Was ETF-Anleger wissen sollten TER, TCO und Tracking Difference
Für viele Anleger gelten börsengehandelte Indexfonds (ETFs) als kostengünstige und transparente Lösung zur Geldanlage. Doch wie niedrig die tatsächlichen Kosten wirklich sind, zeigt sich nicht allein durch einen Blick auf die sogenannte Total Expense Ratio (TER).
Wer präzise rechnen und strategisch investieren möchte, muss sich auch mit dem Gesamtkostenbild (TCO) sowie der Tracking Difference beschäftigen – zwei Kennzahlen, die in der Praxis oft übersehen oder missverstanden werden.
TER: Die bekannte, aber begrenzte Kennziffer
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Die Total Expense Ratio (TER) ist die am weitesten verbreitete Kostenkennzahl für Fonds – sie gibt an, wie viel Prozent des durchschnittlichen Fondsvermögens jährlich für laufende Kosten anfallen. Dazu zählen:
- Verwaltungsvergütung der Fondsgesellschaft
- Depotbankgebühren
- Vertriebs- und Marketingkosten (bei aktiven Fonds)
Bei ETFs liegt die TER oft zwischen 0,05 und 0,50 Prozent pro Jahr – deutlich niedriger als bei aktiven Fonds. Doch die TER hat Schwächen: Sie umfasst nicht alle Kosten, die tatsächlich anfallen. So bleiben beispielsweise Handelskosten, Steuereffekte oder Performance-Abweichungen unberücksichtigt.
Für den Anleger ist die TER daher ein guter, aber unvollständiger Anhaltspunkt.
Sie sagt nichts darüber aus, wie stark ein ETF tatsächlich von seiner Benchmark abweicht oder welche Zusatzkosten durch Rebalancing oder Swap-Geschäfte entstehen.
TCO: Der umfassendere Blick auf alle Kosten
Deutlich weiter geht das Konzept der Total Cost of Ownership (TCO). Diese Kennziffer berücksichtigt – wie der Name sagt – sämtliche Kosten, die beim Besitz eines ETFs entstehen. Dazu zählen:
- Laufende Kosten (wie in der TER ausgewiesen)
- Transaktionskosten innerhalb des Fonds
- Handelskosten beim Kauf und Verkauf
- Geld-/Brief-Spanne (Spread)
- Quellensteuern und steuerliche Nachteile bei ausländischen ETFs
In der Praxis wird die TCO nur selten explizit ausgewiesen, da sie individuell vom Broker, vom Handelsvolumen und vom gewählten Börsenplatz abhängt. Dennoch ist sie für Anleger entscheidend: Ein ETF mit niedriger TER, aber hohem Spread oder steuerlichen Nachteilen, kann auf TCO-Basis teurer sein als ein Produkt mit höherer TER, aber effizienterem Management.
Tracking Difference: Die ultimative Realitätsprüfung
TER, TCO und Tracking Difference sind keine akademischen Rechengrößen, sondern praktische Hilfsmittel, um ETFs sinnvoll zu vergleichen und bessere Entscheidungen zu treffen."
Noch konkreter als die TCO ist die Tracking Difference (TD). Sie misst den tatsächlichen Unterschied zwischen der Wertentwicklung des ETFs und der seines Referenzindex über einen definierten Zeitraum – typischerweise ein Jahr.
Die TD ist damit eine empirische Erfolgsbilanz: Sie zeigt, wie stark der ETF in der Praxis von seiner Benchmark abweicht – nach Abzug aller Kosten, Anpassungen, Quellensteuerverluste und eventuellen Optimierungseffekte.
Ein ETF, der den MSCI World abbildet und in einem Jahr 7,2 % Rendite erzielt, während der Index 7,5 % geschafft hat, weist eine TD von –0,3 % auf. Eine negative TD bedeutet in der Regel, dass Kosten den Ertrag schmälern. Eine positive TD kann bei bestimmten Konstruktionen (z. B. synthetische ETFs mit optimiertem Swap-Modell) jedoch auch vorkommen.
Wichtig ist: Die TD lässt sich nur rückblickend messen – sie ist keine Prognose, aber ein nützliches Qualitätsmerkmal.
Zusammenspiel der drei Kennziffern
Anleger, die nur auf die TER achten, sehen nur einen Ausschnitt der tatsächlichen Belastung. Erst im Zusammenspiel mit TCO und TD ergibt sich ein vollständiges Bild:
- TER zeigt die jährlich anfallenden Managementkosten – ideal für den Vergleich auf dem Papier.
- TCO berücksichtigt zusätzlich Kauf- und Verkaufskosten sowie Marktgegebenheiten.
- TD bildet die tatsächliche Performanceabweichung zur Benchmark ab – also den realen Anlageerfolg.
Ein ETF mit niedriger TER, aber hoher TD, ist für Langfristanleger möglicherweise weniger attraktiv als ein ETF mit transparenter, etwas höherer TER, aber konstanter TD nahe null.
Warum diese Kennzahlen so wichtig sind
Kleine Unterschiede in der Kostenstruktur haben langfristig massive Auswirkungen auf die Endrendite. Ein Prozentpunkt weniger Rendite pro Jahr – verursacht durch versteckte oder unterschätzte Kosten – führt über 30 Jahre zu einem spürbaren Unterschied im Anlageerfolg.
Gerade bei Altersvorsorge, Vermögensaufbau oder passivem Investieren gilt daher: Kosten sind kein Detail, sondern ein strategischer Faktor.
Fazit: Kosten transparent verstehen heißt besser investieren
TER, TCO und Tracking Difference sind keine akademischen Rechengrößen, sondern praktische Hilfsmittel, um ETFs sinnvoll zu vergleichen und bessere Entscheidungen zu treffen.
Wer langfristig Vermögen aufbauen will, sollte sich mit diesen Kennziffern befassen – nicht, um sich in Details zu verlieren, sondern um bewusst zu wählen, worin und wie man investiert.
Denn in der Welt der ETFs ist Transparenz kein Geschenk, sondern eine Kompetenz, die aktiv eingefordert werden muss.

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