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Finanzlexikon Trendfolge: Vertrauen in Richtung

Mit Ed Seykota als prägendem Vertreter moderner Trendfolgekultur.

Trendfolge gehört zu den Strategien, die auf den ersten Blick einfach erscheinen: Man folgt der Richtung des Marktes, anstatt sie zu erraten. Doch hinter dieser Einfachheit liegt ein anspruchsvoller Prozess der Selbstdisziplin. Menschen wie Ed Seykota, einer der erfolgreichsten Trendfolger der Finanzgeschichte, machten die Trendfolge zu einem Ansatz, der weniger auf Prognosen beruht als auf Verhalten – dem Verhalten der Märkte und dem Verhalten des einzelnen Investors.

Trendfolge akzeptiert, dass Märkte sich in Phasen bewegen. Diese Phasen entstehen aus wirtschaftlichen Entwicklungen, aber auch aus kollektiven Emotionen. Wo Preise steigen, folgen häufig neue Käufer; wo Preise sinken, steigt die Bereitschaft zu verkaufen. Trendfolger nutzen diese Dynamik, ohne sich von Meinungen leiten zu lassen. Ihr Ziel ist es, sich möglichst weit von Vorhersagen zu lösen und sich stattdessen an beobachtbaren Bewegungen zu orientieren.

Ed Seykota: Disziplin als Schlüssel

Seykota war unter den ersten, die systembasierte Trendfolgestrategien mit Computern umsetzten. Doch seine Beiträge gehen weit über Technik hinaus.

In seinen Aussagen und Interviews wird deutlich, dass er Trendfolge vor allem als emotionalen Prozess versteht.

Ein Trendfolgesystem kann mathematisch einfach sein – die Schwierigkeit liegt darin, es konsequent anzuwenden.

Seykota betont, dass Erfolg an konsequentes Handeln gebunden ist:

klare Einstiege, klare Ausstiege, konsequente Verlustbegrenzung.

Seine bekannteste Aussage lautet: „The trend is your friend, until the end when it bends.“

Der Satz beschreibt nicht nur einen Marktmechanismus, sondern die notwendige Haltung:

Vertrauen in den Trend, aber Distanz zu jeder Form von Wunschdenken.

Mechanik der Trendfolge

Trendfolge basiert auf strukturierten Regeln. Typische Elemente sind:

Trendfolger akzeptieren, dass viele Positionen nur kleine Gewinne oder kleine Verluste bringen. Der Erfolg entsteht in wenigen ausgeprägten Phasen – manchmal über Monate oder Jahre.

Warum Trendfolge emotional schwer ist

Der Trendfolger folgt Regeln, nicht Stimmungen. Er vertraut nicht auf Prognosen, sondern auf Richtung."

Trendfolge widerspricht natürlichen Impulsen:

  • Menschen möchten früh einsteigen, Trendfolger warten auf Bestätigung.
  • Menschen möchten Gewinne schnell mitnehmen, Trendfolger lassen Gewinne laufen.
  • Menschen möchten Verluste aussitzen, Trendfolger begrenzen sie konsequent.

Dieser Stil verlangt Selbstkontrolle. Trendfolge ist daher weniger ein Regelwerk als eine Übung in emotionaler Distanz.

Marktpsychologie als Fundament

Trendfolge funktioniert, weil Märkte nicht effizient im strengen Sinne sind. Sie überreagieren, sie unterreagieren, sie schaffen Herdenverhalten. Dieses Verhalten erzeugt Trends, die sich selbst verstärken.

Trendfolger versuchen nicht, diese Ursache zu bekämpfen, sondern sie zu nutzen. Sie handeln nie gegen die Masse – aber auch nicht mit der Masse im Sinne der Stimmung. Sie handeln ausschließlich mit der Bewegung, unabhängig davon, wie beliebt oder unbeliebt sie gerade ist.

Fehlinterpretationen der Trendfolge

Trendfolge wird manchmal als „blindes Hinterherlaufen“ unterschätzt. In Wahrheit ist sie ein rationales System, das sich von subjektiven Einschätzungen löst. Trendfolger müssen nicht wissen, warum ein Trend entsteht. Sie müssen nur erkennen, dass er entsteht.

Ihre größte Gefahr ist nicht die Methode, sondern das Abweichen davon. Emotionale Eingriffe – aus Angst, Ungeduld oder Überschätzung – schwächen das System. Seykota warnte stets davor, dass Anleger sich selbst sabotieren, wenn sie Regeln situativ anpassen.

Stärke und Grenzen

Trendfolge ist besonders mächtig in Märkten mit klaren Bewegungen: Rohstoffe, Währungen, Indizes. In seitwärts laufenden Märkten dagegen entstehen häufig viele kleine Verlustphasen. Trendfolger wissen das – und akzeptieren es. Die Stärke der Trendfolge liegt nicht in jedem einzelnen Trade, sondern in der Fähigkeit, große Bewegungen vollständig mitzunehmen.

Fazit

Trendfolge ist die Kunst, Bewegungen zu akzeptieren, statt sie erklären zu wollen. Ed Seykota zeigt, dass diese Strategie weniger von Technik als von Disziplin lebt. Der Trendfolger folgt Regeln, nicht Stimmungen. Er vertraut nicht auf Prognosen, sondern auf Richtung.

In ihrer besten Form schafft Trendfolge klare Entscheidungsstrukturen und emotionale Distanz. Sie macht Märkte lesbar, indem sie das Offensichtliche nutzt: Wenn etwas steigt, steigt es oft weiter. Wenn etwas fällt, fällt es häufig länger. Trendfolge ist damit ein Ansatz, der Haltung verlangt – und Stabilität schafft, weil er konsequent Ordnung in chaotische Märkte bringt.

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