Lange galt Tagesgeld als eine attraktive Alternative zum Sparbuch

Milliarden Euro auf dem Tagesgeld Tagesgeldkonten bieten negative Realzinsen

Lange galt Tagesgeld als eine attraktive Alternative zum Sparbuch. Bei besserer Verfügbarkeit boten Tagesgeldkonten vielfach höhere Zinssätze. Die hohe Verfügbarkeit gilt nach wie vor, aber die Verzinsung kann - Mario Draghi sei Dank - kaum noch als Argument angeführt werden. Der Beliebtheit der Anlage tut das offenbar keinen Abbruch.

Tatsächlich vollzogen die Tagesgeldzinsen die Leitzinssenkungen der EZB in schöner Regelmäßigkeit mit, wenn auch mit leichter Zeitverzögerung. Mittlerweile liegen sie im Schnitt gerade noch bei 0,15 Prozent und Anleger können fast dankbar sein, wenn das Vorzeichen beim Zinssatz nicht negativ ist. Negativ ist allerdings die Realverzinsung.

Negativzinsen durch die Hintertür 

Denn nur wenn der Nominalzins höher ist als die Inflationsrate, kommt es zu einem realen Kapitalzuwachs. Die Inflationsrate in Deutschland liegt aber deutlich über dem durchschnittlichen Tagesgeldzins. Aktuell (Stand Juli) beträgt die Geldentwertung in Deutschland 1,7 Prozent. Auf Jahressicht werden 1,8 Prozent erwartet. Das würde bei 0,15 Prozent Nominalzins einen Realzins von -1,65 Prozent bedeuten. Um diesen Prozentsatz schrumpft dann das angelegte Tagesgeld real - Negativzinsen durch die Hintertür. 

Die Entwicklung zur negativen Realverzinsung auf den Tagesgeldkonten dauert schon länger. Sie besteht bereits seit Beginn des Jahrzehnts, wurde allerdings zeitweise unterbrochen, als die Inflation praktisch auf Null abrutschte und in eine Deflation umzukippen drohte. Dem begegnete die EZB mit einer Ausweitung ihrer ultralockeren Geldpolitik und einer gigantischen Geldschwemme, die die Inflationsrate allmählich wieder nach oben brachte. 

Paradoxes Verhalten der Anleger

Paradoxerweise haben die Deutschen auf den Zinsverfall mit einer Aufstockung ihrer Tagesgeldeinlagen reagiert. Tatsächlich erreichen die Zuflüsse Milliardenbeträge und sind fast so hoch wie im März 2009, als die Realverzinsung mit über zwei Prozent ihren besten Wert erzielte. 

Paradoxerweise haben die Deutschen auf den Zinsverfall mit einer Aufstockung ihrer Tagesgeldeinlagen reagiert."

Im Schnitt hat jeder Deutsche rund 14.900 Euro in Tagesgeld angelegt, dagegen nur 3.500 Euro in Aktien. Es spricht auch nicht viel dafür, dass sich daran bald etwas ändert. Denn die Banken haben Liquidität im Überfluss und sind wenig interessiert, zusätzliche Anlegergelder anzulocken.

Wer sich nicht dazu entschließen will, besser rentierliche Alternativen zu wählen, kann einstweilen nur nach den attraktivsten Tagesgeldangeboten am Markt forschen. Die Zinsbandbreite ist immer noch groß. Doch auch die besten Angebote liegen bei maximal einem Prozent. Damit kann man den Inflationsschaden begrenzen, aber nicht verhindern. Die "Anhänglichkeit" an das Tagesgeld ist wohl auch der Ratlosigkeit vieler Anleger angesichts des Anlagenotstands geschuldet - und dem Hoffen auf bessere Zeiten. Dabei gibt es durchaus Möglichkeiten, bessere Erträge zu erzielen. Unabhängige und kompetente Finanzberatung zeigt Ihnen, wie das geht.

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