Aluminium ist der Rohstoff der Kilowattstunde

Aluminium Strompreis als Rohstoff

Aluminium ist der Rohstoff der Kilowattstunde.

Aluminium ist Werkstoff und Energieträger zugleich – nicht, weil es Energie liefert, sondern weil seine Herstellung Energie frisst. Wer Preise, Prämien und Verfügbarkeit verstehen will, muss zuerst den Strom verstehen. Danach folgen CO₂-Regime, Recyclinglogik und Produktprämien. In dieser Reihenfolge werden Einkaufsentscheidungen robust.

Kostenkern Energie: 12–15 MWh je Tonne

Die Schmelzflusselektrolyse verschlingt Strom; daher unterscheiden sich Standorte dramatisch. Wasserkraftregionen und verlässlich günstige Grünstromquellen sichern die untere Kostenkurve, während fossile, volatile Netze Kapazitäten schnell ins Minus drücken können. Europa erlebte, wie Energiepreisschocks Schmelzen in Mothballing zwangen. Reaktion der Branche: PPAs, Lastflexibilisierung, Eigenenergieprojekte – Energie wird zur Einkaufskomponente, nicht nur Rahmenbedingung.

Low-Carbon-Alu: Vom Etikett zur Einkaufsgröße

„Grünes Aluminium“ ist kein PR-Gag:

Es reduziert Scope-3-Emissionen bei Autoherstellern, Bau und Konsumgütermarken. Zertifikate (bilanzielle und physische) und produktbezogene CO₂-Deklarationen schaffen Vergleichbarkeit.

Parallel gewinnt Sekundäraluminium:

Re-Melting verbraucht nur etwa fünf Prozent der Primärenergie.

Entscheidend sind Schrottqualität, Sortierung (z. B. Trennung von Legierungen) und Schmelzkapazitäten.

Produktdesign, das Recyclingfähigkeit priorisiert (weniger Verbunde, klare Legierungen), wird zur Kosten- und ESG-Strategie.

Regulierung: CBAM, Herkunft, Transparenz

Der CO₂-Grenzausgleich (CBAM) und nationale Energiebeihilfen verändern Handelsströme und Kostengerüste. Ausschreibungen fordern CO₂-Evidenz, Rückverfolgbarkeit und Lieferstabilität. Wer früh Datentransparenz etabliert (Energiequelle je Tonne, Emissionsfaktor, Legierungspfad), reduziert Auditkosten und Reputationsrisiken – und kann Prämien für „Low-Carbon-Billet“ oder „Green Slab“ besser verhandeln.

Marktmechanik: LME plus Prämien – und der Engpass im Guss

Aluminium ist der Rohstoff der Kilowattstunde. Wer Strom, CO₂ und Schrottflüsse beherrscht, kauft nicht nur Metall, sondern Planbarkeit. Das zahlt sich doppelt aus: in Kostenstabilität und glaubwürdigen Klimabilanzen."

Der LME-Basispreis bestimmt nur das Metall an sich. Real bezahlt werden Regionalprämien, Produktprämien (Billet, Slab, Foundry), Logistik und zunehmend CO₂-Prämien. Engpässe entstehen oft bei Formaten, nicht beim Rohmetall: Wer Billet in spezifischen Durchmessern oder Gussqualitäten braucht, muss Kapazitäten blocken und Liegezeiten einkalkulieren. Einkauf ist deshalb Terminmanagement plus Prämienarbeit, nicht allein „Preiswetten“.

Recycling als Stabilitätsanker

Mit wachsenden Schrottmengen wird Sekundäraluminium zur Preisbremse – sofern Sortierung und Schmelzen mithalten. Langfristverträge mit Schrottbereitstellern, gemeinsame Investitionen in Sortiertechnologie und geschlossene Materialkreisläufe (z. B. bei Automobilpresswerken) stabilisieren Versorgung und CO₂-Profil.

Praxishebel für Beschaffer:innen

  • Energie mitkaufen: PPAs oder Modelle, die Strompreisrisiko zwischen Produzent und Abnehmer teilen.
  • Sekundärquote erhöhen: Ohne Spezifikationsbruch – über klare Legierungsfenster und Prozessprüfungen.
  • KPIs erweitern: Neben Preis auch OTIF, Ausschussrate, CO₂/t vertraglich verankern.

Fazit

Aluminium ist der Rohstoff der Kilowattstunde. Wer Strom, CO₂ und Schrottflüsse beherrscht, kauft nicht nur Metall, sondern Planbarkeit. Das zahlt sich doppelt aus: in Kostenstabilität und glaubwürdigen Klimabilanzen.

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