Sorgen der Asset Manager Zollkrieg und Fondsindustrie
Die globalen Finanzmärkte sind in den letzten Jahren zunehmend von politischen Spannungen und handelspolitischen Konflikten geprägt worden. Insbesondere der unter der Präsidentschaft von Donald Trump entfesselte Zollkrieg mit China, aber auch mit der EU und anderen Ländern, wirkt weit über den Bereich des physischen Handels hinaus.
Wie Michael Klimek, Branchenkenner und Berater für Asset-Management-Gesellschaften, betont, trifft dieser Konflikt nicht nur Exporteure oder Industriekonzerne, sondern entfaltet auch in der Fonds- und Vermögensverwaltungsbranche zunehmend Wirkung. Die Auswirkungen seien komplex, vielschichtig und teilweise indirekt, aber keineswegs zu unterschätzen.
Marktvolatilität und Unsicherheit – ein strukturelles Problem für Asset Manager
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Zunächst stellt der Zollkonflikt eine erhebliche Quelle für Volatilität und Planungsunsicherheit dar. Fondsanbieter, die langfristige Anlagestrategien für ihre Kunden entwerfen, sind auf ein gewisses Maß an Stabilität und Berechenbarkeit angewiesen.
Doch genau dieses Fundament gerät ins Wanken, wenn Handelsbeziehungen plötzlich aufgekündigt oder mit Strafzöllen belegt werden.
- Volatile Aktienmärkte erschweren die Portfoliosteuerung und führen zu häufigen Umschichtungen.
- Rohstoffpreise und Währungskurse schwanken stark – mit unmittelbaren Folgen für rohstoff- und exportabhängige Märkte.
- Risikoaufschläge bei Anleihen steigen, sobald geopolitische Unsicherheit zunimmt.
Diese Unsicherheiten wirken sich nicht nur auf das Fondsmanagement selbst aus, sondern auch auf das Verhalten der Kunden.
Viele Anleger agieren in Krisenzeiten zurückhaltend oder panisch, was zu Mittelabflüssen und sinkendem Verwaltungsvolumen führen kann – einer der wichtigsten wirtschaftlichen Kennzahlen für Asset Manager.
Brancheninterne Struktur unter Druck: Globale Aufstellung wird zur Schwäche
Viele internationale Fondsgesellschaften operieren mit einer grenzüberschreitenden Struktur: Management in Europa, IT in Indien, Fondsdomizile in Luxemburg oder Irland, Vertrieb in Asien und Nordamerika. Diese Konstruktion war lange Zeit ein Vorteil in puncto Steueroptimierung und Effizienz – doch im Zollkrieg wird genau diese grenzüberschreitende Arbeitsteilung zur Achillesferse.
Michael Klimek nennt mehrere kritische Punkte:
- Zollrechtlich können digitale Dienstleistungen – etwa Fondsverwaltung oder Datenverarbeitung – in den Fokus geraten.
- Datenaustausch über Landesgrenzen hinweg könnte erschwert oder regulatorisch eingeschränkt werden.
- Steuerliche Abkommen und Quellensteuerregelungen werden zunehmend geopolitisch interpretiert.
- Zugang zu einzelnen Märkten (z. B. China, USA) könnte durch politische Entscheidungen plötzlich entzogen werden.
Fondsgesellschaften, die auf einen reibungslosen globalen Datenfluss angewiesen sind, müssen sich daher zunehmend mit technischen, regulatorischen und rechtlichen Barrieren auseinandersetzen, die außerhalb ihrer Kontrolle liegen.
Neue Zollrhetorik mit Symbolkraft – Finanzindustrie nicht mehr tabu
Die Zeit der politischen Neutralität ist vorbei. Asset Manager müssen lernen, Handelspolitik als Teil ihres strategischen Umfelds zu begreifen – und sich entsprechend aufzustellen. Wer hier frühzeitig agiert, kann auch im geopolitischen Sturm Kurs halten. Wer zögert, wird zum Spielball in einem Konflikt, der weit über Handelsfragen hinausgeht."
Ein weiteres, bislang unterschätztes Risiko liegt in der Verlagerung des politischen Tons: Während frühere Zollstreitigkeiten fast ausschließlich auf physische Güter fokussiert waren – Stahl, Autos, Agrarprodukte –, geraten zunehmend Dienstleistungen und Finanzprodukte ins Visier der handelspolitischen Auseinandersetzungen.
Michael Klimek warnt: „Wenn der politische Druck steigt, könnte auch die Finanzbranche explizit ins Fadenkreuz geraten – als vermeintlich elitäre und globalisierte Industrie.“
Konkret bedeutet das:
- Zölle oder regulatorische Hürden auf Fondsprodukte, die in einem Land domiziliert, aber im Ausland vertrieben werden.
- Verweigerung oder Einschränkung von Vertriebszulassungen, etwa bei ESG-Produkten mit westlichen Standards.
- Politisch motivierte Einschränkungen für internationale Kapitalströme, z. B. durch verschärfte KYC (Know Your Customer)-Vorgaben oder Sanktionen.
Gerade für Fondsgesellschaften mit starkem Fokus auf internationale Mandate, institutionelle Kunden und Schwellenmärkte könnte das ein herber Rückschlag sein – sowohl strategisch als auch wirtschaftlich.
Wie sich die Fondsbranche wappnen kann – Klimeks Handlungsempfehlungen
Angesichts dieser Gemengelage rät Klimek zu einem aktiven Risikomanagement, das über die klassische Marktanalyse hinausgeht. Dazu gehören:
- Stärkere Diversifikation bei Standorten und IT-Infrastruktur, um geopolitische Klumpenrisiken zu reduzieren.
- Politikmonitoring und geostrategische Szenarioanalysen als Teil des Investmentprozesses.
- Kooperation mit nationalen Regulierungsbehörden, um bei neuen Marktanforderungen frühzeitig reagieren zu können.
- Ausbau regionaler Präsenz, um lokale Anforderungen schneller bedienen zu können – etwa durch dezentrale Kundenservices.
Zudem sei es wichtig, transparenter zu kommunizieren, wie geopolitische Entwicklungen in den Investmententscheidungen berücksichtigt werden. Kunden erwarten zunehmend Einordnung und Orientierung – besonders in einem Umfeld, in dem politische Risiken nicht mehr nur beiläufige Begleiterscheinung, sondern zentraler Treiber von Marktentwicklung sind.
Fazit: Der Zollkrieg trifft auch die Fondsindustrie – subtil, aber wirkungsvoll
Was auf den ersten Blick wie ein Streit um Importquoten und Strafzölle wirkt, hat längst auch das Herz der globalen Finanzarchitektur erreicht. Fondsgesellschaften sind von geopolitischen Spannungen keineswegs isoliert – sie spüren die Folgen durch unsichere Märkte, neue regulatorische Hürden und strukturelle Risiken.

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