"Setze alles auf eine Karte" Der Spekulant Jim Rogers
"Adventure Capitalist: the Ultimate Road Trip" - so hat der legendäre Investor Jim Rogers eines seiner Bücher betitelt. In der Überschrift kommen zwei typische Rogers-Leidenschaften zum Ausdruck, zum einen die Bereitschaft, Wagnisse einzugehen, zum anderen seine Freude am Reisen. Nach dem Rückzug aus dem aktiven Geschäft umrundete er zweimal die Welt.
Die Zeiten, da Rogers selbst im Investment-Geschäft mitmischte, sind schon länger her. Zusammen mit George Soros hatte er 1970 den Quantum Fonds gegründet - einen Hedgefonds, der später berühmt-berüchtigt werden sollte. Anfang der 1990er Jahre spekulierte der Fonds in großem Stil gegen das Britische Pfund, was die Währungshüter des Landes damals in erhebliche Schwierigkeiten brachte. Das war allerdings bereits nach Rogers' Zeit.
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Empfehlungen mit Aufmerksamkeits-Effekt
1980 hatte er das Fonds-Management aufgegeben, war Gastprofessor geworden und schrieb jede Menge Bücher über die Finanzmärkte und das Investieren. Mit Ratschlägen hält er auch heute nicht hinter dem Berg. Oft zeichnen sich seine Botschaften dadurch aus, dass sie genau das Entgegengesetzte gängiger Meinungen vertreten, was zumindest für Aufmerksamkeit sorgt. Das gilt auch für eine seiner jüngsten Empfehlungen. In einem CNN-Interview hatte Rogers Anlegern geraten, die möglichst schnell reich werden wollen, nicht zu diversifizieren. Man könnte es auch anders ausdrücken: "Setze alles auf eine Karte".
Warum man breit gestreut nicht (schnell) reich wird
Wer sich mit Finanztheorie befasst, wird bei einer solchen Empfehlung die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Denn spätestens seit der Portfolio-Theorie von Markowitz gehört es zum Wissens-Standard, dass man als Anleger Risiken möglichst breit streuen sollte - durch Investieren in mehreren Anlageklassen und durch Mischung innerhalb der Anlageklassen. Der Verzicht auf Risikostreuung bedeutet danach, etwas aufzugeben, ohne dafür einen "Mehrwert" zu erhalten. Investoren, die anders agieren, handeln suboptimal. Im Extremfall droht sogar der Totalverlust.
Allerdings hat Rogers insofern recht: man kann mit einem solchen "Portfolio-Ansatz" nicht unbedingt reich werden. Zumindest gelingt das nicht auf die Schnelle. Denn bei breiter Streuung lässt sich letztlich immer nur die Rendite erzielen, die der Markt hergibt. Und die ist im wahrsten Sinne des Wortes "durchschnittlich". Neben sehr gut performenden Titeln sind in einem Portfolio nämlich auch stets Papiere mit schlechterer Performance oder gar "Verlustbringer" enthalten. Zwar kann auf lange Sicht mit einem positiven Ergebnis gerechnet werden, aber die Rendite wird durch die "Underperformer" geschmälert.
Wer breit gestreut investiert, wird vielleicht nicht schnell reich, verliert sein Vermögen aber auch nicht.
Wenn man beim Investment solche "schwarzen Schafe" aus dem Depot schmeißt und sich ausschließlich auf die aussichtsreichsten Werte oder gar den "sicheren Geheimtipp" konzentriert, dann ist eine deutlich bessere Rendite denkbar und das Vermögen kann wesentlich dynamischer wachsen. Das bedeutet letztlich die Rogers-Empfehlung. Die Crux dabei ist nur, dass niemand genau weiß, welche diese "richtigen" Werte sind. Selbst Experten mit ausgefeilten Analyse-Methoden liegen mit dem Versuch, sie zu identifizieren, oft daneben.
Der Unterschied zwischen Investition und Spekulation
Letztlich zeigt sich in der Anlage-Philosophie der Unterschied zwischen Investieren und Spekulieren. Der Investor legt sein Geld auf lange Sicht an und will sein Vermögen dauerhaft und nachhaltig mehren. Der Spekulant schaut dagegen eher auf den kurzfristigen Gewinn und hofft mit spektakulär erfolgreichen "Deals" ein maximales Vermögen zu erzielen.
Rogers hat selbst als Hedgefonds-Manager stets nach "schnellen Chancen" gesucht. Das entspricht letztlich dem Hedgefonds-Prinzip. Leerverkäufe und das Setzen auf Unternehmen in extremen Schwierigkeiten gehörten dabei ebenso zu Rogers' Instrumenten-Kasten wie Investments in Währungen und Rohstoffen. Für "Normal-Anleger" ist das nicht unbedingt das Erfolgs-Rezept.