Werden Postboten durch ganz normale Menschen ersetzt?

Schon vor dem Poststreik erwogen Crowdsourcing: Jeder wird Postbote

Crowdsourcing ist ein Phänomen im Zeitalter umfassender Vernetzung und neuer Medien. Durch die Verteilung von Aufgaben auf viele Schultern lassen sich auch große Herausforderungen flexibel bewältigen.

Bei dem Begriff Crowdsourcing handelt es sich um ein Kunstwort. Es setzt sich aus den Bestandteilen Crowd = Menge und Outsourcing = Auslagerung zusammen. Diese Wortkombination beschreibt gut, worum es geht. Die Auslagerung von Bereichen, die nicht zu den Kernkompetenzen gehören, ist schon lange ein strategisches Konzept vieler Unternehmen. Durch das Outsourcing erhofft man sich Kosteneinsparungen und mehr Flexibilität bei schwankenden Auftragslagen. Neu ist dagegen die Einbeziehung der Crowd. Es sollen nicht mehr ausgewählte, professionelle Dienstleister sein, die die ausgelagerten Aufgaben übernehmen, sondern Menschen wie Sie und ich.

Crowd und Outsourcing

Mit diesem Ansatz könnte das Geschäftsmodell vieler etablierter Dienstleister ins Wanken geraten. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Deutsche Post. Das Bonner Unternehmen profitierte in den vergangenen Jahren enorm vom E-Commerce-Trend. Der immer beliebter werdende Kauf per Internet kurbelte das Paketgeschäft des Konzerns kräftig an. Jetzt droht eine nachhaltige Bedrohung, denn dem Vernehmen nach prüft Amazon, einer der größten Internet-Anbieter, ernsthaft Alternativen zum Versand über die Deutsche Post. Crowdsourcing spielt dabei eine entscheidende Rolle. 

On My Way - eine Idee von Amazon

Der Grundgedanke ist simpel. Wenn jemand irgendwohin privat unterwegs ist, soll er mit Hilfe seines Smartphones checken können, ob auf seinem Weg zufällig Adressen liegen, wo Pakete von Amazon abzuliefern sind. Die kann der Smartphone-Besitzer dann an einem entsprechenden Punkt abholen und gegen eine kleine Vergütung an den Adressaten ausliefern. Der Versandweg über die Post würde sich damit erübrigen.

Durch die Verteilung auf viele Schultern lassen sich auch große Herausforderungen flexibel bewältigen."

Dieses Modell hätte für Amazon gleich zwei Vorteile. Zum einen käme es dem Internet-Unternehmen wesentlich günstiger, zum anderen wäre man dann deutlich unabhängiger vom Dienstleister Deutsche Post und anderen Paketversendern, denn genügend Alternativen wären de facto immer zur Hand. Der aktuelle Poststreik dürfte solche Überlegungen weiter befördern, denn für Amazon und Co. ist der Ausstand ein echtes Problem. Derzeit bleiben schätzungsweise eine halbe Million Pakete und Päckchen jeden Tag bei der Post liegen. Der Versand kann vielfach nur mit Verzögerungen erfolgen. Mit der Umsetzung von "On My Way" - so der Name des Crowdsourcing-Projektes von Amazon - könnte man solche Probleme einfach umgehen. 

Nicht nur Vorteile 

Was auf den ersten Blick sehr einleuchtend und vorteilhaft klingt, hat aber auch Schattenseiten. Denn die Qualitätsstandards eines professionellen Versenders ließen sich mit einem solchen Modell wohl kaum sicherstellen. Und ein Beitrag zur Förderung sicherer Beschäftigung ist das Vorhaben garantiert nicht.

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