – Amundi und BlackRock ziehen nach

Mit Amundi und BlackRock steigen nun zwei besonders einflussreiche Anbieter in dieses Marktsegment ein. Beide Unternehmen bringen jeweils einen ETF auf den Markt, der gezielt in Unternehmen aus der globalen Verteidigungs- und Sicherheitsindustrie investiert.

Die Fonds unterscheiden sich in Details – etwa in der Indexzusammensetzung oder den regionalen Gewichtungen –, folgen jedoch einem ähnlichen Grundansatz: Sie wollen Anlegern einen liquiden, transparenten und regelbasierten Zugang zu einem lange gemiedenen Industriesektor bieten.

Die Indexanbieter stützen sich dabei auf definierte Auswahlkriterien, die etwa folgende Bereiche umfassen:

  • Hersteller militärischer Ausrüstung, Fahrzeuge und Systeme.
  • Anbieter von Cybersecurity- und Überwachungstechnologie.
  • Rüstungszulieferer mit signifikantem Umsatzanteil im Verteidigungsbereich.

Beide ETFs sind als physisch replizierende Produkte konzipiert und richten sich an Anleger, die Rüstung als langfristigen strategischen Sektor im Portfolio verankern wollen – nicht als spekulative Wette, sondern als gezielte Allokation innerhalb eines sicherheitspolitisch veränderten Weltbildes.

Ethische Debatte trifft auf neue Realitäten

Mit dem parallelen Markteintritt von Amundi und BlackRock in das Segment der Rüstungs-ETFs wird ein neuer Meilenstein in der Entwicklung thematischer Indexfonds gesetzt. Die Fonds zielen auf ein verändertes sicherheitspolitisches Umfeld und eine wachsende Akzeptanz für Verteidigung als Bestandteil strategischer Investitionen. Sie eröffnen Anlegern die Möglichkeit, an einem bisher wenig erschlossenen Marktsegment teilzuhaben – unter neuen ethischen, geopolitischen und wirtschaftlichen Vorzeichen."

Der Markteintritt der beiden Fondsanbieter trifft auf ein ambivalentes Umfeld. Einerseits werden Rüstungsinvestments nach wie vor von vielen nachhaltigkeitsorientierten Investoren ausgeschlossen. In zahlreichen ESG-Richtlinien gelten Waffenproduktion und militärischer Zweck als Ausschlusskriterium – unabhängig vom politischen Kontext.

Andererseits wird in der öffentlichen Debatte zunehmend differenziert: Verteidigung wird nicht mehr ausschließlich als problematischer Wirtschaftszweig gesehen, sondern auch als notwendiger Bestandteil staatlicher Souveränität und Freiheitssicherung. In diesem Licht argumentieren Befürworter, dass Investitionen in Rüstung nicht gegen Nachhaltigkeit verstoßen, sondern unter dem Aspekt von Friedenserhalt und Sicherheitsstabilität sogar eine ethische Dimension gewinnen können.

Dies hat auch Auswirkungen auf die ESG-Klassifizierung. Einige Anbieter versuchen, Rüstungs-ETFs als „Verteidigungs-ETFs“ zu positionieren, die nicht in kontroverse Waffen (z. B. Streubomben, chemische Waffen) investieren, wohl aber in konventionelle Ausrüstungshersteller, die NATO-Staaten beliefern. Die Grenzen sind dabei fließend – und der Diskurs steht erst am Anfang.

Marktpotenzial und strategische Ausrichtung

Der Wettlauf zwischen Amundi und BlackRock ist auch Ausdruck eines sich öffnenden Marktfeldes. Die Rüstungsindustrie hat in den letzten Jahren eine hohe Resilienz bewiesen – unabhängig von konjunkturellen Schwankungen. Die Auftragsbücher großer Anbieter sind gut gefüllt, staatliche Budgets werden – trotz hoher Verschuldung – weiter aufgestockt, und geopolitische Spannungen machen ein Zurück zu friedenspolitischer Abrüstung auf absehbare Zeit unwahrscheinlich.

Gerade institutionelle Anleger suchen in diesem Umfeld nach thematischen ETFs, die ihnen ermöglichen, spezifische Makrotrends abzubilden. Rüstung, Sicherheits- und Überwachungstechnologien gelten dabei zunehmend als langfristige Wachstumssegmente. Die Anbieter reagieren auf diese Nachfrage – mit Produkten, die einfach handelbar sind, täglich bewertet werden und transparente Indexregeln bieten.

Fazit

Mit dem parallelen Markteintritt von Amundi und BlackRock in das Segment der Rüstungs-ETFs wird ein neuer Meilenstein in der Entwicklung thematischer Indexfonds gesetzt. Die Fonds zielen auf ein verändertes sicherheitspolitisches Umfeld und eine wachsende Akzeptanz für Verteidigung als Bestandteil strategischer Investitionen. Sie eröffnen Anlegern die Möglichkeit, an einem bisher wenig erschlossenen Marktsegment teilzuhaben – unter neuen ethischen, geopolitischen und wirtschaftlichen Vorzeichen.

Ob sich diese Produkte langfristig etablieren, wird nicht nur von ihrer Performance abhängen, sondern auch von der gesellschaftlichen und regulatorischen Debatte darüber, welche Rolle Kapitalmärkte in sicherheitspolitischen Fragen spielen dürfen – oder sollen.

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