Einst hatte sich Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann vehement gegen Staatshilfen gewehrt

Bei der letzten Krise noch schroff abgelehnt Droht Verstaatlichung der Deutsche Bank AG?

Einst hatte sich Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann vehement gegen Staatshilfen gewehrt. In der Finanzkrise erklärte er, er würde sich schämen, wenn sein Haus Staatsgeld benötigte. Doch seither hat sich die Welt geändert. Das Thema Verstaatlichung ist für die Deutsche Bank AG aus dem Bereich des Undenkbaren gerückt und zu einem möglichen Szenario geworden.

Anlass der aktuellen Diskussion um eine Verstaatlichung ist die weiterhin angespannte Lage von Deutschlands größtem Geldhaus. Trotz der Anstrengungen von John Cryan, die Bank wieder auf Vordermann zu bringen, sind die Erfolge bisher ausgeblieben. Und die Zweifel wachsen, dass die Wende zum Guten gelingen wird. Das zeigt sich unter anderem im Kurs der Deutsche Bank-Aktie. Er hat binnen Jahresfrist um mehr als 50 Prozent nachgegeben. 

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In einer Krise bestünde akute Kapitalnot

In der anhaltenden Niedrigzinsphase ächzt die Deutsche Bank AG wie andere Institute unter den verfallenden Margen. Im klassischen Bankgeschäft schmelzen die Erträge dahin. Die Milliardenstrafen für diverse Verfehlungen belasten obendrein. Auch wenn hier das Gröbste überstanden scheint, das Thema dürfte das Institut weiter begleiten. Einstweilen behilft man sich mit Kostensenkungsprogrammen und der Trennung von wenig ertragreichen Geschäftsfeldern wie dem Retail-Banking - siehe Postbank-Verkauf. Dafür setzt man wieder mehr auf das Investmentbanking - obwohl das in der Finanzkrise die größten Probleme verursacht hatte. 

Manche Beobachter sehen darin auch den Ausdruck einer gewissen Ratlosigkeit, was nicht unbedingt das Vertrauen stärkt. Beim jüngsten Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht EBA schaffte das Institut zwar den Sprung über die Messlatte. Doch die Resultate waren nicht berauschend. Wie Konkurrentin Commerzbank landete die Deutsche Bank AG hier unter den letzten zehn europäischen Instituten und gehört damit zu den krisenanfälligsten Banken. Noch dramatischer ist eine Analyse des renommierten ZEW-Instituts. Es hat ermittelt, dass im Fall einer neuen Finanzkrise der Deutschen Bank 19 Milliarden Euro an Kapital fehlen würden. Spätestens dann wäre Staatshilfe gefragt, denn die Bank dürfte gerade in einem solchen Fall Schwierigkeiten haben, das nötige Geld am Kapitalmarkt aufzubringen.

Im Fall einer neuen Finanzkrise würden der Deutschen Bank 19 Milliarden Euro an Kapital fehlen."

Deutsche Bank - ein Risikofaktor 

Von daher scheint das Thema Verstaatlichung nicht so abwegig wie es vielleicht auf den ersten Blick scheint. Die Deutsche Bank besitzt nach wie vor eine Schlüsselstellung, wenn es um die Finanzierung der deutschen Wirtschaft geht und ist ein wichtiger Player im internationalen Finanzsystem. Ein Ausfall des Institutes würde einen schweren Schlag für den Wirtschaftsstandort Deutschland und für die Finanzmärkte bedeuten, mit nicht absehbaren Folgewirkungen. Von daher wäre eine staatliche Rettung angezeigt. Noch ist es nicht soweit, aber die Deutsche Bank bleibt ein Risikofaktor.

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