Serie Geschichte: Schneeballsystem in voller Blüte Das System Madoff
Gut fünf Jahre ist es her, seit Bernard L. Madoff - seinerzeit einer der bekanntesten Akteure an der Wall Street - wegen Anlagebetrugs in gigantischem Ausmaß zu einer Freiheitsstrafe von insgesamt 150 Jahren verurteilt wurde. Sein Schneeballsystem hatte einen Schaden von umgerechnet insgesamt mehr als 50 Milliarden Euro verursacht und Tausende von Investoren um ihr Geld gebracht.
Es überrascht immer wieder, dass Schneeballsysteme als Betrugsmasche funktionieren. Denn Madoffs System war und ist keineswegs das einzige, dem Anleger vertraut haben. Nur die Dimensionen sind besonders beeindruckend. Auch in Deutschland gibt es Beispiele dafür. Eines der neueren ist die Frankfurter Immobiliengruppe S & K. Ein Schneeballsystem arbeitet immer nach dem gleichen Prinzip. Investoren werden mit der Aussicht auf überdurchschnittliche Gewinne und Renditen angelockt.
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So funktioniert ein Schneeballsystem
Die werden allerdings gar nicht erzielt, zum Teil finden überhaupt keine Anlagen statt. Das Geld wird vielmehr dazu verwandt, die Investoren der ersten Stunde auszuzahlen und damit die Einhaltung des Renditeversprechens zu demonstrieren. Dadurch werden weitere Anleger angelockt, die in das Schneeballsystem investieren. Aus dem Geldzustrom zweigen die Betreiber in der Regel nicht unerhebliche Beträge für sich selbst ab.
Es kommt wie es kommen muss - irgendwann reicht das "frische" Geld nicht mehr aus, um die Zahlungsansprüche früherer Investoren zu befriedigen und das Schneeballsystem bricht in sich zusammen. Die Anleger, die als letzte den Versprechungen geglaubt haben, haben das Nachsehen.
Der Anschein der Seriosität
So war es auch bei Madoff. Ihm kam dabei seine jahrzehntelange Börsenerfahrung und seine ausgezeichnete Vernetzung in Kreisen der Börsenwelt und High Society zugute. Madoff und seine Anleger kannten sich in vielen Fällen persönlich. Zum guten Ruf des Betrügers trug auch bei, dass er sich zusammen mit seiner Ehefrau öffentlichkeitswirksam als Philantrop und Spender für zahlreiche wohltätige Zwecke in Szene setze.
Es überrascht immer wieder, dass Schneeballsysteme als Betrugsmasche funktionieren."
Das trieb ihm nicht nur das Geld vieler Stiftungen zu, es schuf auch den Anschein von Vertrauenswürdigkeit und Seriosität, die beim Geschäftsmodell Schneeballsystem wichtig sind. Auch ein anderes Metier beherrschte Madoff hervorragend, das der Verschleierung. Intransparenz ist eines der wichtigsten Merkmale jedes Schneeballsystems. Durch das Hin- und Herschieben von Geldern kann der Betrug über längere Zeit verdeckt werden.
Die Rolle der Betrogenen
Im Falle Madoff wurde später Kritik an der Börsenaufsicht SEC laut, die Hinweise auf betrügerisches Gebaren lange ignoriert hatten. Doch müssen die Betrogenen sich letztlich selbst kritisch hinterfragen. Drastische Überrenditen sind dauerhaft an der Börse nicht erzielbar. Wer solchen Versprechungen glaubt, handelt entweder naiv oder gierig. Beides ist für Börseninvestments nicht zuträglich.
Autor: Markus Schäpers