Weil viele Vorgehensweisen vielleicht legal sind, haben sie noch lange keinen Status der Legitimität

Boniexesse auf dem Prüfstand Der ehrbare Kaufmann bleibt ein Traum

Ex-Debis-Chef Manfred Grentz hat nach 3,5-jähriger Leitung der Regierungskommission zur guten Unternehmensführung einen Abschiedswunsch: Er würde gerne den "ehrbaren Kaufmann" in den Unternehmensführungs-Kodex als Leitbild festschreiben. In Krisenzeiten müssten sich Manager mehr auf das Bauchgefühl verlassen.

In wenigen Wochen wird Manfred Grentz im Alter von 75 Jahren seine Position an den dreizehn Jahre jüngeren Wirtschaftsprüfer Nonnenmacher übergeben. Die letzte Veranstaltung, an der Grentz teilnimmt, wird der von der Fondsgesellschaft Union Investment getragene Unternehmensführungs-Gipfel in Berlin sein. Der Eventveranstalter will Politikern, Investoren und Aufsichtsbehörden eine Plattform für Gespräche zu relevanten Themen anbieten. Manfred Grentz nutzt wahrscheinlich die Gelegenheit, um sich gegen strengere Vorgaben für Aufsichtsräte und Vorstände auszusprechen. Weitere Themen sollen Gehaltslimits für Vorstände und Qualifikationsanforderungen bei Aufsichtsräten sein.

Das Leitbild des "ehrbaren Kaufmanns" im Kodex verankern

Zunächst verspricht sich Manfred Grentz keine Verhinderung von bestimmten Auswüchsen, dies würde seiner Ansicht nach keinem Gesetz, keiner Regulierung und erst recht keinem Kodex gelingen. Die Kommission will die Unternehmer mit dem Leitbild jedoch zum Nachdenken anregen. Sie sollen aus ihrem Bauch heraus nur Dinge tun, die sie für anständig halten. Und nur, weil viele Vorgehensweisen vielleicht legal sind, haben sie noch lange keinen Status der Legitimität. 

Vorstandsvergütungen im Fokus der Politik

Die SPD, genauer ihr Chef Gabriel, hat sich als Wahlkampfthema die Vergütungen der Vorstände herausgesucht. Die Sozialpolitiker wollen unter anderem per Gesetz vorschreiben, wie groß die Abstände zwischen Vorstandseinkommen und durchschnittlichen Mitarbeitergehältern sein dürfen. In der Praxis hält Manfred Grentz eine derartige Quote für nicht durchsetzbar und begründet dies mit der Verschiedenheit von Konzernbelegschaften. Gleichwohl sollten, dem Kodex entsprechend, die Gehaltsentwicklungen beider Parteien in vernünftiger Relation stehen, und dazu müssen auch die Vergütungen der obersten Entscheidungsetage berücksichtigt werden. 

Manfred Grentz: In Deutschland sind Gehälter frei verhandelbar

Damit stellt sich der Kommissions-Leiter einer Absicht der SPD entgegen, die die steuerliche Absetzbarkeit hoher Gehälter einschränken will. Er hält zwar Vergütungen im zweistelligen Millionenbereich für zu hoch, gleichwohl weiß er um die Möglichkeiten der Unternehmen und bezeichnet die Wirkung gesetzlicher Maßnahmen als höchst eingeschränkt. Viel wichtiger sei aus seiner Sicht die gesellschaftliche Akzeptanz derartig hoher Einkommen, und die ist in Deutschland weniger gegeben als in den Vereinigten Staaten. 

In Krisenzeiten müssten sich Manager mehr auf das Bauchgefühl verlassen."

Kritik an hohen Boni nur teilweise berechtigt

Manfred Grentz bezieht damit Stellung zu der von Wirtschaftsprüfern geäußerten Ansicht, dass üppige Bonuszahlungen zu kurzfristigem Denken verleiten würden. Deren Kritik sei nur ansatzweise akzeptabel, weil Gesetzeslage und Kodex die Unternehmen zu mehrjährigen Vergütungs-Komponenten zwingen. So müssen die als feste Vergütungen übertragenen Aktien lange gehalten und bei Übergang ins Eigentum versteuert werden. 

Die Idee des Leitbilds "ehrbarer Kaufmann" soll ebenso wie ethische Prinzipien (beispielsweise der Unterschied zwischen Legitimität und Legalität) in die Präambel aufgenommen werden. Vor allem der erste Aspekt wird vermutlich weiterhin nur ein Traum bleiben.

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