So angestaubt ist die Idee nicht Sparen ist weiterhin sehr wichtig
Ist es Ihnen aufgefallen? Am 30. Oktober war Weltspartag. Seit dem Jahre 1924 ist ein Tag in der letzten Oktober-Woche dem Spargedanken gewidmet. Wurde er in früheren Jahren von großen Werbeaktionen bei Banken und Sparkassen begleitet, ist es ruhig geworden um den Weltspartag - zumindest bei uns.
Das hat einen guten Grund. Denn Sparen in seiner "klassischen" Form - auf dem Sparbuch - lohnt sich immer weniger. Die Zinssätze bewegen sich nahe am Nullpunkt und fast dürfen Kunden dankbar sein, wenn ihr Geldinstitut ihnen nicht noch ein "Aufbewahrungsentgelt" oder ähnliches abnötigt. Banken und Sparkassen haben überdies selbst kein gesteigertes Interesse daran, allzu viele Spareinlagen anzusammeln. Denn was sie davon nicht als Kredite vergeben können, müssen sie bei der EZB "parken" und dafür Negativzinsen zahlen.
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Sparen bedeutete noch selten Vermögensbildung
Da sich - Stand heute - dank der Geldpolitik Mario Draghis an dieser Situation nicht schnell etwas ändern wird, müssen Sparer auch weiterhin mit Minimalerträgen auf dem Sparbuch rechnen. Berücksichtigt man die Inflation, kommt es sogar zu einem realen Kapitalverlust. Im Schnitt bringen Spareinlagen mit dreimonatiger Kündigungsfrist derzeit noch 0,15 Prozent Zinsen p.a.. Bei einer Inflationsrate um die zwei Prozent bedeutet das überschlägig ein jährliches reales Minus von 1,85 Prozent. Sprich: wer heute 10.000 Euro auf sein Sparbuch legt, hat nach einem Jahr real noch ungefähr 9.815 Euro auf dem Sparkonto
Der Fairness halber muss man sagen, dass das keine Ausnahmesituation ist. Auch früher gab es schon über längere Zeiträume negative Realverzinsungen - zum Beispiel Anfang der 1990er Jahre, als die Sparbuchzinsen zwar bei drei Prozent lagen, die Inflation dafür aber auch bei fünf Prozent. Ob klassisches Sparen je zur Vermögensbildung taugte, darf bezweifelt werden. Das Sparbuch war immer eher ein Instrument, um Finanzreserven aufzubauen oder Geld für ein bestimmtes Vorhaben mit überschaubarem Zeithorizont anzusammeln.
Das Sparbuch war immer ein Instrument, um Finanzreserven aufzubauen."
Wenn der Weltspartag wieder Sinn macht
Sparen in Form von regelmäßiger und systematischer Vermögensbildung bleibt dagegen weiter relevant. Angesichts der Notwendigkeit zur privaten Vorsorge wird es sogar wichtiger. Es ist nun an der Zeit, den Spargedanken vom Sparbuch zu lösen. Sparen kann man auch in Wertpapieren, sogar in Aktien. Mit einem solchen Ansatz macht auch der Weltspartag weiterhin Sinn.
Autor: Manfred Gassner