Finanzlexikon Strategien im Rückspiegel
Buy-and-Hold, Market Timing und aktive Fonds.
Nicht nur die Wahl der Anlageklasse, auch die Strategie entscheidet über den Anlageerfolg. Soll man Aktien einfach kaufen und langfristig halten, versuchen, die Märkte zu timen, oder lieber auf Fondsmanager vertrauen? Der Rückblick auf mehrere Jahrzehnte zeigt, dass Theorie und Praxis hier oft weit auseinanderliegen. Mit Zahlen aus den USA und Deutschland lassen sich klare Muster erkennen.
Buy-and-Hold – Geduld als Erfolgsrezept
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Die einfachste Strategie heißt: Kaufen und liegen lassen.
Wer den Markt nicht überlisten will, sondern einfach an seinem langfristigen Wachstum teilhat, setzt auf Buy-and-Hold.
Historische Daten stützen diesen Ansatz eindeutig:
- Laut S&P Dow Jones Indices schlugen in den USA über Zeiträume von 15 Jahren über 90 % aller aktiv gemanagten Fonds ihren Vergleichsindex nicht. Ein passives Buy-and-Hold-Investment im Index hätte also fast immer besser abgeschnitten.
- Wer seit 1990 im S&P 500 investierte, erzielte eine jährliche Rendite von rund 10 %. Wer dagegen die zehn besten Tage verpasste, fiel auf etwa 7,5 % p.a. zurück – ein drastischer Unterschied, der zeigt, wie schwer es ist, die besten Momente durch Market Timing zu erwischen.
- Für Deutschland liefert der DAX ein ähnliches Bild: Seit seiner Auflegung 1988 brachte er im Schnitt 8–9 % p.a. ein. Wer investiert blieb, konnte sein Kapital mehr als verzehnfachen.
Die Lektion: Buy-and-Hold belohnt Geduldige, die Schwankungen aushalten.
Market Timing – der Traum vom richtigen Moment
- Eine Studie von Morningstar (2023) zeigte, dass Privatanleger im Schnitt deutlich geringere Renditen erzielen als die von Fonds ausgewiesenen. Grund: Viele steigen in Hochphasen ein und in Krisen panisch aus.
- Über 20 Jahre hinweg lag die durchschnittliche Anleger-Rendite in US-Aktienfonds etwa 2–3 Prozentpunkte pro Jahr unter der Rendite der Fonds selbst – ein klares Indiz für gescheitertes Market Timing.
- Besonders gefährlich: Die größten Kursgewinne kommen oft in kurzen Schüben direkt nach Krisen. Wer zu früh ausgestiegen ist, verpasst die Erholung und steht schlechter da als der passive Anleger.
Market Timing ist damit weniger Strategie als Illusion.
Aktive Fonds – Können gegen den Markt?
Der Schlüssel liegt nicht in komplizierten Strategien, sondern in Konsequenz. Wer langfristig investiert bleibt, hat die besten Chancen – selbst wenn es zwischendurch turbulent wird."
Aktive Fondsmanager versprechen, den Markt zu schlagen, indem sie gezielt Aktien auswählen und Risiken steuern. Doch die Bilanz ist ernüchternd.
- Der SPIVA-Report 2023 (S&P Indices Versus Active) zeigt: In Europa konnten über 10 Jahre rund 85 % der Fondsmanager ihre Benchmark nicht übertreffen.
- In den USA war es noch deutlicher: Über 15 Jahre hinweg scheiterten über 90 %.
- In Deutschland schnitten besonders große Fonds oft schlechter ab, weil hohe Gebühren die Rendite zusätzlich minderten.
Es gibt Ausnahmen – einige wenige Fondsmanager schlagen ihre Benchmarks über längere Zeiträume. Doch sie sind die absolute Minderheit, und es ist für Anleger fast unmöglich, sie im Voraus zu identifizieren.
Psychologische Faktoren
Die Rückschau macht klar: Viele Anleger scheitern weniger an den Märkten als an sich selbst. Emotionen – Angst in Krisen, Gier in Boomzeiten – führen zu Fehlentscheidungen. Buy-and-Hold wirkt langweilig, ist aber erfolgreich. Market Timing wirkt aktiv und clever, ist aber riskant. Aktive Fonds wirken professionell, sind aber selten besser als der Markt.
Das erklärt, warum Anleger im Schnitt schlechter abschneiden als die Märkte selbst. Nicht das Produkt ist entscheidend, sondern das Verhalten.
Fazit – drei Strategien, klare Bilanz
Der Rückblick ergibt eine deutliche Hierarchie:
- Buy-and-Hold liefert die besten Ergebnisse für die meisten Anleger. Es ist einfach, kostengünstig und nutzt die Kraft des Marktwachstums.
- Market Timing funktioniert nur in der Theorie. In der Praxis führt es fast immer zu Renditeeinbußen.
- Aktive Fonds haben langfristig meist das Nachsehen gegenüber Indexfonds. Hohe Gebühren und geringe Trefferquoten belasten ihre Bilanz.
Für Anleger heißt das: Der Schlüssel liegt nicht in komplizierten Strategien, sondern in Konsequenz. Wer langfristig investiert bleibt, hat die besten Chancen – selbst wenn es zwischendurch turbulent wird.
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