Die protektionistische Agenda Trumps sieht massive Importzölle auf eine breite Palette von Waren vor

Pimco analysiert US-Zölle und die Leitzinsen

Die wirtschaftliche Entwicklung in den Vereinigten Staaten bleibt fragil – und die Geldpolitik steht vor einer komplizierten Gratwanderung. Der erneute Schub an Zöllen und protektionistischen Maßnahmen, wie ihn Ex-Präsident Donald Trump ankündigt, sorgt nicht nur für internationale Spannungen, sondern hat auch unmittelbare Auswirkungen auf Inflation, Konjunktur und Leitzinsentscheidungen.

Nach Einschätzung von Tiffany Wilding, Chefvolkswirtin für Nordamerika beim Anleiheriesen Pimco, ist die Lage ambivalent wie selten zuvor. Einerseits sei die Gefahr einer Rezession real – sie beziffert die Wahrscheinlichkeit auf 50 Prozent. Andererseits sei mit einer schnellen geldpolitischen Lockerung nicht zu rechnen. Der Grund: Trumps Wirtschaftspolitik könnte Inflationsdruck neu entfachen.


Zölle treiben Preise – und bremsen die Notenbank aus

Die protektionistische Agenda Trumps sieht massive Importzölle auf eine breite Palette von Waren vor – insbesondere aus China, aber auch aus Europa und anderen asiatischen Ländern.

Die Idee dahinter: Inlandsproduktion stärken, Handelsbilanz verbessern, globale Abhängigkeiten reduzieren.

Doch Tiffany Wilding warnt: Solche Zölle wirken wie eine Steuer auf Konsumgüter. Sie verteuern Importwaren, was zu steigenden Verbraucherpreisen führt – gerade bei Produkten des täglichen Bedarfs oder in Schlüsselbranchen wie Technologie, Maschinenbau und Elektronik.

Dieser importierte Preisdruck könne die Inflationsrate künstlich hoch halten, selbst wenn sich die wirtschaftliche Dynamik insgesamt abschwächt.

Damit werde die US-Notenbank (Federal Reserve) in ihrer geldpolitischen Reaktion gebremst:

  • Zinssenkungen sind das klassische Mittel gegen Rezession,
  • doch bei gleichzeitig hoher Inflation wäre eine Lockerung gefährlich – oder zumindest riskant,
  • denn sie könnte die Preisdynamik weiter anheizen und das Vertrauen in die Geldwertstabilität erschüttern.

Leitzinsen: Stillstand bis ins zweite Halbjahr

Pimco geht daher davon aus, dass sich die erhoffte Zinswende verzögern wird. Zwar war in den ersten Monaten des Jahres noch von mehreren Zinssenkungen die Rede – sogar ab dem Frühjahr. Doch diese Erwartungen seien inzwischen überholt, so Wilding.

Die Prognose der Ökonomin:

  • Frühestens in der zweiten Jahreshälfte wird die Fed die ersten Zinsschritte nach unten wagen.
  • Voraussetzung dafür sei ein nachhaltiger Rückgang der Kerninflation, insbesondere bei Dienstleistungen.
  • Gleichzeitig müsse sich die wirtschaftliche Abkühlung manifestieren, etwa durch schwächere Konsumdaten oder steigende Arbeitslosenzahlen.

Die Fed werde vorsichtig und datenabhängig agieren, um nicht in die Falle einer „Stagflation light“ zu tappen – also einer Phase mit wachstumsschwacher Wirtschaft und gleichzeitig hohen Preisen.


Konjunktur unter Druck – Rezession nicht ausgeschlossen

Für Anleger und Unternehmen bedeutet das vor allem eines: Vorsicht, Flexibilität und ein genauer Blick auf wirtschaftliche Fundamentaldaten. Denn die geldpolitische Welt nach Trump bleibt unberechenbarer denn je."

Zölle wirken nicht nur preissteigernd, sondern belasten auch die Lieferketten und erhöhen die Produktionskosten für Unternehmen. Gerade international agierende Industriekonzerne könnten mit Margendruck und sinkenden Exportchancen konfrontiert werden. Pimco rechnet deshalb mit einer zunehmenden Verlangsamung des US-Wachstums.

Wilding spricht von einer „rezessiven Tendenz, die zwar noch nicht unausweichlich, aber deutlich spürbar sei.“ Entscheidende Risikofaktoren:

  • Nachlassende Investitionen aufgrund politischer Unsicherheit,
  • Konsumzurückhaltung durch steigende Preise,
  • und Unsicherheit bei Unternehmen, wie sie ihre Lieferketten künftig strukturieren sollen.

All dies zusammengenommen ergibt eine wirtschaftspolitische Gemengelage, die konjunkturell bremsend, aber nicht geldpolitisch entlastend wirkt – ein Dilemma für die Fed.


Finanzmärkte müssen sich neu sortieren

Für die Kapitalmärkte bedeutet dieses Szenario ein Umdenken. Erwartete Zinssenkungen, die bereits teilweise in Anleihekurse eingepreist waren, könnten sich verzögern oder flacher ausfallen als gedacht.

Das hat direkte Auswirkungen:

  • Die Renditen langfristiger US-Staatsanleihen könnten zunächst hoch bleiben,
  • der US-Dollar stabilisiert sich oder gewinnt sogar an Stärke,
  • Zins- und wachstumsabhängige Assets (wie Tech-Aktien oder Immobilienwerte) geraten unter Druck,
  • Gold und inflationsgeschützte Anleihen gewinnen dagegen an Attraktivität als Absicherungsinstrumente.

Die Märkte, so Wilding, sollten sich auf mehr Volatilität und weniger Planbarkeit einstellen – zumindest bis die geldpolitische Linie der Fed wieder klarer wird.


Fazit: Trump, Zölle und die Leitzinsen – ein Spannungsfeld mit vielen Unbekannten

Die Analyse von Tiffany Wilding zeigt: Zölle sind nicht nur außenpolitisches Druckmittel, sondern auch geldpolitischer Störfaktor. Während Trumps Wirtschaftspolitik die Konjunktur gefährden könnte, verhindert sie zugleich ein schnelles Eingreifen der Notenbank – weil sie die Inflation künstlich hochhält.

Die Fed sitzt damit in einer klassischen Zwickmühle: Sie muss zwischen Wachstumssicherung und Preisstabilität balancieren, ohne durch überhastete Maßnahmen das Vertrauen der Märkte zu verlieren.

Kontakt zu mir

Hallo!
Schön, dass Sie mich kennenlernen möchten.