Wissenswertes zu aktuellen Finanzthemen

Finanzlexikon Stamm- und Vorzugsaktien

Rechte, Unterschiede und Einsatz in der Kapitalanlage.

Aktien sind nicht gleich Aktien. Wer sich näher mit börsennotierten Unternehmen beschäftigt, trifft häufig auf zwei Varianten: Stammaktien und Vorzugsaktien. Beide verbriefen Eigentumsrechte am Unternehmen, unterscheiden sich jedoch hinsichtlich der mit ihnen verbundenen Rechte und Pflichten. Für Anleger ist es deshalb entscheidend zu verstehen, was die Unterschiede sind – und welche Rolle die jeweiligen Aktiengattungen im Portfolio spielen können.


Stammaktien: Das klassische Stimmrecht

Stammaktien sind die Standardform der Unternehmensbeteiligung.

Sie gewähren dem Aktionär sämtliche Rechte, die mit der Eigentümerschaft an einem Unternehmen einhergehen – allen voran das Stimmrecht auf der Hauptversammlung.

Damit können Inhaber von Stammaktien aktiv Einfluss auf die Unternehmensführung nehmen, etwa bei der Wahl des Aufsichtsrats, bei Kapitalmaßnahmen oder bei der Ausschüttung von Dividenden.

In der Praxis bedeutet dies jedoch nicht, dass jeder Aktionär auch tatsächlich mitentscheidet.

Viele Kleinaktionäre machen von ihrem Stimmrecht keinen Gebrauch oder bündeln es über Stimmrechtsvertreter.

Dennoch bleibt das Mitspracherecht ein zentrales Merkmal der Stammaktie.


Vorzugsaktien: Kein Stimmrecht, aber Dividendenbonus

Vorzugsaktien hingegen sind eine Sonderform der Beteiligung, bei der das Stimmrecht entfällt oder stark eingeschränkt ist. Als Ausgleich erhalten Vorzugsaktionäre häufig einen finanziellen Vorteil – etwa in Form einer höheren Dividende oder einer bevorzugten Behandlung bei der Ausschüttung.

Dieser „Vorzugsstatus“ wird im Aktiengesetz sowie in der Satzung des jeweiligen Unternehmens geregelt. Besonders wichtig ist: Wenn ein Unternehmen keine Dividende zahlt oder mit den Ausschüttungen im Rückstand ist, kann sich das Ruhen des Stimmrechts unter bestimmten Bedingungen aufheben – die Vorzugsaktionäre erhalten dann vorübergehend ein Mitspracherecht.


Warum unterscheiden Unternehmen zwischen Stamm- und Vorzugsaktien?

Die Ausgabe von Vorzugsaktien erlaubt es Unternehmen, zusätzliches Eigenkapital aufzunehmen, ohne die Stimmrechtsverhältnisse zu verändern. Für Gründerfamilien, Großaktionäre oder Managementteams, die Kontrolle behalten möchten, ist das ein wichtiges Instrument. Gleichzeitig erhalten Investoren durch den Dividendenaufschlag einen Anreiz, auf ihr Stimmrecht zu verzichten.

Besonders in Deutschland ist dieses Modell verbreitet. Viele bekannte börsennotierte Unternehmen – etwa Volkswagen, Henkel oder BMW – haben sowohl Stamm- als auch Vorzugsaktien im Umlauf.


Börsenhandel und Preisunterschiede

Stamm- und Vorzugsaktien bieten unterschiedliche Vorteile. Beide sind Ausdruck der Beteiligung am gleichen Unternehmen, doch mit verschiedenen Rechten und Prioritäten. Für Privatanleger lohnt sich ein genauer Blick auf die Unterschiede – nicht zuletzt, weil sie strategische Spielräume bei der Portfoliozusammenstellung eröffnen. Wer weiß, worauf er verzichtet und wofür er sich entscheidet, kann gezielter investieren."

An der Börse werden Stamm- und Vorzugsaktien getrennt gehandelt. Meist ist die Stammaktie teurer als die Vorzugsaktie – das Stimmrecht hat also einen gewissen Marktwert. Es gibt jedoch Phasen, in denen die Vorzugsaktie gleich teuer oder sogar wertvoller ist, etwa wenn Anleger auf höhere Dividenden spekulieren oder das Handelsvolumen bei der Vorzugsaktie größer ist.

In der Praxis kann es deshalb durchaus attraktiv sein, gezielt zur günstigeren Gattung zu greifen – je nach Anlagestrategie und Marktsituation.


Welche Variante ist für Anleger sinnvoll?

Ob Stamm- oder Vorzugsaktie besser geeignet ist, hängt vom Profil und den Zielen des Anlegers ab. Wer auf langfristige Wertentwicklung und Mitbestimmung setzt, wird sich eher für die Stammaktie entscheiden. Wer hingegen auf regelmäßige Erträge aus Dividenden aus ist und das Stimmrecht nicht als entscheidend erachtet, kann mit der Vorzugsaktie gut fahren – zumal sie oft günstiger zu haben ist.

Wichtige Überlegungen dabei sind:

  • Wie wichtig ist mir das Stimmrecht?
  • Lege ich Wert auf stabile Dividendenzahlungen?
  • Welche Gattung ist aktuell günstiger bewertet?
  • Wie hoch ist das Handelsvolumen (Liquidität) der jeweiligen Aktie?

Fazit: Zwei Gattungen, ein Unternehmen – unterschiedliche Schwerpunkte

Stamm- und Vorzugsaktien bieten unterschiedliche Vorteile. Beide sind Ausdruck der Beteiligung am gleichen Unternehmen, doch mit verschiedenen Rechten und Prioritäten. Für Privatanleger lohnt sich ein genauer Blick auf die Unterschiede – nicht zuletzt, weil sie strategische Spielräume bei der Portfoliozusammenstellung eröffnen. Wer weiß, worauf er verzichtet und wofür er sich entscheidet, kann gezielter investieren.

Kontakt zu mir

Hallo!
Schön, dass Sie mich kennenlernen möchten.