Wege, Vermögen steuerbewusst weiterzugeben Schenkung oder Vermächtnis?
Viele Großeltern möchten nicht nur zu Lebzeiten unterstützen, sondern auch sicherstellen, dass ihre Enkel nach ihrem Tod einen finanziellen Vorteil haben.
Viele Großeltern möchten nicht nur zu Lebzeiten unterstützen, sondern auch sicherstellen, dass ihre Enkel nach ihrem Tod einen finanziellen Vorteil haben. Dabei stehen zwei Wege im Mittelpunkt: die Schenkung zu Lebzeiten und das Vermächtnis per Testament. Beide Methoden haben Vorteile, beide bergen Fallstricke. Wer frühzeitig überlegt, welche Form der Vermögensübertragung passt, kann nicht nur Steuern sparen, sondern auch Konflikte innerhalb der Familie vermeiden.
Die Schenkung zu Lebzeiten
box
Eine Schenkung bedeutet, dass Großeltern ihren Enkeln Vermögen schon zu Lebzeiten übertragen – sei es Geld, Wertpapiere oder auch Immobilienanteile.
Vorteile:
- Steuerliche Freibeträge nutzen: Enkel haben alle zehn Jahre einen Freibetrag von derzeit 200.000 Euro. Dieser kann durch gestaffelte Schenkungen mehrfach genutzt werden.
- Planungssicherheit: Großeltern sehen, wie die Zuwendung eingesetzt wird, und können bei Bedarf begleiten oder korrigieren.
- Entlastung im Alter: Vermögen, das rechtzeitig übertragen wird, reduziert die eigene Steuer- und Verwaltungslast.
Nachteile:
- Verlust der Kontrolle: Einmal verschenkt, gehört das Vermögen rechtlich dem Enkel. Ab Volljährigkeit kann dieser frei darüber verfügen.
- Ungleichgewicht unter Geschwistern: Wenn mehrere Enkel vorhanden sind, kann die Aufteilung zu Spannungen führen.
Schenkungen sollten deshalb gut geplant und dokumentiert werden – mit klarer Kommunikation in der Familie.
Das Vermächtnis im Testament
Das Vermächtnis ist eine Anordnung im Testament, durch die bestimmte Personen – etwa Enkel – bestimmte Vermögenswerte erhalten. Im Unterschied zur Erbeinsetzung werden die Enkel nicht Miterben, sondern haben einen Anspruch gegenüber den Erben.
Vorteile:
- Kontrolle bis zuletzt: Großeltern behalten ihr Vermögen und entscheiden frei, wie es am Ende verteilt wird.
- Flexibilität: Testamente können jederzeit geändert werden, solange die Großeltern leben.
- Zweckbindung möglich: Es kann genau bestimmt werden, welche Person welchen Vermögensgegenstand erhält.
Nachteile:
- Steuerliche Grenzen: Auch hier gelten die Freibeträge, aber sie können nicht mehrfach genutzt werden wie bei Schenkungen.
- Konfliktpotenzial: Erben und Vermächtnisnehmer können im Streit geraten, wenn die Umsetzung nicht klar geregelt ist.
Das Vermächtnis ist besonders geeignet, wenn Großeltern die Kontrolle über ihr Vermögen behalten wollen und erst im Todesfall eine klare Zuwendung wünschen.
Steuerliche Dimension
Neben steuerlichen Überlegungen spielt die familiäre Harmonie eine wichtige Rolle. Schenkungen zu Lebzeiten zeigen den Enkeln sofort die Unterstützung und Wertschätzung, können aber auch Erwartungen und Ungleichgewichte erzeugen. Vermächtnisse im Testament schaffen Klarheit, bergen aber das Risiko, dass sich Enkel erst nach dem Tod der Großeltern mit den Entscheidungen auseinandersetzen – und mögliche Enttäuschungen nicht mehr besprochen werden können."
Die Steuer spielt bei beiden Wegen eine zentrale Rolle. Wer frühzeitig plant, kann durch wiederholte Schenkungen die Freibeträge optimal nutzen und die Steuerlast reduzieren. Wer hingegen alles auf das Erbe verschiebt, läuft Gefahr, dass große Vermögen oberhalb der Freibeträge stark belastet werden.
Ein Beispiel: Großeltern mit erheblichem Vermögen können durch Schenkungen alle zehn Jahre steuerfrei übertragen. Über Jahrzehnte lässt sich so ein großer Teil des Vermögens steuerschonend an die Enkel weiterreichen.
Emotionale und familiäre Aspekte
Neben steuerlichen Überlegungen spielt die familiäre Harmonie eine wichtige Rolle. Schenkungen zu Lebzeiten zeigen den Enkeln sofort die Unterstützung und Wertschätzung, können aber auch Erwartungen und Ungleichgewichte erzeugen. Vermächtnisse im Testament schaffen Klarheit, bergen aber das Risiko, dass sich Enkel erst nach dem Tod der Großeltern mit den Entscheidungen auseinandersetzen – und mögliche Enttäuschungen nicht mehr besprochen werden können.
Eine offene Kommunikation ist daher der Schlüssel: Wenn Großeltern ihre Beweggründe erklären, können Konflikte gemildert und Missverständnisse vermieden werden.
Fazit
Schenkung oder Vermächtnis – beide Wege haben ihre Berechtigung.
- Ja, Schenkungen bieten steuerliche Vorteile und machen Unterstützung schon zu Lebzeiten sichtbar.
- Ja, Vermächtnisse sichern Kontrolle und Flexibilität bis zum Lebensende.
- Aber nein, beide Wege sind nicht konfliktfrei. Steuerliche und emotionale Faktoren müssen immer gemeinsam betrachtet werden.
Die Entscheidung ist keine rein juristische oder finanzielle, sondern auch eine zutiefst persönliche. Wer frühzeitig plant und offen kommuniziert, schafft nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern stärkt auch den Zusammenhalt zwischen den Generationen.
Transparente, faire, nachhaltige und unabhängige Finanzberatung seit 1998