Sollte Trump in einer zweiten Amtszeit erneut Handelskonflikte forcieren, könnten Schwellenländer unterschiedlich davon betroffen sein

Auswirkungen der neuen Präsidentschaft Trump 2.0 und die Schwellenländer

Die Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus könnte nicht nur die Vereinigten Staaten, sondern auch die globalen Märkte spürbar verändern. Besonders Schwellenländer, deren wirtschaftliche Dynamik oft von internationalen Kapitalflüssen und geopolitischen Rahmenbedingungen abhängt, könnten von einer zweiten Amtszeit Trumps stark betroffen sein.

Die Politik des ehemaligen und zukünftigen US-Präsidenten zeichnet sich durch protektionistische Maßnahmen, aggressiven Handelspolitiken und einer „America-First“-Agenda aus, die weitreichende Konsequenzen für die Schwellenländer nach sich ziehen könnte. Portfoliomanager der Berenberg Bank analysieren die potenziellen Auswirkungen auf Anleihen- und Aktienmärkte sowie die wirtschaftliche Stabilität der Schwellenländer.


Handelspolitik: Rückkehr des Protektionismus?

Eine Kernkomponente von Trumps erster Amtszeit war der aggressive Handelsschutz, insbesondere gegenüber China. Sollte Trump in einer zweiten Amtszeit erneut Handelskonflikte forcieren, könnten Schwellenländer unterschiedlich davon betroffen sein:

  1. China als Hauptziel: Ein erneuter Handelskrieg zwischen den USA und China könnte zu weiteren Zöllen und Handelssanktionen führen. Diese Maßnahmen würden nicht nur Chinas Wirtschaftswachstum bremsen, sondern auch negative Spillover-Effekte auf andere asiatische Schwellenländer haben, die eng mit Chinas Lieferketten verknüpft sind.
  2. Neuordnung der Lieferketten: Trumps protektionistische Politik könnte Unternehmen dazu zwingen, ihre globalen Lieferketten umzustrukturieren. Länder wie Vietnam, Indien und Mexiko könnten kurzfristig profitieren, da sie als Alternativen zu China angesehen werden. Doch langfristig könnten die Unsicherheiten durch Handelskonflikte die Investitionen in Schwellenländer insgesamt dämpfen.

Kapitalflüsse und Zinsen: Gefahren durch eine hawkishe Geldpolitik

Eine weitere potenzielle Herausforderung für Schwellenländer wäre eine restriktive Geldpolitik in den USA unter Trump. Sollten unter seiner Führung expansive fiskalpolitische Maßnahmen die Inflation anheizen, könnte die US-Notenbank gezwungen sein, die Zinsen weiter anzuheben. Dies hätte weitreichende Konsequenzen:

  1. Abzug von Kapital: Steigende US-Zinsen machen den Dollar attraktiver und führen oft zu einem Kapitalabzug aus Schwellenländern. Insbesondere Länder mit hohen Auslandsverschuldungen oder schwachen Währungen könnten unter Druck geraten.
  2. Währungsabwertungen: Ein starker US-Dollar schwächt die Währungen vieler Schwellenländer, was die Kosten für den Schuldendienst in Dollar erhöht und die Importpreise steigen lässt. Länder mit geringen Währungsreserven könnten in finanzielle Schwierigkeiten geraten.
  3. Stärkere Abhängigkeit von Rohstoffen: Schwellenländer, die stark von Rohstoffexporten abhängen, könnten durch volatile Rohstoffpreise zusätzlichen Belastungen ausgesetzt sein, insbesondere wenn Trumps Politik globale Lieferketten stört oder die Nachfrage in wichtigen Abnehmermärkten wie China dämpft.

Geopolitische Spannungen: Auswirkungen auf Investitionen

Trump hat in seiner ersten Amtszeit gezeigt, dass er bereit ist, geopolitische Spannungen zu verschärfen, sei es durch Sanktionen, militärische Drohungen oder die Umgestaltung internationaler Bündnisse. Dies könnte zu einer weiteren Polarisierung der Welt führen, die auch Schwellenländer betrifft:

  1. Polarisierung zwischen den USA und China: Schwellenländer könnten gezwungen sein, sich zwischen den beiden globalen Supermächten zu positionieren. Länder, die versuchen, eine neutrale Haltung zu bewahren, könnten Schwierigkeiten haben, von beiden Seiten Unterstützung zu erhalten.
  2. Regionale Instabilität: In Regionen wie dem Nahen Osten oder Lateinamerika könnte Trumps Politik zu einer weiteren Destabilisierung führen. Länder wie der Iran, Venezuela oder Kuba, die in Konflikt mit den USA stehen, könnten mit verschärften Sanktionen oder politischen Interventionen rechnen.
  3. Investitionsklima: Politische Unsicherheiten und ein instabiles geopolitisches Umfeld könnten das Investitionsklima in vielen Schwellenländern verschlechtern und ausländische Direktinvestitionen reduzieren.

Rohstoffmärkte und Infrastrukturprojekte

Investoren und politische Entscheidungsträger müssen die Entwicklungen in den USA genau beobachten und flexibel auf die möglichen Auswirkungen reagieren. Die zweite Amtszeit Trumps könnte die Märkte in den Schwellenländern tiefgreifend prägen – sei es durch Herausforderungen oder neue Möglichkeiten."

Schwellenländer, die stark von Rohstoffexporten abhängen, könnten auch durch Trumps Energiepolitik betroffen sein. Eine Rückkehr zur Förderung fossiler Brennstoffe und eine Abschwächung globaler Klimaschutzmaßnahmen könnten zu folgenden Entwicklungen führen:

  1. Öl- und Gasproduzenten: Länder wie Brasilien, Russland oder Nigeria könnten von einer erhöhten US-Nachfrage nach fossilen Brennstoffen profitieren. Gleichzeitig könnten jedoch niedrigere Ölpreise, verursacht durch eine stärkere US-Produktion, die Exporterlöse dieser Länder schmälern.
  2. Klimaschutz und grüne Investitionen: Eine mögliche Schwächung globaler Klimaschutzinitiativen durch die USA könnte die Finanzierung grüner Infrastrukturprojekte in Schwellenländern behindern. Länder, die auf den Aufbau nachhaltiger Energiesysteme setzen, könnten vor finanziellen und politischen Hürden stehen.

Herausforderungen und Chancen für Investoren

Investoren, die in Schwellenländer investieren, sollten die Entwicklungen in den USA unter einer potenziellen Trump-Regierung genau beobachten:

  1. Risiken: Währungsvolatilität, Handelskonflikte und geopolitische Unsicherheiten könnten die Renditeerwartungen in Schwellenländern schmälern. Besonders Länder mit schwachen makroökonomischen Fundamenten könnten unter Druck geraten.
  2. Chancen: Länder, die von einer Neuordnung der globalen Lieferketten profitieren, könnten attraktive Investitionsziele bleiben. Auch Rohstoffexporteure könnten von einer steigenden Nachfrage nach fossilen Brennstoffen profitieren, sollten die USA Klimaschutzmaßnahmen lockern.
  3. Diversifikation: Anleger sollten auf eine breite Diversifikation setzen und nicht nur einzelne Länder oder Sektoren fokussieren. Ein ausgewogener Mix aus asiatischen, lateinamerikanischen und afrikanischen Märkten könnte helfen, Risiken zu minimieren.

Fazit: Unsicherheiten, aber auch Möglichkeiten

Die potenzielle Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus stellt Schwellenländer vor erhebliche Herausforderungen, birgt aber auch Chancen. Während protektionistische Maßnahmen, geopolitische Spannungen und Kapitalflüsse Risiken darstellen, könnten bestimmte Länder von einer Neuordnung der globalen Lieferketten profitieren.

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