Das FBI will nicht weniger, sondern mehr wissen

Serie Internet: Noch unbedeutend, aber wichtig Anonymisierung durch "Tor"

Tor bezeichnet eine Software zur Anonymisierung. Das Projekt hat noch keine wirkliche Bedeutung, ist aber wichtig für die Zukunft. Problematisch erscheint die Abhängigkeit von staatlichen Sponsoren. Die Initiatoren wollen dies zeitnah ändern.

Wenn Sie sich für Anonymisierung und das Projekt Tor interessieren, können Sie die Rede der Gründer sowie Entwickler Appelbaum und Dingledine am 29. Dezember in Hamburg verfolgen. Beide blicken auf ein Jahr mit Herausforderungen zurück, Sie werden daher frohe Botschaften und weniger erfreuliche Details hören. Das Instrument Tor und das gleichnamige Netzwerk haben wichtige Aufgaben: Sie schützen Sie als Bürger ebenso wie Dissidenten oder Journalisten vor Überwachung und Zensur.

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Anonymisierung - ein zunehmend wichtiges Thema

Wenn Sie diese auf Online-Routing basierende Software nutzen, verschleiern Sie Ihre Identität und Ihren Standort. Sie könnten so unerkannt auf "gesperrte Netzinhalte" zurückgreifen und mehr oder weniger legale Angebote aufrufen. Zwei Millionen User verwenden die Anonymisierungssoftware und das Tor-Netzwerk täglich, doch stößt das spendenfinanzierte Projekt bei der Abwehr von Angriffen an seine Grenzen. 

Der Staat als Finanzier von Entwicklung und Angriff

Die Regierung der Vereinigten Staaten fördert das Projekt Anonymisierungssoftware keineswegs ohne eigene Interessen. Die Politik möchte immer über die Möglichkeiten potenzieller Gegner informiert sein und führt dazu die klassischen Gefahrenherde Geldwäsche und Drogenhandel an. Die Plattformbetreiber registrierten unlängst einen Angriff zweier Forscher der Carnegie-Mellon-Universität. Ihnen gelang es, massenweise Nutzer zu enttarnen. Die Betreiber nahmen den Angriff zwar wahr, aber lange nicht ernst.

Mittlerweile verdichten sich die Hinweise, dass das FBI den Angriff in Auftrag gegeben und mindestens 500.000 Dollar dafür bezahlt hat. Die Bundesbehörde bestreitet den Vorwurf nicht einmal und weist lediglich Meldungen zu höheren Zahlungen zurück. Nicht zuletzt ist der Angriff der Naivität der Initiatoren geschuldet. Sie hatten sich bislang auf die Loyalität der Geldgeber verlassen und denen ethische Motivation unterstellt. Nun blocken Appelbaum und Dingledine konsequent alle verdächtigen Anfragen ab und beschäftigen sich mit der Beseitigung von Schwachstellen.

Ob die Anonymisierung von Andersdenkenden erfolgreich sein wird, hängt davon ab, wie die Staatsgewalt darauf reagiert."

Möglichkeiten zur Anonymisierung weiter erforschen

Die Gründer von Tor verlassen sich nur noch auf Wissenschaftler mit Reputationen, die keine Zweifel an Loyalität aufkommen lassen. Bereits im Vorfeld sollen etwaige Angriffe entdeckt und abgewehrt werden können. So schnell wie möglich sollen staatliche Geldgeber durch neutrale und hinter dem Projekt stehende Sponsoren ersetzt werden. Gleichzeitig bemühen sich die Betreiber um ein Management mit mehr Professionalität. 

Es wird Unabhängigkeit angestrebt, denn Tor befindet sich aktuell in einem Stadium, an dem Grenzen aufgezeigt werden. Diese können nur mit mehr finanziellen Mitteln und einem globalen Netzwerk überwunden werden. Ob die Anonymisierung von Andersdenkenden langfristig erfolgreich sein wird, hängt letztendlich davon ab, wie die Staatsgewalt darauf reagiert. Und hier zeigt sich, dass Dienste wie NSA, CIA oder das FBI niemals genug über alle Staatsbürger erfahren können.

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