Passiv gemanagte Fonds sind auf dem Vormarsch

ETFs in der Kritik Ruinieren passive Aktienfonds den Kapitalmarkt?

Passiv gemanagte Fonds sind auf dem Vormarsch - nun auch in Deutschland. Börsenspezialisten schlagen Alarm, dass dieser Trend sich negativ auf die Börse auswirken könnte.

In der Theorie soll die Börse so funktionieren wie eine optimale Marktwirtschaft: Werden Aktien verstärkt nachgefragt, erhöht sich deren Preis. So kann der Aktienkurs das Kapital lenken, nämlich dahin, wo es sich am besten rentiert. Damit kontrolliert der Kapitalmarkt die Qualität der Vorstandsarbeit deutlich effektiver als ein Aufsichtsrat.

Anleger bevorzugen passive Fonds - mit unwägbaren Folgen

Allerdings weichen immer mehr Investoren davon ab, sich einzelne Aktien oder auch aktiv gemanagte Fonds auszuwählen, sondern gehen auf Nummer sicher: Passive Fonds wie ETFs laufen den traditionellen Produkten zunehmend den Rang ab. Diese Fonds bilden einen Index, wie zum Beispiel den DAX, exakt nach. Das reduziert die Kosten erheblich und sorgt für eine ordentliche Performance. Aktuell hat das Volumen derartiger Produkte bereits die Grenze von fünf Billionen US-Dollar überschritten, ein Ende des Booms ist nicht abzusehen.

So werden laut einer Meldung von Goldman Sachs in den USA bereits über 40 Prozent des Anlagekapitals passiv angelegt, in Deutschland hat sich das Anlagevolumen seit 2010 mehr als verdoppelt und beläuft sich jetzt auf 137 Milliarden Euro. Die Auswahl an ETF-Produkten wird immer größer, mittlerweile werden ETFs auf zahlreiche Wirtschafts- und Zukunftsbranchen, aber auch die Welt, einzelne Kontinente, Länder und Regionen angeboten.

Informationsfunktion der Börsenpreise

Unter dieser Entwicklung leidet offenbar die Informationsfunktion des Preises: Aktienkurse bewegen sich deutlich mehr im Gleichklang, so dass für ein Unternehmen die Aufnahme in einen Börsenindex wichtiger wird als die eigene Leistung. Marktwirtschaftler sehen hier eine echte Gefahr, da der Produktionsfaktor Kapital nicht mehr der gesamten Volkswirtschaft zugewiesen würde.

BlackRock hält fast fünf Prozent der Deutsche Bank Aktien, ein Großteil in den passiven ETFs."

Aus Sicht der in den Indizes notierten Unternehmen stellt sich die Situation vollkommen anders dar, wie das Beispiel Deutsche Bank zeigt: Derzeit käme wohl kaum ein Anleger auf den Gedanken, deren Aktien gezielt zu kaufen. Allerdings profitiert der deutsche Branchenprimus von seinen passiven Aktionären. So hält BlackRock beispielsweise fast fünf Prozent der DB-Aktien, ein Großteil in den passiven ETFs.

Damit sind dem mächtigen Vermögensverwalter sogar die Hände gebunden, die Androhung eines Verkaufs ist praktisch unmöglich. Solange die Bank im DAX gelistet ist, steht es also nicht schlecht. Sollte sich das jedoch ändern, verkehren sich die Vorzeichen.

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