Big ist beautiful - trifft derzeit nicht zu auf Großbanken

Strukturprobleme bei Großbanken Dämmerung in Frankfurt?

Big is beautiful - dieser Spruch trifft derzeit auf kaum einen Wirtschaftssektor so wenig zu wie auf Deutschlands Großbanken. Während die Commerzbank sich wenigstens einigermaßen berappelt hat, kämpft das größte Geldhaus hierzulande, die Deutsche Bank, weiter mit massiven Schwierigkeiten.

Gesundschrumpfung ist daher angesagt. Tatsächlich spricht manches dafür, dass schiere Bankengröße auch volkswirtschaftlich betrachtet nicht unbedingt von Vorteil ist. Diese These vertritt zumindest der junge Geldpolitiker Neel Kashkari aus den Vereinigten Staaten, der sogar so weit geht, die Zerschlagung der US-Großbanken ins Gespräch zu bringen.

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Provokante Thesen aus den USA 

Damit soll das Finanzsystem insgesamt weniger krisenanfällig werden. Dabei will Kashkari nicht nur kleinere Einheiten, ihm schwebt eine grundlegende Neustrukturierung vor. Drei Punkte kennzeichnen seine Überlegungen: 

  • die Zerschlagung der US-Großbanken in kleinere und weniger miteinander vernetzte Institute; 
  • die Umwandlung der Banken in eine Art Finanzversorger mit hoher Eigenkapitalausstattung und dichter Regulierung; 
  • die Besteuerung der Verschuldung im Finanzsystem, um künftigen Kreditblasen entgegenzuwirken. 

Die Umsetzung dieser Maßnahmen würde die Bankenlandschaft umkrempeln und einen Paradigmenwechsel bedeuten. Es wäre ein Abschied von der Philosophie des Wachstums und vom Streben nach hohen Gewinnen durch riskante Geschäfte. Kashkari leitet die Befürchtung, dass trotz besserer Aufsicht und Risikoabbau die reine Bankgröße ein Risikofaktor bei künftigen Krisen bleibt. Bei allen Sicherungsanstrengungen könnte der Fall einer Großbank das ganze Finanzsystem dennoch mit ins Verderben reißen. Bei kleineren und eigenständig agierenden Instituten wäre ein einzelner Bankenausfall dagegen weniger gravierend. 

Deutsche Bank: Nicht volkswirtschaftliche Überlegungen, sondern die wirtschaftliche Lage zwingt zur Verkleinerung."

Großbanken - wenig überzeugende Pro-Argumente 

Für Kashkari sind die üblichen Begründungen zur Legitimation von Großbanken außerdem wenig überzeugend. Eine entwickelte Industrienation benötige nicht zwingend Großbanken für weiteres Wirtschaftswachstum. Im Gegenteil, die auf Wachstum getrimmte Kreditvergabepolitik der großen Geldhäuser habe eher dazu geführt, dass viele Mittel  in wenig profitable Vorhaben geflossen und dadurch Fehlallokationen entstanden seien. Das Platzen der Immobilienblase und die Finanzkrise hätten dies offensichtlich zum Vorschein gebracht. Nicht einmal für das häufig vorgebrachte Argument, große Institute seien nötig, um Unternehmenskunden ins Ausland zu begleiten, sieht der US-Geldpolitiker eine Berechtigung. Schließlich gebe es stets genügend Bank-Alternativen vor Ort. 

Man muss nicht unbedingt allen Thesen und Schlussfolgerungen von Kashkari folgen. Und manche auf die USA bezogene Aussage mag auf deutsche Verhältnisse nicht ohne weiteres zu übertragen sein. Dass das Streben nach Wachstum und der Wunsch, Global Player zu sein, nicht zielführend ist, beweist aber aktuell kein Institut so sehr wie die Deutsche Bank. Nicht volkswirtschaftliche Überlegungen, sondern die wirtschaftliche Lage zwingt hier zur Verkleinerung. Sie könnte Teil eines umfassenderen Strukturwandels in der Branche sein.

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