Pleiten in den USA Subprime lässt grüßen
Enguerrand Artaz, Fondsmanager bei La Financière de l’Échiquier (LFDE), warnt vor den Folgen zahlreicher Insolvenzen in den USA.
Zwei Unternehmensinsolvenzen in den USA haben die Finanzmärkte aufgeschreckt. Für Fondsmanager Enguerrand Artaz von La Financière de l’Échiquier sind sie mehr als Einzelfälle – sie stehen für ein wachsendes Risiko im Markt für Privatfinanzierungen. Seine Einschätzung ist deutlich: Die Strukturen erinnern an frühere Kreditblasen, und die Mechanismen, die einst zur Subprime-Krise führten, beginnen sich in neuer Form zu wiederholen.
Kreditboom ohne Kontrolle
Die Geschichte lehrt, dass Kreditblasen selten durch spektakuläre Ereignisse beginnen, sondern durch kleine Brüche, die zu spät erkannt werden."
In den vergangenen Jahren ist in den USA ein Markt entstanden, der stark gewachsen, aber kaum reguliert ist: der Markt für sogenannte Private Credits. Dabei vergeben spezialisierte Fonds und Investmentgesellschaften Kredite an mittelständische Unternehmen oder Verbraucher, die keinen Zugang zu klassischen Banken haben. Diese Finanzierungskanäle bieten hohe Renditen – aber auch erhebliche Risiken.
Was zunächst nach effizienter Kapitalverteilung klingt, kann gefährliche Nebenwirkungen haben. Denn die Kreditgeber stehen in direktem Wettbewerb um attraktive Zinserträge und neigen dazu, Bonitätsprüfungen zu lockern. Wenn dann die Zinsen steigen oder die Wirtschaft schwächelt, geraten die schwächsten Schuldner zuerst unter Druck.
Zwei Insolvenzen als Frühwarnzeichen
Jüngst meldeten zwei US-Unternehmen aus dem Konsum- und Finanzsektor Insolvenz an – beide stark verschuldet, beide eng mit dem Private-Credit-Markt verbunden. Für Artaz sind diese Fälle kein Zufall, sondern Teil eines größeren Trends: der schleichenden Risikoverlagerung von regulierten Banken hin zu privaten Kreditgebern.
Diese Entwicklung erinnert in ihrer Struktur an die Jahre vor 2008, als ebenfalls riskante Kredite gebündelt und weitergereicht wurden. Der Unterschied liegt darin, dass die Akteure heute andere sind: Nicht mehr Banken dominieren, sondern Fonds und institutionelle Investoren. Die Logik bleibt jedoch dieselbe – hohe Renditeversprechen bei schwacher Transparenz.
Wenn Rendite zum Risiko wird
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Die aktuelle Marktlage verschärft das Problem.
Jahrelang niedrige Zinsen haben Anleger in riskantere Segmente gedrängt.
Mit dem Anstieg der Finanzierungskosten wächst nun die Zahl der Schuldner, die ihre Verpflichtungen nicht mehr erfüllen können.
Besonders gefährdet sind Unternehmen mit geringer Eigenkapitalbasis oder Konsumenten mit hoher Verschuldung.
Drei Entwicklungen gelten als besonders kritisch:
- Wachstum durch Schulden: Viele Private-Credit-Fonds haben stark expandiert und vergeben Kredite mit schwacher Absicherung.
- Zinswende: Steigende Finanzierungskosten treffen Schuldner und Investoren gleichzeitig.
- Illiquidität: Da viele dieser Kredite nicht an Börsen gehandelt werden, reagieren Märkte erst spät – dann aber abrupt.
Damit entsteht ein Risiko, das zwar im Verborgenen wächst, aber bei einer Kettenreaktion schnell systemische Wirkung entfalten kann.
Warum die Lage an 2008 erinnert
Die Parallele zur Subprime-Krise liegt weniger in der Dimension als im Mechanismus. Auch damals begann der Stress an den Rändern des Kreditmarkts, nicht im Zentrum. Einzelfälle wurden zunächst ignoriert, bis sich herausstellte, dass viele ähnliche Strukturen existierten. Heute gilt: Je länger der Kreditboom anhält, desto größer wird die Verwundbarkeit.
Hinzu kommt die psychologische Komponente. Solange Ausfälle vereinzelt bleiben, herrscht Zuversicht. Doch sobald Anleger beginnen, Liquidität zurückzuhalten, kann Vertrauen schnell kippen – und die Refinanzierungskette reißt.
Vorsicht statt Panik
Artaz betont, dass es keine unmittelbare Krise geben muss. Die großen Banken sind besser kapitalisiert, die Aufsicht ist wachsamer, und viele Investoren handeln vorsichtiger als vor fünfzehn Jahren. Dennoch sollten die jüngsten Insolvenzen als Erinnerung dienen, dass Risiko sich verlagert, nicht verschwindet.
Für Anleger bedeutet das: Fonds und Produkte mit hohem Anteil an Privatkrediten verdienen genaue Prüfung. Entscheidend ist nicht die Renditeerwartung, sondern die Qualität der zugrunde liegenden Kredite und die Fähigkeit der Schuldner, steigende Zinsen auszuhalten.
Fazit
Die jüngsten Insolvenzen in den USA zeigen, dass die Phase billigen Geldes Spuren hinterlässt. Der Markt für private Finanzierungen ist gewachsen, aber seine Stabilität bleibt unbewiesen. Die Geschichte lehrt, dass Kreditblasen selten durch spektakuläre Ereignisse beginnen, sondern durch kleine Brüche, die zu spät erkannt werden. Wachsamkeit ist daher kein Pessimismus, sondern eine Form ökonomischer Vernunft.
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